Lörrach Das Leid hat nicht das letzte Wort

Joachim Giesler
Joachim Giesler Foto: Bernhard Konrad

Mein Wort zu Ostern
: Das Osterfest ist ein großer Mutmacher gerade in schwierigen Zeiten.

Kann einem nicht Angst und Bange werden beim Blick in die Welt? Die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen scheinen nicht enden zu wollen. Friedliche Lösungen sind nicht in Sicht. Auch Terroranschläge gehören nach wie vor zum traurigen Alltag in den Nachrichten. Immer mehr Staaten werden von Diktatoren und Vertretern radikaler Parteien regiert. In den Demokratien wächst die Bereitschaft, solch radikalen Parteien die Stimme zu geben. So wundert es nicht, dass kürzlich eine Studie festgestellt hat, dass sich die Demokratie weltweit auf dem Rückzug befindet. Vielen Menschen ist es deshalb bei uns – Gott sei Dank – ein Bedürfnis, für Freiheit und Demokratie auf die Straße zu gehen.

Der Blick in die Zukunft ist für viele Menschen nicht mehr frei von Angst und Sorge. Auch bei mir selbst bemerke ich, dass ich weniger zuversichtlich und entspannt nach vorne schaue, als noch zur Jahrtausendwende. Und bei der obigen Aufzählung werden viele von Ihnen noch weitere Themen, die ich nicht benannt habe, dazu legen können. Ganz zu schweigen von den persönlichen Problemen, die ein jeder und eine jede zu tragen hat.

Trotzdem sträubt sich in mir alles dagegen, einfach nur Schwarz zu malen. Die Hoffnung aufzugeben. Mich von Angst beherrschen zu lassen. Mir hilft da ein Blick auf meinen Glauben – gerade auf das Fest, das wir jetzt feiern: Ostern. Ich weiß: Die Botschaft, dass Jesus vom Tod auferstanden ist, ist nicht leicht nachzuvollziehen und zu verstehen. Zu unfassbar erscheint es für unseren Verstand, was Christen da bekennen. Und dennoch ist es genau dieser Glaube an die Auferstehung, der mir Mut macht und Hoffnung gibt. Dass Gott diese Welt niemals aufgeben wird. Dass Gott es uns immer noch zutraut, die Welt positiv zu verändern. Dass Gott immer wieder zu einem neuen Anfang bereit ist. Dass Gott Leben schenken kann, wo wir nur Tod sehen. Manchmal frage ich mich, warum es diesen Weg Jesu über den Tod am Kreuz zur Auferstehung gebraucht hat. Oder in unser Leben übersetzt: warum nimmt Gott nicht einfach alles Leidvolle und Grausame aus der Welt? Er tut es nicht, das sehe ich. Ostern gibt mir aber die Gewissheit, dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben werden.

Unsere Gottesdienste über die Kar- und Ostertage haben wir in der katholischen Kirche unter das Leitmotiv „Alles in Liebe“ gestellt. Inspiriert hat uns dabei die Jahreslosung der evangelischen Kirche: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1Kor 16,14). In diesem „Alles in Liebe“ drückt sich für mich zutiefst das Wesen Gottes aus. Das hilft mir, an eine unendliche Liebe zu glauben, die stärker ist als der Tod. Das schenkt mir Hoffnung und Zuversicht. Das lässt mich aber auch die Aufgabe erkennen, selbst an einer gerechten Welt mitzugestalten – dort wo ich stehe und mich einbringen kann.

Frohe Ostern!

Ihr Pfarrer Joachim Giesler

  • Bewertung
    4

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading