Winzer und Bajo wissen: Für ihre Klienten aus dem Ausland sind sie vielfach die wichtigsten deutschen Ansprechpersonen, und das über mehrere Jahre. Aktuell liegt der Betreuungsschlüssel bei 1:120, ab Oktober 2021 bei 1:140, erklärt Christina Hopfner, Fachbereichsleiterin Migration beim Diakonischen Werk.
Brückenbauer: Hilfe zur Selbsthilfe
Die Diakonie im Kreis Lörrach hat den Fachbereich im Zuge der 2014/15 rasant gestiegenen Zuwanderungszahlen von acht auf 22 Mitarbeiter aufgestockt. Allein im Stadtgebiet organisiert das Team ein vielgestaltiges Integrationsprogramm. Unterstützung beim Zugang zu Ausbildung oder Job gehören dazu genauso wie der Vorbereitungskurs Kinderpflege, der Kurs „Empowerment für Frauen“ oder die Angebote des Nadia Murad Zentrums, das ein Augenmerk auf die Betreuung traumatisierter Flüchtlingskinder legt. Ganz neu ist ein Projekt für Mädchen rund um Schule und Ausbildung.
„Wir verstehen uns als Brückenbauer, indem wir dabei helfen, hier Fuß zu fassen“, sagt Merlinda Bajo und Christina Hopfner ergänzt: „Es ist Hilfe zur Selbsthilfe, damit die Menschen wieder die Verantwortung für ihr Leben übernehmen können.“
Zugleich beraten die Sozialarbeiter tagtäglich ihre Klienten. „Manche kommen gar nicht, manche kommen öfter“, so die Erfahrung von Mathias Winzer. Waren es zu Beginn hauptsächlich Syrer und das Ziel vor allem Integration, so seien es im Moment mehr Afrikaner, deren Asylverfahren nach und nach abgearbeitet werden. „Aktuell suchen uns die meisten Leute auf, weil sie wieder Post bekommen haben“, schildert Winzer den Umgang mit reichlich Bürokratie. Ansonsten seien die Anliegen der Ratsuchenden vielfältig und reichten von Arbeits- und Wohnungssuche bis hin zu Spracherwerb und Kinderbetreuung.
Viel Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit
Bei der Diakonie mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Flüchtlingsarbeit hofft man indes, dass die innerhalb von fünf Jahren aufgebauten Strukturen erhalten bleiben. „Ungefähr alle zehn bis 15 Jahre gibt es nun mal eine Welle der Fluchtbewegung“, sagt Christina Hopfner. Integration sei mitunter ein langer Weg und brauche den guten Willen der Migranten wie der Eingesessenen, ist Merlinda Bajo überzeugt. Dass sich die Angekommenen hier wohlfühlen, gehöre zur Integration dazu. Die promovierte Kriminologin ist zuversichtlich: „Auch Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden.“