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Lörrach Bammel vorm Bimmeln

Die Oberbadische
Die Johanneskirche wurde mitten in ein Wohngebiet gebaut. Deshalb soll die Glocke aus Lärmschutzgründen in einen schwarzen Kasten – rechts am Gebäude – einhehaust werden, Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Johanneskirche: Glocke soll aus Rücksichtnahme nur im Innern zu vernehmen sein

Von Bernhard Konrad

Die Johanneskirche in Stetten-Süd wurde mitten ins Wohngebiet gebaut. Aus Rücksicht auf das Umfeld soll ihre Glocke deshalb außerhalb des Gebäudes kaum zu vernehmen sein. Dieser Ansatz wird allerdings vom ein oder anderen bedauert.

Lörrach. „Googeln Sie mal den Begriff ’Glockenlärm’“, empfiehlt Herbert Deininger vielsagend. Der Bezirkskantor ist Orgel- und Glockensachverständiger der Evangelischen Landeskirche für die Region Südbaden, und er weiß sehr genau um die mitunter heftig geführten Auseinandersetzungen rund ums Geläut. Zwar haben die Architekten („Wilhelm und Hovenbitzer und Partner“) zunächst „offene Glocken“ außerhalb des Gebäudes vorgesehen, doch hätte diese Variante zum einen „nur mit Hilfe eines Kranwagens“ kostenintensiv gewartet werden können. Zum anderen sorge der preiswertere Kasten an der Kirchenwand für eine reduzierte Geräuschentwicklung: „Wir sind im Wohngebiet, und es gibt Freunde und Gegner von Glocken.“

Angesichts des Umstandes, dass die Kirche in einen bereits bebauten Stadtteil gezogen sei, hat die Rücksichtnahme auf das Umfeld für die Gemeinde offenbar Priorität. Wo Kirchengeläut Tradition hat, etwa in Stettens Zentrum, gebe es in der Regel weitaus weniger Konfiktpotenzial, sagte Deininger. Im Übrigen sei das Geläut auch im Außenbereich durchaus zu hören.

„Wir möchten den Menschen nicht ins Zimmer hineinläuten“

Die nun angedachte Variante ist „nicht in meinem Sinn“, sagte Architekt Frank Hovenbitzer. Der Wettbewerbsentwurf habe eine „offene Glocke außerhalb des Gebäudes“ vorgesehen. Gestalterisch sei die „schwarze Kiste“ zwar „noch vertretbar“, doch sei es durchaus „ein bisschen fragwürdig, wenn man den Klang der Glocken quasi so verstecken muss. Das ist auch eine kulturpolitische Aussage, denn er gehört zu unserem Kulturkreis.“

„Vorauseilender Gehorsam“ gegen potenzielle Gegner

Susanne Bömers, Pfarrerin der Johannesgemeinde, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass auch Stimmen laut wurden, die selbst das „Liturgische Geläut“ kurz vor und während des Gottesdienstes als problematisch angesehen hätten. Das so genannte „Fernläuten“ sei angesichts der geringen Höhe des Kirchturms – sie entspricht dem Gebäudeumfeld – ohnehin kein Thema. „Wir sind in ein Wohngebiet gezogen und möchten den Menschen nicht ins Zimmer hineinläuten, sondern die Situation vor Ort berücksichtigen.“ Ohnehin sei die Glocke noch nicht installiert. Die Gemeine brauche nach der Umbruchphase erst Mal Ruhe, sagte Bömers. Die Glocke werde bei Zeiten kommen.

Befürworter des Glockenklangs betonen unterdessen, es gehe ja nicht ums Fernläuten oder um den Stundenschlag: Beides stehe nicht zur Debatte. Aber vernehmbar zum Gottesdienst rufen sollte eine Kirchengemeinde in ihrem Quartier schon dürfen. Das könnte angesichts der Tatsache, dass nur eine einzige Glocke vorgesehen ist, ohnehin schwer genug sein. Das gegenwärtig geplante Modell sei schlicht „vorauseilender Gehorsam“ gegen potenzielle Gegner des Kirchengeläuts.

Immerhin, so Deininger, gebe es womöglich die Option, den Kasten noch etwas „nach außen hin“ zu öffnen, um das Geläut bei der Einladung zum Gottesdienst noch deutlicher erschallen zu lassen.

Sobald die Glocke hängt, könne nach einer Klangprobe nochmals über das weitere Vorgehen beraten werden.

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