Lörrach Bühne frei für Physiker

Die Oberbadische
Am Schluss gibt’s den verdienten Applaus für die acht Performer im Nellie Nashorn. Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Science-Slam: Abiturienten auf der Nellie-Bühne / Carla Kollhöfer belegt den ersten Platz

In Physik sind sie fit, die Abiturienten der beiden Physik-Kurse bei Pirmin Gohn und Martin Löw, Präsentationen haben sie während ihrer zwölfjährigen Schullaufbahn einige erstellt. Als Tüpfelchen auf dem i haben die Abiturienten jetzt kurz vor dem Schluss ihrer Schulzeit noch ein öffentliches Event auf die Beine gestellt: den 1. Lörracher HTG-Science-Slam im Nellie Nashorn.

Lörrach (bea). Acht Schüler, die sich zuvor jeweils kursintern durchgesetzt haben, treten bei dieser Wissensvermittlung der unterhaltsamen Art mit selbst vorbereiteten Kurzvorträgen gegeneinander an.

Im Gegensatz zu Wettbewerben und echten wissenschaftlichen Vorträgen steht aber hier nicht die Präsentation neuer Erkenntnisse im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Kunst, beim Publikum mit Witz, Charme und Schlagfertigkeit Interesse zu wecken für wissenschaftliche Fragen. Im Laufe des Abends zeigt sich: Weniger ist hier oft mehr.

Dass man es seinen Zuhörern nicht zu schwer machen darf, muss etwa ein junger Mann erfahren, der mit seinen Betrachtungen zur amerikanischen Außenhandelsbilanz neben höflichem Applaus vor allem fragende Gesichter erntet. Einem anderen gelingt es, die hochkomplexe Entstehung Schwarzer Löcher sehr verständlich zu erklären. „Event Horizon“ und „Spaghetti Effekt“ sind Begriffe, mit denen nach diesem Vortrag jeder etwas anfangen kann, dennoch schlägt auch hier der Applausometer nicht wesentlich nach oben aus, ebensowenig übrigens wie bei seinem Kurskollegen mit den glasklar und schlüssig dargestellten Betrachtungen zur Physik des Fahrrads, komplettiert durch schön animierte Zeichnungen, denen es für’s allgemeine Verständnis an nichts fehlt.

Doch damit lässt sich hier nichts gewinnen. Denn anders als sonst gilt an diesem Abend die Devise: Frechheit siegt. Etwa beim nun folgenden Sieger der Herzen, der mit seinem zwischen Ernst und Witz angesiedelten Thema „Katzen“, seinen Fotos und sympathisch-minimalistischen Bleistiftzeichnungen ein um den anderen Lacher im Publikum provoziert. Wer hat sich schließlich noch nie die Frage gestellt, warum eine Katze immer auf den Pfoten aufkommt, wenn sie nach unten fällt? Maximilian Wrobel löst dieses Rätsel, das uns um den Schlaf gebracht hat, ein für alle Mal auf und bekommt dafür am Ende den zweiten Platz zugesprochen. Als „Quoten-Hebler“, also Schüler des benachbarten Hebel-Gymnasiums, mit dem das HTG in der Oberstufe kooperiert, hat er es sich übrigens nicht nehmen lassen, Isaac Newton auf Latein zu zitieren – ein freundlicher Seitenhieb, der gut ankommt.

Wie der Name „Slam“ schon andeutet, bei dieser Veranstaltung soll Wissenschaft sich gegeneinander um die Ohren geschlagen werden. Carla Kollhöfer, die letzte Kandidatin auf dem Podium, überzeugt ihrerseits mit hemmungsloser Selbstironie. Mit dem Bild von der unsportlichen Frau, die nie joggt, dafür gerne lang und warm duscht, hat sie von Anfang an die Lacher auf ihrer Seite. Fachmännisch klärt sie die Zuhörer darüber auf, warum beim Duschen Wasser verdampft, obwohl kaum jemals hundert Grad Celsius erreicht werden. Sie beeindruckt damit dergestalt, dass sie sich am Ende hauchdünn von den anderen absetzt und als ersten Preis eine Plasmakugel mit nach Hause nehmen kann.

Den dritten Platz belegt Raphael Kreft mit seinem Referat über das deutsche Rentensystem, das offenbar bereits an und für sich als Lachnummer wahrgenommen wird. Vielleicht schwang beim donnernden Applaus auch die Anerkennung dafür mit, dass sich der Schüler mit seinem Beitrag als erster aufs Podium getraut hat bei dieser überaus gelungenen Premiere des in Lörrach völlig neuen Formats „Science-Slam“. Man möchte gern mehr davon hören.

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