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Lörrach „Cindy“ zieht die Blicke auf sich

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Das Objekt der Begierde: die Lok der Baureihe „Di 6“ Foto: Tim Nagengast

Reportage: Freunde von Lok-Technik kommen im Güterbahnhof auf ihre Kosten

Lörrach (tn). Ein besonderes Schauspiel bot sich am Donnerstagabend für Freunde von Lokomotivtechnik im Lörracher Güterbahnhof. Ein gutes Dutzend sogenannter Trainspotter hatte sich hier auf die Lauer gelegt, um einen Blick auf „Cindy“ zu erhaschen. „Na, da hat deren Buschfunk mal wieder bestens funktioniert“, lachte ein Mitarbeiter der Autoreisezugverladung beim Anblick der Männer, die sich – teils orangefarbene Signalwesten tragend – beiderseits der Gleise beim alten Stellwerk postiert und ihre Kameras auf Stative gesetzt hatten, um „Cindy“ fototechnisch ins rechte Licht zu rücken.

Rund 120 Tonnen

„Cindy“ ist gar nicht so grazil, wie ihr Name vielleicht vermuten lässt. Rund 120 Tonnen bringt die Lok der Baureihe „Di 6“ auf die Waage. Einst für die Norges Statsbaner, die Norwegischen Staatsbahnen, gebaut, war das beeindruckend große, markant wummernde Diesel-Ross ab Mitte der 1990er-Jahre in Norwegen im Einsatz, ehe es über Umwege nach Deutschland gelangte. „Die fährt normalerweise zwischen Hamburg und Sylt“, verriet ein kundiger Trainspotter, der extra aus der Schweiz nach Lörrach gekommen war, um die knallblau lackierte „Cindy“ zu fotografieren.

Warum das stählerne Monstrum den BTE-Autoreisezug von Hamburg-Altona in die Lerchenstadt gezogen hat? „Weil’s für unsere E-Lok kurzfristig kein Ersatzteil gab“, sagte ein Mitarbeiter der Autoverladung.

Alles aus dem Takt

Die offensichtliche Begeisterung der Eisenbahnfans mit ihren Kameras, Stativen und Fotoapparaten sprang auf die bei der Autoverladung wartenden Fahrgäste allerdings nicht besonders über. Für „Cindy“ hatte da kaum jemand einen bewundernden Blick übrig. Eher für die eigene Armbanduhr, denn die Abfahrt Richtung Hamburg hätte bereits vor mehr als zwei Stunden erfolgt sein sollen. „Meine Fähre kann ich vergessen“, sagte ein Tourist aus Schweden, der aus dem Italienurlaub auf der Heimreise war.

Denn an diesem Abend war alles aus dem Takt geraten. Eigentlich hätte der von „Cindy“ gezogene Autoreisezug bereits am späten Vormittag in Lörrach eingetroffen sein sollen. Defekte Weichen und ein paar weitere technische Pannen sorgten jedoch dafür, dass der Zug erst am Abend – runde acht Stunden später als im Fahrplan vorgesehen – in Lörrach ankam. „Fast 24 Stunden waren wir jetzt unterwegs – nur von Hamburg hier runter. 24 Stunden! Irre! Ich bin echt im Eimer“, schnaufte ein sichtlich ermatteter Familienvater, als er seinen Kindern einen Zehner in die Hand drückte, damit diese sich in die Schlange am Imbiss einreihen konnten.

Lok „Cindy“ wummerte derweil vor und zurück und bugsierte Personen- und Autowagen aufs jeweils richtige Gleis. Und die Kameras der Trainspotter klickten dazu im Takt. „Ein geiles Teil! Die war noch nie hier unten!“, sagte einer von ihnen und führte begeisterte Dieselgespräche mit seinem fotografierenden Kollegen.

Während die Entladung ruck, zuck vonstatten ging, machte so mancher auf die Abfahrt wartende Fahrgast sich Luft: „Ein paar sind schon weg. Ab auf die Autobahn. Mir reicht’s auch langsam. Seit Stunden stehe ich hier in der brütenden Hitze rum“, sagte ein Mann, dessen Autokennzeichen als Wohnort den Kanton Zug verriet.

Wieder in Schuss

Die „Bähnler“ gaben derweil Vollgas. In Windeseile musste das Innere der Waggons geputzt und die Autoverladung organisiert werden, damit die blaue „Cindy“ Mann und Maus, Kind und Kegel samt Sack und Pack zurück in die Hansestadt ziehen konnte. Reicht dafür ein Tank aus? „Nö“, sagte ein Bähnler, „die Lok tankt unterwegs auf. Das dauert natürlich auch wieder...“

Ob die Trainspotter schon seit dem Vormittag auf „Cindys“ Ankunft in Lörrach gewartet hatten? „Nö. Die haben ihren Buschfunk. Die kriegen alles mit. Die kennen den Fahrplan besser als wir. So – und wir müssen jetzt verladen, damit das hier mal weitergeht“, sagte der Bahnmitarbeiter beim Kehrtmachen.

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