Lörrach Beats, Blues und Breakdance in der Bar

Gabriele Hauger
Furiose Bühnenshow Foto: TMT

Kultur: Compagnie Pyramid begeisterte im Burghof mit unvergleichlicher Melange

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Restlos begeistert und bestens gelaunt ist man nach dieser einstündigen Aufführung „Ballet Bar“ der Compagnie Pyramid. Was war das jetzt eigentlich? Breakdance? Artistik? Burlesque? Theater? Die Antwort: von allem etwas. Die fünf Tänzer haben sich eine unverwechselbare Melange mit französischem Charme erarbeitet, die sie am Dienstagabend im gut besuchten Burghof einem euphorischen Publikum präsentierten.

Wir befinden uns in einer Bar, vielleicht in den 20er Jahren, jazzige Atmosphäre, mittendrin der putzwütige Chef mit Stauballergie, der den gesamten Abend über am Wischen und Pusten ist. Vier Gäste kommen mitten aus den Zuschauerrängen auf die Bühne. Und es entwickelt sich entlang eines alten knisternden Radios samt Schallplattenspieler ein geballtes artistisches Spiel rund um die wechselnde Musik, die von Jazz und Klassik über Bebop und Elektro bis zu Blues zu Hip-Hop reicht.

Die Herren haben unterschiedliche Geschmäcker. Drum entfaltet sich ein quirliger, amüsanter Kampf darum, welche Platte aufgelegt werden darf. Urkomisch die Mimik und das Gejammer, wenn der eine beleidigt auf die Zerstörung seiner Lieblingsscheibe reagiert. Oder ein anderer bewusst lasziv zum Rhythmus die Hüften schwingt. Jeder der fünf Tänzer ist ein eigener Typ: Da ist der ernste Schlaks, der quirlige Kleine, der hoch Emotionale.

Viel mehr als eine reine Tanz Battle

Bewundernswert ist die Körperbeherrschung, gepaart mit tänzerischem Können. Breakdance geht auch zu Charleston. Was die Tänzer an Power-Moves, Freezes und Head Spins in atemberaubenden Tempo hinlegen, wirkt dabei spielerisch und leicht. Immer wieder gibt es Szenenapplaus.

Doch das Ganze geht weit über eine reine Tanz-Battle hinaus: Denn die locker erzählte Geschichte um die Inspiration, die Musik verschafft, ist gespickt mit komödiantischen Elementen, ohne dabei je in Albernheit abzugleiten. Die Hände spielen an der verschiebbaren Theke ein kleines Theater, ein fahrbarer Garderobenständer wird vermenschlicht und in eine Walzerrunde integriert. Gegenstände wie ein Mikrofon entwickeln ein verrücktes Eigenleben – die Tücke des Objekts.

Selbst die einzelnen Körperteile der Protagonisten verhalten sich zuweilen höchst eigenwillig. Die Hand tanzt von alleine los, die Beine ebenso, und plötzlich wird der ganze Körper vom Rhythmus gepackt, der ihn Stromstößen gleich durchzittert.

Lebensfrohe Energie wechselt mit ruhigen, fast poetischen Momenten der Konzentration, so dass das Ganze nie hektisch oder überfordernd wird. Am liebsten möchte man noch länger in dieser Ballet Bar, in der sogar Bach gewürdigt wird, verweilen. Als kleine Zugabe wiegen die Franzosen ihre Hüften zum Salsa, davon hätte man sich gerne noch weiter in Stimmung bringen lassen.

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