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Lörrach Bedarf übersteigt Möglichkeiten

Willi Vogl
Stefan Roth (v. l.), Christoph Mayrhofer, Karin Probst, Valérie Bonfiglio und Karl-Heinz Schalück Foto: Willi Vogl

Soziales: „Pro digno“ bietet Wohnung und Betreuung für Bedürftige / Hoffest mit Waie und Straßenmusik

Lörrach - Zum Hoffest des Vereins „Pro digno“ kamen am Samstag Anwohner, Sponsoren und Freunde ins „Rössle“. In der ehemaligen Pferdemetzgerei an der Basler Straße betreibt der Verein ein Übergangswohnheim mit dem Ziel der Resozialisierung und Integration.

Mit der bloßen Wohnmöglichkeit für Haft- und Therapieentlassene sowie schutz- und hilfebedürftiger Menschen ist es nicht getan. Die derzeit 29 Bewohner sowie zwei Personen in Außenwohnungen im Alter von 17 bis 74 Jahren werden von der Einrichtungsleiterin und Sozialarbeiterin Valérie Bonfiglio und einem Team von Mini-Jobbern und ehrenamtlichen Helfern betreut.

„Nicht alle sind so leistungsfähig, wie die Gesellschaft es sich wünscht“, deutet Bonfiglio den Hintergrund für die Arbeit an. Allein in Lörrach gibt es laut dem zweiten Vorsitzende Karl-Heinz Schalück etwa 200 Bedürftige. Rund 100 davon hätten die Möglichkeit, in einem Heim wie dem in der Basler Straße unterzukommen. Schalück sieht seine Arbeit und die seiner Vorstandskollegen aus einer christlichen Haltung heraus motiviert und versteht sie als „Sozialinvestition“.

„2018 hatten wir sechs Eintritte und vier Austritte. Von den vier Austritten mussten wir drei Bewohner aufgrund von Gewaltanwendung und mutwilliger Zerstörung entlassen. Einer starb im Krankenhaus“, teilte Bonfiglio nüchtern im Jahresbericht mit. In ihren Schilderungen beim Hoffest spürte man jedoch vor allem die Begeisterung für ihre Arbeit in dem mitunter maroden Haus. Ihr Bemühen um eine sichere und freundliche Wohnumgebung ist flankiert von diversen Betreuungsaktivitäten des Teams. Dazu gehören Begleitung bei Behördengängen, gemeinsames Kochen oder Spielenachmittage.

Das „Rössle“ ist mit der Stadt, den Kirchen und anderen Sozialeinrichtungen gut vernetzt und so gehen auch ohne Werbung täglich Wohnanfragen ein. Der Bedarf übersteigt die Möglichkeiten des Wohnheims indes bei weitem. Gern würde man die räumlichen und personellen Kapazitäten verdoppeln. Dies hängt jedoch entscheidend von Spenden ab.

Kreativ und beharrlich verfolgen Bonfiglio und der Vorstand die derzeit realistischen Projekte. So sollen in gemeinsamer Finanzierung von privatem Eigentümer und Verein die Räume der ehemaligen Metzgerei zu einer Werkstatt umgebaut werden. „Hier sollen die Bewohnern nicht nur eine sinnvolle Beschäftigung finden, sondern auch zum Unterhalt der Einrichtung beitragen“, erklärte Bonfiglio die Verbindung zwischen individuellem Integrationsziel und dem Finanzierungsbedarf des Vereins.

„Entrümplungen mit Privatautos sind nicht mehr zu stemmen“, begründete der Vorsitzende Stefan Roth die Pläne zur Anschaffung eines Vereinsautos. 16 000 Euro stünden dafür bereit, weitere Spenden seien notwendig. Roth lud die Besucher ein, mittels Fotoverschickung über Facebook und Whats-App das „Rössle“ bekannter zu machen. Bei Waie und Getränken hatten die Gäste Gelegenheit zum Austausch. Marius, Justin und ihr Papa Matthias Westphal als „Die Brokes“ steuerten, passend zum Vereinsthema, gitarrenbegleitete Straßenmusik bei.   www.pro-digno.de

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