Lörrach Bei Starkregen schnell handeln

Marco Fraune
 Foto: Kristoff Meller

Notfallplan: Hochwasseralarm- und Einsatzplan der Stadt soll schnelle Reaktionszeit im Notfall gewährleisten / Schäden minimieren / Von Telefonlisten bis zu Gefahrenkarten

Mit einem Hochwasseralarm- und Einsatzplan will die Stadt Lörrach für den Ernstfall gerüstet sein. Bei dessen Vorstellung im Hauptausschuss wurde deutlich: Starkregenereignisse sind noch herausfordernder als ein Flusshochwasser. Ein Appell an die Bürger gab es auch.

Von Marco Fraune

Lörrach. Plötzlich fällt wolkenbruchartig der Niederschlag auf Lörrach, und in sehr kurzer Zeit laufen nach den Kanälen auch die Keller voll: Dieses Szenario im Hochwasseralarm- und Einsatzplan (HWAEP) ist schon Realität geworden – zuletzt im Juli 2021. „Es ist eine Aufgabe, die wir dauerhaft erledigen müssen“, weiß Oberbürgermeister Jörg Lutz zugleich um die Fortsetzung von fatalen Folgen des Klimawandels.

Daher wurde das Ingenieurbüro Winkler und Partner aus Stuttgart beauftragt, den Plan in Zusammenarbeit mit der Stadt zu erstellen. Letztlich soll so im Hochwasserfall der Schaden minimiert werden und klar sein, wer im Notfall was, wann und wo macht. „Die Erkennung der Gefährdungen und Maßnahmen bei einem Hochwasserereignis ermöglicht im Ernstfall deren schnelle Erledigung“, erklärte Fachbüro-Mitarbeiter Joachim Liedl. Der Plan diene der gemeinsamen Vorbereitung aller Beteiligten auf die Hochwasserlagen und als Grundlage für Übungen – letztlich dem reibungslosen Zusammenwirken der verschiedenen Behörden und Dienststellen.

Pläne und Karten

Im Plan enthalten sind hierzu Telefonverzeichnisse, Stadt- und Lagepläne, ein Alarm- und Einsatzplan, Kontrollblätter und Materiallisten sowie verschiedene Karten, aus denen die Hochwasser-Gefahreneinschätzung hervorgeht. Knackpunkt ist zugleich, dass eine überlaufende Wiese noch besser eingeschätzt werden kann als wenn es aus Kübeln schüttet – wie im Juli 2021 besonders in Tumringen. Aber auch Hauingen kennt die fatalen Folgen. „Wir können das immer weniger vorhersagen“, weiß Lutz; auch der Deutsche Wetterdienst könne die notwendige Präzision noch nicht liefern.

Appell an die Bürger

Im Rahmen des kreisweiten Projekts „EroL – Erosionsereignisse durch Starkregen im Markgräflerland“ gibt es zumindest für das Hochwasser Karten, mit denen der Bevölkerung das Problem für das eigene Grundstück vor Augen geführt wird. Hier rufen sowohl der OB als auch die Experten dazu auf, sich mit präventiven Maßnahmen zu beschäftigen.

Doch bei Starkregen sieht es etwas anders aus, hat auch schon Grünen-Fraktionschefin Margarete Kurfeß am eigenen Leib zu spüren bekommen. So sei aus der Kanalisation das Wasser herausgetreten und in den Keller gelaufen. „Da nutzt mir eine andere Pumpe nichts. Man steht schon ein wenig hilflos da“, wusste sie den Einsatz der Feuerwehr besonders zu schätzten.

Schulungen und Prüfungen

Experte Liedl ergänzte, dass der städtische Betriebshof beispielsweise schon vorab Einläufe oder Rechen überprüfen müsse. Auch gelte es für die Mitglieder des Krisenstabs, sich im Vorfeld mit dem Plan vertraut zu machen. Ebenso müssten Einsatzlagen simuliert werden, um weiteren Handlungsbedarf zu erkennen. Eine regelmäßige Fortschreibung sei zudem wichtig, konkret auch hinsichtlich der Ansprechpartner.

Fraktionen für Vorsorge

Fraktionsübergreifend wurde ebenso wie durch den OB die Hochwassergefahr als Problem angesehen, das langfristig bleibe. Ulrich Lusche (CDU) begrüßte, dass dies dauerhaft angegangen werde. Günther Schlecht (SPD) unterstrich: „Es gilt, darauf vorbereitet zu sein und die Hände nicht in den Schoß zu legen“ – sowie die Schäden zu minimieren. Das gelte auch für die Grundstückseigentümer.

Die Hinweise aus der Bevölkerung zu neuralgischen Punkten aufzunehmen hält Silke Herzog (Freie Wähler) für unerlässlich. Wichtig sei auch die Fortschreibung des Plans, ergänzte Bernhard Escher.

App in der Erprobung

In der Erprobung befindet sich die „Alamos“-App, damit nicht nur die Telefonliste herangezogen werden müsse. Statt Übungen spielten Schulungen der Herangehensweise eine zentrale Rolle, sagte Wehrkommandant Manuel Müller. „Die Kräfte brauchen nur klare Ansagen. Sie wissen, was vor Ort zu tun ist.“ Bis Ende Sommer sollen THW, Werkhof und Verwaltungsstab weiter geschult werden. Einen 100-prozentigen Schutz könne es aber nicht geben.

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