Lörrach Bürger in Sorge um ihr Biotop

Die Oberbadische
Im Gemeinderat machten etliche Bürger ihrem Unmut über die Vorgänge beim Krottenweiher Luft. Foto: Guido Neidinger

Anwohner kritisieren das Vorgehen rund um den Krottenweiher.

Lörrach - Die Bäume sind weg, die Verärgerung der Anwohner ist geblieben. Welche Perspektiven hat der Krottenweiher, wenn der Hang bebaut wird? Keine guten, befürchten etliche Bürger, die gestern ihrem Unmut im Gemeinderat Luft machten. Zuvor hatte Michael Kauffmann, Dezernatsleiter beim Landratsamt, die Rechtmäßigkeit des Vorgehens betont.

Kauffmann skizzierte auf Antrag der CDU-Fraktion den Gang der Dinge vom Stop der Baumfällungen im Januar bis zum jetzigen Zeitpunkt.

Das Landratsamt

Grundsätzlich sei für die Rodung an Ort und Stelle keine gesonderte Genehmigung notwendig, weil sich die stattlichen Eichen auf einer „gärtnerisch genutzten Fläche befinden.“ Die Frage sei, ob artenschutzrechtliche Vorbehalte dies verhindern könnten, erläuterte Kauffmann.

Letztlich seien die Bäume gefällt worden, weil solche Bedenken zum einen nicht vorlagen und zum anderen die Beschädigung der Eichen nachgewiesen worden sei, so dass diese völlig unabhängig von der Zulässigkeit einer Bebauung hätten entfernt werden müssen. Die Untere Naturschutzbehörde habe dies bei einem Ortstermin mit Bauherr und Gutachter nachvollziehen können.

Der Krottenweiher selbst bleibe aber geschützt, so Hoffmann. Dies bekräftigte die städtische Fachbereichsleiterin Britta Staub-Abt.

Der Bebauungsplan

Auch der Bebauungsplan ziehe an dieser Stelle Leitplanken ein: Er setze den Erhalt des Weihers als Lebensraum für besonders geschützte Tiere fest. Dies beinhalte auch einen ausreichenden Wasserzufluss zum Gewässer: „Voraussetzung zum Erhalt ist, dass der Weiher nicht entwässert und das Hang- und Schichtwasser in den Weiher geleitet wird“, so Staub-Abt.

Wie die kommissarische Fachbereichsleiterin „Baurecht“, Claudia Sessler, sagte, habe die Stadt angesichts der vorliegenden Umstände im Juni den Bauvorbescheid erteilen müssen. Nach Lage der Dinge müsse auch „die Ausnahme für eine Bebauung in zweiter Reihe mit der Maßgabe einer abschließenden Überprüfung im Bauantragsverfahren erteilt werden“, so Sessler.

Im Antragsverfahren sei ein geologisches Gutachten ebenso einzureichen wie ein hydrologisches zur Sicherung des Weihers. Dessen Erhalt könne gegebenenfalls als Voraussetzung für die Baugenehmigung eingetragen werden.

Unterdessen habe der Bauherr angekündigt, die Planung so zu ändern, dass der Eingriff in den Hang vermindert werde. Doch es liege noch keine entsprechende Planung vor, sagte Sessler.

Bei einer Bebauungsplanänderung mit Veränderungssperre von Seiten der Stadt könnten Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden, betonte sie.

Die Bürger

Die Anwohner konnten diese Ausführungen nicht überzeugen. Hermann Harrer bezweifelte, dass angesichts der im Hang zu verbauenden Betonmenge der Wasserzufluss zum Krottenweiher aufrecht erhalten werden kann. Darüber hinaus bewegten sich die geschützten Tiere ja nicht nur im Weiher selbst, sondern auch im Umfeld, so dass das Gewässer nicht isoliert betrachtet werden könne. Er kritisierte aufs Ganze besehen die Vorgehensweise und Kommunikation der Akteure, bei der die Bürger „immer hinterherhinken.“

Harrer meldete hinsichtlich der Objektivität des Gutachtens ebenso Bedenken an wie Peter Külby, der einst selbst ein Gutachten in Auftrag gab, das belegt habe: Die Bäume sind gesund. Und: „Warum hat man beim Bebauungsplan immer mehr zugelassen?“, fragte Külby.

Ein anderer Anwohner nannte Rutschgefahr am Hang als potenzielles Problem.

Unterm Strich kritisierten die Bürger nicht ausschließlich die Fällungen als solche, sondern die mangelnde Einbindung und Transparenz.

Die Fraktionen

Auch in den Stellungnahmen der Fraktionen kam zum Ausdruck, dass das Vorgehen womöglich juristisch nicht anzufechten ist, dass aber die Art und Weise, wie hier „Tatsachen geschaffen wurden“, so Gerd Wernthaler (Grüne), als außerordentlich unglücklich bezeichnet werden müsse. Auch aus diesen Wortmeldungen ging hervor: Das letzte Gutachten ist noch nicht geschrieben (wir berichten noch).

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