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Lörrach Baumfällungen als ultima ratio?

Die Oberbadische
Im Waldrefugium am Schädelberg müssen voraussichtlich rund 30 Bäume gefällt werden.                  Archivfoto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Forst: Offener Brief von Christine Langen zur geplanten Aktion im Waldrefugium Schädelberg

Lörrach (mek). Aufgrund der geplanten Baumfällaktion oberhalb der Chrischonastraße hat sich Christine Langen, die Unicef Juniorbotschafter Lörrach und zahlreiche besorgte Bürger mit einem offenen Brief an die Stadt gewandt. Im Waldrefugium sollen ab 7. Januar rund 30 kranke Bäume gefällt werden: „15 Bäume sind bereits buchstäblich klapperdürr, schlussendlich weg muss wohl die doppelte Anzahl“, hatte Förster Berthold Köpfer auf Anfrage unserer Zeitung erklärt. Dies habe zu geschehen, bevor einer dieser Bäume umfalle und es zu möglichem Personen- oder Sachschaden komme (wir berichteten).

Wir veröffentlichen den Brief nachfolgend leicht gekürzt: „Fröhliche Weihnachten und Rückzug in die Familie ist der vorherrschende Wunsch am Wochenende vor dem 4. Advent. Und genau da platzt die Bombe von einer erneuten Baumfällung, schlimmer noch einer Rodung am Schädelberg, ins friedlich gestimmte Gemüt. War der Zeitpunkt etwa geschickt geplant? Wenn ja, kann er den Proteststurm nicht verhindern. Wegen der Entnahme einiger kranker Bäume soll nun ein Kahlschlag vonstatten gehen. Ein Refugium ohne Bäume ist doch kein Refugium!

Ich frage mich: wofür haben wir demonstriert, wofür sind tausende Jugendliche auf die Straße gegangen, welchen Nutzen hatten die aufwendigen und Lebenszeit raubenden Proteste gegen den Raubbau an der Natur, was haben die Einsprüche der Anwohner gegen die Fällungen am Krottenweiher bewirken können, wofür haben wir den Klimanotstand als Fortschritt für Lörrach gefeiert, woraus können wir Hoffnung für die Zukunft der Welt schöpfen, wenn es uns noch nicht mal in Lörrach gelingt, ökologisch zu denken und zu handeln?

Ich möchte wissen, welcher unabhängige Fachmann hat geprüft, wie krank oder „wacklig“ die Bäume wirklich sind, von welchen geht eine konkrete Gefahr für Menschen aus und welche Möglichkeiten gibt es, die Bäume schonend zu entnehmen? Und wird in gleicher Weise wieder aufgeforstet? In früheren Briefen an die Stadt zu Baumfällungen im Stadtwald wurde ich beschwichtigt, dass diese Fällungen nun für die nächsten zehn Jahre die letzten seien. Das ist gerade mal zwei Jahre her.

Das Totschlagargument „Sicherheit“ und „kein Geld in der Kasse“ für sensibleres Vorgehen, ist ad absurdum geführt, wenn man in Betracht zieht, dass langfristig gedacht, wir „am Ast sägen auf welchem wir sitzen“. Irgendwann fehlt uns allen die Luft zu atmen und die Möglichkeit Fehler der Vergangenheit rückgängig zu machen, oder sie wird uns viel mehr kosten als eine schonende Baumfällung. Wenn wir die Argumente Sicherheit und Kosten anführen wollen, sind eben dies Gründe, die Bäume nicht zu fällen oder wenn nur mit Bedacht und als ultima ratio.

Wer kein Geld, aber Probleme hat, muss kreativ werden. Dies möchte ich auch den für die Baumfällungen Verantwortlichen empfehlen. Statt einer Patenschaft oder zusätzlich zu einer Patenschaft für einen Baum im Amazonas, wären ich – und mit mir, viele Bürger – bereit, eine Patenschaft für einen Baum am Leuselhardt zu übernehmen. Wieviel mehr würde denn ein schonender Umgang mit dem Waldrefugium Schädelberg kosten? Was können Bürger tun, außer einigermaßen erfolglos protestieren, um die Bäume hier zu retten?

Die Juniorbotschafter sammeln schon regelmäßig Plastik und anderen Müll in eben diesem Wald, sie und wir wären bereit, auch zu pflanzen und mitzuhelfen, dass Lörrach wirklich eine klimaneutrale, ökologisch ausgerichtete Stadt wird.“

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