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Lörrach Damit er es nicht wieder tut...

Die Oberbadische
Die sechs Geschäftsführerinnen (von links): Annette Perschke, Martina Kopf,Caro Throm, Doris Sicklinger, Antje Lauber und Lea Martens Fotos: Gabriele Hauger Foto: Die Oberbadische

Frauenhaus: 33 Jahre Frauenhaus in Lörrach: Ausstellung, Lesung und Konzert / Auf Spenden angewiesen

Als vor 33 Jahren das Autonome Frauenhaus in Lörrach gegründet wurde, hätten die Initiatorinnen wohl nicht gedacht, dass dieser Schutzraum für Frauen Jahrzehnte später wichtiger denn je sein würde. Doch er ist es. Die Brisanz der Situation möchte der Verein Frauen helfen Frauen mit einer Festwoche ins Bewusstsein rücken.

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Ganz nonkonformistisch feiert das sechsköpfige Geschäftsführerinnen-Team 33 Jahre Frauenhaus. Um vorher den runden Geburtstag zu feiern, war einfach keine Zeit. „Unser Haus ist stets belegt – wie die meisten anderen Frauenhäuser auch“, sagt Martina Kopf. Zudem werde die Verweildauer der betroffenen Frauen immer länger. Grund dafür: Die aufgrund massiver Gewalt aus ihrer häuslichen Umgebung geflüchteten Betroffenen und ihre Kinder finden keine Wohnung. „Die Lage spitzt sich zusehend zu. Man kann bezahlbare Wohnungen nicht herzaubern. Und unsere Frauen stehen leider ganz unten auf der Skala der meisten Vermieter. Da hört man schon mal: Solche Frauen wollen wir hier nicht“, beklagt Annette Perschke. Für die Betroffenen sei das natürlich ein fatales Signal. Sie riskierten viel, wenn sie aus ihrem Alltag flüchten. Wenn es dann keine Perspektive gebe, mache sich oft Hoffnungslosigkeit breit. Daher der dringende Appell: Bezahlbaren Wohnraum an solche Frauen zu vermieten.

Auch um solche existenziellen Nöte ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, hat das Frauenhaus-Team eine Veranstaltungswoche auf die Beine gestellt: mit viel Engagement – und auch mit Kosten verbunden. Da der Verein laut Caro Throm ein Drittel seines Etats und eben auch die Sonderaktivitäten selbst finanzieren muss, ist er auf Spenden dringend angewiesen.

Die Brötchen-Aktion

Öffentlichkeitswirksam wird sicher die von Freitag bis Sonntag dauernde Aktion in Kooperation mit 14 Bäckereien aus dem Landkreis. Diese packen ihre Backwaren in beschriftete Tüten: „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“. 35 000 wurden in Eigenfinanzierung bedruckt. „Wir waren über die positive Reaktion der Läden sehr erfreut“, erklärt Perschke. Mit dieser Aktion wolle man die ganze Bandbreite der Bevölkerung erreichen und die Menschen auf das drängende Thema „Gewalt gegen Frauen“ aufmerksam machen.

Warnsignale erkennen

Weiter geht es vom 8. bis 12. Oktober mit der Ausstellung „Warnsignale häuslicher Gewalt“ in der Mathilde-Planck-Schule. Anhand von Bildern aus dem Buch „Und das soll Liebe sein?“ sollen gerade auch die an dieser Schule lernenden angehenden Erzieherinnen für solche Anzeichen sensibilisiert werden und eigene Erfahrungen reflektieren.

Eine weitere Ausstellung wird ab 11. Oktober im Landratsamt präsentiert: „Auf der Schwelle – Leben im Frauenhaus“. Die Fotografin Brigitte Krämer hat in einem Bildband intime und emotionale Aufnahmen in verschiedenen Frauenhäusern gemacht. 35 dieser Bilder und fünf Porträts mit der jeweiligen Lebensgeschichte werden gezeigt.

„Er wird es wieder tun“

Jede dritte Frau in Deutschland war schon einmal von Gewalt in der Partnerschaft betroffen. Die taz-Journalistin Simone Schmollack setzt sich seit Jahren mit diesem Thema auseinander und hat zahlreiche Gespräche mit Experten und Betroffenen geführt. In der Lörracher Buchhandlung Osiander wird sie am 11. Oktober aus ihrem Buch „Und er wird es wieder tun“ lesen (Eintritt frei, Spenden erwünscht).

„Eine gewaltige Überraschung“ heißt der beziehungsreiche Titel des ForumTheaters der Theaterfalle Basel, das am 12. Oktober, 19.30 Uhr, im Theaterhaus von Tempus fugit gezeigt wird. Das interaktive Stück über häusliche Gewalt bietet dem Zuschauer an, die Handlung in einem zweiten Durchgang umzusteuern. „So sollen alternative Handlungsmuster erkannt werden“, erklärt Lea Martens. „Zudem wird deutlich, wie demütigend Gewalterfahrung ist, und dass sich diese quer durch alle Schichten zieht.“

Zum Abschluss der Themen- und Feierwoche gibt es dann noch ein bisschen Partystimmung: Die Rapperin Sookee tritt am 13. Oktober ab 21.15 Uhr im Alten Wasserwerk auf. Sie hat sich als Aktivistin, engagierte Kämpferin gegen rechts und Musikerin einen Namen gemacht und thematisiert in ihren Texten Menschenwürde, Feminismus sowie Persönliches. „Das wird gerade auch junge Frauen ansprechen“, ist sich Antje Lauber sicher. Und hofft wie ihre Kolleginnen mit dem ambitionierten Programmangebot in dieser Woche möglichst viele Menschen zu erreichen und für die prekäre Situation gewaltbedrohter Frauen zu sensibilisieren.

Ganz wichtig aber für ihre künftige Arbeit für die Frauen: Spenden!

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