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Lörrach Das Bewusstsein wächst – langsam

Gottfried Driesch
Dichtes Gedränge herrschte bei der Kleidertauschbörse. Foto: Gottfried Driesch

Nellie: Riesiger Andrang bei etwas anderen Kleidertauschbörse. Diskussionsrunde mit Experten.

Lörrach - Wie muss ein nachhaltiges Kleidungsstück beschaffen sein und was soll beziehungsweise darf es kosten? Das war das Thema bei der Veranstaltung „Mode mal anders“ am Samstag im Nellie Nashorn.

Voll besetzt war der Gastraum beim „Kneipengespräch“, bei dem es um die Nachhaltigkeit von Textilien ging. Ihren Einstand als Moderatorin gab dabei Sarah Hagmann. Ihre Gesprächspartner waren Peter Haas, Hauptgeschäftsführer des Textilverbandes Südwest, und Michael Dal Grande von der Firma Naturfasern in Lörrach.

60 Kleidungsstücke pro Jahr

Nach einer Statistik kauft jeder Bundesbürger im Jahr 60 Kleidungsstücke, führte Hagmann an. Viele davon würden nie getragen. „Muss der Konsum neu gedacht werden?“ Michael Dal Grande war der Meinung, dass der Bürger heute viel mehr für andere Dinge ausgebe. Oft sei ein neues Smartphone wichtiger als Bekleidung. Da müsse der Pullover eben immer billiger werden.

Auch Peter Haas berief sich auf eine Statistik. Eine vierköpfige Familie gebe im Jahr 800 Euro für Bekleidung, Schuhe inbegriffen, aus. Die Anbieter würden darauf reagieren. „Wir stehen in einem totalen Preiswettbewerb. Da geht es nicht um Qualität oder Nachhaltigkeit“, so Haas.

Eine weitere Begründung für das „immer mehr“ lieferte Dal Grande: „Früher hatten wir zwei Kollektionen im Jahr. Heute gibt es Firmen, die haben alle vier Wochen ein neues Sortiment.“

Sarah Hagmann fragte, ob es nicht Zeit sei, dem etwas entgegenzustellen. Laut Haas sei die Mehrheit der Verbraucher überhaupt nicht an Nachhaltigkeit interessiert. Eine Trendwende sei nicht zu erkennen. Das sah auch Dal Grande so: „Die Verbraucher könnten auf nachhaltige Kleidung achten. Das ist aber nicht der Fall.“

Nachhaltig und fair produzierte Kleidung erkennen

Kann man nachhaltig und fair produzierte Kleidung überhaupt erkennen? Von dem von Bundesentwicklungsminister Müller angekündigten „Grünen Knopf“ hält Haas überhaupt nichts: „Keiner kann in der globalisierten Welt die Kette vom Baumwollfeld in das Modegeschäft lückenlos kontrollieren.“ Ein weiteres Siegel sei darum bloße Augenwischerei. Wertvolle Hilfen über den Aussagewert von Siegeln gibt laut Haas die Internetseite www.siegelklarheit.de

Riesengroß war auch der Zulauf zur Kleidertauschbörse im Saal des Nellie Nashorn. Es war indes kein üblicher Kleiderflohmarkt: Nur wer selber geeignete Kleidungsstücke – bis zu fünf Stück waren erlaubt – abgab, konnte sich andere Kleidungsstücke aussuchen. Stück gegen Stück. Auch wer nur ein T-Shirt abgegeben hatte, durfte sich einen Wintermantel mitnehmen.

Interesse fanden zudem die Infostände. „Fair-Image“, die Juniorenfirma der Gewerbeschule Lörrach, stellte ihre unter fairen und nachhaltigen Gesichtspunkten hergestellten Produkte vor. Ferner engagieren sich die Schüler im Naturschutz. Daneben stellte die Stoffdruckwerkstatt und der Umsonstladen in Schopfheim aus.

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