Lörrach „Coolster Soulsänger“ bildet den letzten Akt

Tonio Paßlick
Während der 70 Minuten stellte Curtis Harding Songs aus allen bislang veröffentlichten drei Alben vor. Foto: Tonio Paßlick

Stimmen-Festival II: Curtis Harding im Rosenfelspark / 400 Besucher aus allen Altersgruppen

Von Tonio Paßlick

Lörrach. Je später der Abend, desto grooviger die Soul-Stimmung im Rosenfels-Park. Als ob ein mit vielen Highlights und manchen spannenden Entdeckungen verwöhntes Stimmen-Festival zwischen den romantisch beleuchteten Spitz-Pagoden, dem schützenden Blätterdach und dem sommerlichen Sternen-Himmel noch einmal alle Inspirationen zum Tanzen und Träumen wecken sollte, die während der vergangenen Wochen in Herz, Bauch und Beine gefahren sind. Rund 400 Besucher aus allen Altersgruppen wollten sich den letzten Akt des Festivals mit Curtis Harding und der Vorgruppe von Me & Ms Jacobs nicht entgehen lassen und nutzten den spärlich mit Tischen und Bierbänken ausgestatteten Platz zum Tanzen, Chillen und Genießen.

Iggy Pop hält Curtis Harding für den „coolsten Soulsänger der Gegenwart“. Und tatsächlich zaubert der Sänger mit der gelben Sonnenbrille einen faszinierend weiten Kosmos aus Motown, Hip-Hop und Soul auf die Bühne. Die Palette reicht von Retro-Soul über Gospel, Funk, Hip Hop bis hin zu Pop-Folk mit Synthie-Effekten und Rockelementen. In den zärtlichsten Songs umschmeichelt eine samtweiche Falsett-Stimme die Ohren. Er kennt sich aus mit Punk und R ’n’ B, lässt sich auf seinen CDs von Gospel-Chören antreiben, die beim Lörracher Live-Konzert in verkürzten kompakten Arrangements von einem fetten Bass und einem treibenden Schlagzeug sowie einem auf ein Saxophon reduzierten Bläser-Set nachempfunden werden. „Slap and Soul“ nennt er seinen Musik-Stil. Das Fundament aller Titel bleibt aber Soul und Blues.

Reife und Vielschichtigkeit

Während der 70 Minuten stellt Harding Songs aus allen bislang veröffentlichten drei Alben vor. Spürbar die Reife und Vielschichtigkeit der Titel aus seinem im November 2021 veröffentlichten Album „If Words Were Flowers”. Die neuen Stücke verraten neben gewohnten Elementen aus Vintage-Soul, Blues, Funk und Gospel auch Einflüsse aus Garage- und Disco-Rock bis hin zu leichten Pop-Folk-Einflüssen. Der Titel bezieht sich auf den Wunsch seiner Mutter, noch im Leben Blumen zu schenken als Sinnbild für Liebe und Respekt. Während der Distanz der Lockdowns kam er darauf, dass auch Worte die Geste der Blumen einnehmen könnten. Er meint diese Botschaften persönlich und politisch zugleich. Innig singt er Songs wie „I Won’t Let You Down”, „Hopeful”, Can’t Hide It” und „Explore” zugleich druckvoll und mit fast schon spiritueller Überzeugung. „Face Your Fear”, „Till The End” und natürlich „Need Your Love”. Eher introvertiert konzentriert sich der 42-Jährige auf die Inhalte und verzichtet auf Show-Elemente und die Moderation seiner Songs.

Support „Me & Ms Jacobs“

Ganz anders als die Sängerin der Vorgruppe „Me & Ms Jacobs“. Lina Jacobs und ihre exzellent bestückte Combo aus Hannover kommuniziert intensiv mit ihrem Publikum, wechselt stimmungsvoll zwischen Vintage-Rock, tanzbaren Upbeat-Songs und ruhigen Balladen und schafft es in Windeseile, das Publikum aus der Reserve zu locken. Die Älteren im Publikum fühlen sich in die 60er und 70er Jahre zurückversetzt: Soul-, Blues- oder Rock- und Gipsy-Elemente sind ein beliebtes Retro-Rezept. Die soulige, kräftige und rauchige Stimme der Frontfrau wird dabei zum Highlight einer sehr authentisch arrangierten Musik, die auch ein jüngeres Publikum bei den Streaming- oder sogar Küchen-Konzerten der wechselnd besetzten Band schon sehr attraktiv fand.

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