^ Lörrach: Brombach setzt auf Bürgernähe - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Brombach setzt auf Bürgernähe

Bernhard Konrad

Jahresrückblick: Ortsvorsteherin Silke Herzog über Herausforderungen und Chancen für den größten Lörracher Ortsteil

„Bitte einfach mal wieder ein ganz normales Jahr. Ein Jahr ohne Katastrophen und ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine“: Dies vor allem wünscht sich Brombachs Ortsvorsteherin Silke Herzog für 2023. Unterdessen befindet sich Lörrachs größter Ortsteil weiter im Wandel – mit allen Unwägbarkeiten und Chancen. Stabil blieb dagegen der soziale Zusammenhalt im Dorf – Herzog ist überzeugt: Ortschaftsrat und Ortsverwaltung haben ihren Anteil daran.

Von Bernhard Konrad

Lörrach-Brombach. Silke Herzog rückt ihre Brille zurecht und senkt für einen Moment den Blick. Unüberhörbare Stille. Für die aufgeräumte und stets freundliche Brombacher Ortsvorsteherin darf das als mittelschwere Gefühlswallung festgehalten werden.

Die Ortsverwaltung

„Ich bin wütend. Können Sie so schreiben“, sagt sie. Schon bald nach Beginn des Gesprächs steht die Frage nach der Zukunft der drei Lörracher Ortsverwaltungen und der Ortschaftsräte im Raum. Zuletzt wurden diese im Gemeinderat von der Fraktion der Grünen und der FDP in Frage gestellt. Die Grundsatzdebatte hatte Herzog erwartet, sie ärgerte sich aber insbesondere über Inhalt und Tonlage des Grünen-Stadtrats Thomas Hengelage aus Stetten, der unter anderem die „nicht mehr zu rechtfertigende Sonderbehandlung“ der Ortsteile kritisierte.

„Wir sind hier keine kommunalpolitischen Hobbybastler“, sagt Herzog. In den Ortsteilen werde intensiv gearbeitet und vieles bürgernah aufgefangen, was sonst im Rathaus landen würde. Landauf landab werde das Problem zunehmender Entfremdung der Bürger von Politik und Verwaltung thematisiert. Andernorts werde über die Einrichtung von Bürgerbüros in Stadtteilen diskutiert, um diese problematische Entwicklung aufzuhalten – in Lörrach werde dagegen erörtert, wie diese funktionierenden Strukturen in den Ortsteilen abgeschafft werden können. Das wäre der falsche Weg, ist Herzog überzeugt.

Ortschaftsrat und Ortsverwaltung förderten mit ihrer Bürgernähe nicht zuletzt das Vertrauen der Menschen in die Stadtverwaltung: „Es ist schlicht nicht möglich, den Wert dieses vielfältigen Engagements quasi rein buchhalterisch gegenzurechnen“, sagt Herzog. Die Kosten für den Ortschaftsrat seien sehr überschaubar – und die Investitionsverpflichtungen in das „Schlössle“ wären mit oder ohne Ortsverwaltung gegeben, gibt die Ortsvorsteherin zu bedenken.

Die Wandelareale

Mit Interesse und Zuversicht verfolgt sie die Entwicklung auf den Wandelarealen Lauffenmühle, Reiss-Mühle und Textilveredelung an der Wiese.

Für Letzteres wünscht sie sich Rahmenbedingungen, die – über Gewerbe hinaus – eine „buntere Mischung wie etwa auf dem ehemaligen Schöpflin-Areal“ zulassen. Das Gewerbegebiet Brombach-Ost nimmt derweil Form an: Es hätten bereits Firmen zugesagt.

Die Schöpflin Stiftung

Herzog begrüßt die neue Schöpflin Schule auf dem ehemaligen Gelände der Reiss-Mühle als innovative Ergänzung des Schulstandorts und würdigt die Arbeit der Schöpflin Stiftung. Die Gestaltung des Fabric-Areals werde am Ende auch diejenigen überzeugen, die den Prozess ausführlicher Bürgerbeteiligung etwas belächelt „und mitunter auch unfair kommentiert haben“, sagt sie. „Wer bitte hat schon eine solche Stiftung?!“ fragt Herzog mit Blick auf die zahlreichen Aktivitäten, die von der kommunalen bis zur internationalen Ebene reichen.

Die Hellbergschule

Mit Anteilnahme und Sorge beobachte sie die Entwicklung der Werkrealschule an der Hellbergschule, die Jahr für Jahr sehr gute Arbeit leiste und in ihrer Entwicklung ein ums andere Mal vertröstet oder zurückgeworfen werde. Derzeit ist der Umzug der Werkrealschule an den Standort der Neumattschule im Gespräch – als vergleichsweise schnelle Möglichkeit, auf Raumnot und Sanierungsbedarf in der Brombacher Schule zu reagieren.

Als Stadträtin könne sie diese Überlegung nachvollziehen, sagt Herzog. Als Ortsvorsteherin wisse sie aber, wie hart sich die Hellbergschule ihre gegenwärtige Stabilität erarbeitet hat. Ein Umzug nach Stetten – sofern sich die Neumattschule überhaupt als geeignet erweise – sei unweigerlich mit Unsicherheiten der Elternschaft und noch weiteren Anfahrtswegen für viele Schüler verbunden – kurzum: abermals Rahmenbedingungen, die Kontinuität gefährden.

„Die Hellbergschule gehört zu Brombach“, sagte Herzog – und sie meint damit auch die Werkrealschule. Falls sich der Umzug in den Süden Lörrachs nicht vermeiden lasse, müsse der gesamte Prozess ebenso präzise wie behutsam vorbereitet und kommuniziert werden – nicht nach dem Motto: „Wir machen das jetzt mal.“ Aber: Sämtliche Sanierungsmaßnahmen an der Hellberschule dürften nicht verschoben werden, betont sie.

Turnhalle und Drehscheibe

Die neue Turnhalle wird von mehreren Schulen der Stadt für den Sportunterricht genutzt, am späten Nachmittag und Abend ist sie von Vereinen belegt. Die benachbarte Mobilitätsdrehscheibe wird in diesem Jahr weiterentwickelt: auch dies ein Plus für Brombach, so Herzog.

Die Vereine

Das Vereinsleben im Dorf sei stabil – und für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft unerlässlich. Sie sei dankbar für das Engagement der Bürger – von den Vereinen über die Ortsteilbibliothek bis hin zur Feuerwehr.

Der Einzelhandel

Das „aktive brombach“ wolle sich thematisch über Handel und Gewerbe hinaus den Themen „Kunst, Kultur und Soziales“ öffnen. Unterdessen sei der Handel im Ort gut aufgestellt. Herzog: „Es gibt keine Leerstände.“

Seniorenarbeit

Und: Die Zusammenarbeit mit Hauingen in der Seniorenarbeit habe sich als außerordentlich fruchtbar erwiesen. Der Mittagstisch in der Kunz-Stiftung werde sehr gut angenommen. Nun soll als neuestes Projekt ein Seniorentreff in Brombach etabliert werden.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading