Lörrach Damit der Markt den Menschen dient

Die Oberbadische

Finanzkrise: Schöpflin-Stiftung unterstützt die Bürgerbewegung Finanzwende

Zehn Jahre nach dem Fall „Lehmann Brothers“ hat sich ein Bündnis aus Experten gebildet, das die Entwicklung auf dem Finanzmarkt umkehren will. Die Schöpflin-Stiftung unterstützt die neue „Bürgerbewegung Finanzwende“ – damit die Finanzmärkte wieder den Menschen dienen.

Lörrach. Ein Jahrzehnt nachdem der Finanzmarkt in die Krise stürzte, ziehen die Gründer des Vereins Bürgerbewegung Finanzwende eine ernüchternde Bilanz: „Kaum jemand wurde in Deutschland zur Verantwortung gezogen. Schuldenkrisen, Betrug und Steuertricks sind an den Finanzmärkten weiter an der Tagesordnung – und das, obwohl damals viel verspochen worden ist“, moniert Gerhard Schick, Vorstandsmitglied des neuen Vereins. Noch immer würden Banken mit Steuergeldern gerettet, seien Finanzprodukte überkomplex und die Machtverhältnisse ungleich verteilt.

Folgen der Finanzkrise sind immer noch spürbar

Während am Finanzmarkt Geld mit Geld verdient werde, fehlten an anderer Stelle die Mittel für eine nachhaltige und ökologische Transformation des Wirtschaftssystems. Die Umverteilung von arm zu reich nehme zu und verstärke ungleiche Kraftverhältnisse – zwischen Ländern und innerhalb von Nationen. „,Landgrabbing’ und Nahrungsmittelspekulation sind nur zwei Beispiele, die diese Entwicklung sichtbar machen“, heißt es in einer Mitteilung der Schöpflin-Stiftung. Niedrige Zinsen, Kürzungen bei Lebensversicherungen und Pensionsfonds sowie steigende Immobilienpreise machten diese Entwicklungen auch hierzulande spürbar. „Die Regierung tut so, als sei alles gut“, wundert sich Schick, der entsprechende Konsequenzen und Regulationen vermisst.

Eine starke Stimme gegen die Finanzlobby

Deshalb hat er gemeinsam mit Gleichgesinnten einen Verein gegründet, der den Finanzsektor wieder auf Kurs bringen möchte. „Es fehlt eine starke Stimme, die das Kräfteverhältnis zwischen Staat und Finanzindustrie wiederherstellt“, erklärt Schick die Motivation. „Und diese Stimme gründen wir jetzt mit der Bürgerbewegung Finanzwende.“ Erklärtes Ziel sei es, die politische Handlungsfähigkeit im Finanzbereich wiederherzustellen und grundlegende systemische Veränderungen herbeizuführen. Eine unabhängige Interessenvertretung aus Bürgern soll der massiven Interessenvertretung von Seiten der Finanzmarktakteure etwas entgegensetzen.

Gemeinnützig, politisch und überparteilich

Um diese Ziele zu erreichen, setzen die Mitglieder auf Kampagnen, Verbraucherschutz und Bildungsarbeit. Schick und seine Mitstreiter haben sich als gemeinnützigen Verein organisiert, der politische Lobby-Arbeit im Interesse der Bürger macht. Wichtig ist der Bewegung, dass sie überparteilich zusammengesetzt ist und Vertreter aus verschiedenen demokratischen Parteien, wie Norbert Blüm (CDU), Gesine Schwan (SPD) und Axel Troost (Linke) umfasst.

Fachliche und finanzielle Unterstützung

Organisatorisch ist der im Juli gegründete Verein an das internationale Netzwerk „Finance Watch“ angegliedert und arbeitet eng mit diesem zusammen. Daher stammt auch der Untertitel Finance Watch Deutschland. Um möglichst unabhängig agieren zu können, will sich der Verein über Mitgliedsbeiträge und Einzelspenden finanzieren. „Mit Gerhard Schick hat der neue Verein einen erfahrenen Gründer, der weiß, wie politische Prozesse funktionieren. Gern geben wir für den Aufbau Starthilfe und freuen uns, wenn sich eine breite Mitgliederbasis formiert, so dass die Bewegung bald von ganz breiter Basis getragen wird“, erläutern Hans Schöpflin und Tim Göbel ihre Motivation der Unterstützung. Neben der Schöpflin-Stiftung fördern auch die Stiftung Finanzwende, die Hans-Böckler-Stiftung und die European Climate Foundation die Bewegung, sodass ein Kernteam mit der Arbeit beginnen und Schicks Ziel einen Schritt näherkommen kann: „Gemeinsam können wir eine Umkehr erreichen: dass die Märkte wieder den Menschen dienen und nicht umgekehrt.“

Weitere Informationen: www.finanzwende.de

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading