Das „Männle“ ist wieder da! In Anwesenheit des Künstlers Stephan Balkenhol und zahlreicher Interessierter wurde am Freitag die Replik der großen Säulenfigur auf dem Senser Platz enthüllt. Für den Bildhauer war es nach eigener Aussage das erste Mal, dass eine seiner Figuren ersetzt werden musste, weil diese aufgrund von Witterungsschäden nicht mehr zu retten war.

Von Kristoff Meller

Lörrach. „Ich hatte schon etwas Schuldgefühle“, gestand Balkenhol, dessen Werke sonst in namhaften Museen oder auf öffentlichen Plätzen in  Großstädten wie Sevilla, Salzburg oder Chicago stehen. „Ich hoffe, der jüngere Bruder ist ein würdiger Stellvertreter für seinen älteren Bruder.“ Dieser hatte bekanntlich mit den Jahren „nasse Füße bekommen“ und musste 2015 abgebaut werden. Inzwischen ist er restauriert und ohne Stamm im Untergeschoss des Burghofs ausgestellt.

Nachfolger aus Bronze und Edelstahl

Das neue Material dürfte deutlich länger halten als der Vorgänger aus Holz: „Ich habe die Figur in Ton modelliert und dann in Bronze gegossen. Für das rote Rohr habe ich Edelstahl verwendet“, schilderte Balkenhol im Gespräch mit unserer Zeitung. Bei Holz gebe es eher Probleme, wenn es dauerhaft der Witterung ausgesetzt sei. Der natürliche Rohstoff, der als Balkenhols wichtigstes Arbeitsmaterial gilt, verlange eine regelmäßige Wartung. „Die Bronze ist da wesentlich wartungsärmer.“

Skulptur braucht den passenden Platz

Die neue Figur ist laut Balkenhol insgesamt etwas geschrumpft: „Ich denke, das passt sehr gut zu dem Platz hier.“ Für den Künstler sind seine Außenskulpturen stets eine „Hochzeit“ zwischen Figur und Ort. Die Wertigkeit des Platzes werde durch das Kunstwerk erhöht und die Skulptur komme nicht ohne den passenden Ort aus. Diese Tatsache habe sich auch in Lörrach bestätigt: „Der Verlust hat die Bürger so geschmerzt, dass sie nach einem Nachfolger gerufen haben“, freut sich Balkenhol.

Ermöglicht wurde die Rückkehr durch die Spendenkampagne „Er kehrt zurück“, die der Kunst und Kulturförderkreis (KKF) und die Stadt gemeinsam durchgeführt hatten (wir berichteten ausführlich). Durch das Engagement aus der Bürgerschaft konnten bisher rund 28 000 Euro für die Rückkehr eingeworben werden. Eine ins Pflaster eingelassene Bodenplatte vor der Skulptur nennt die Großspender.

Insgesamt beträgt der Eigenanteil der Stadt 40 000 Euro. Den Rest finanziert der Künstler in Zusammenarbeit mit seinem Galeristen, dem Ehepaar Löhrl aus Mönchengladbach. Oberbürgermeister Jörg Lutz erklärte darum: „Weitere Spenden aus der Bürgerschaft sind herzlich willkommen.“

Marodes Kunstwerk und marode Stadtkasse

Dennoch sei es angesichts der Ausgangssituation „ein kleines Wunder“, dass die Figur wieder auf dem Platz stehe: „Es gab ein marodes Kunstwerk und eine marode Stadtkasse, in anderen Städten hätten wir nun eine kleine Sandfläche.“ Doch in Lörrach ticken die Uhren anders. Dank des Anstoßes durch den KKF und die Bürgerschaft sei es möglich gewesen, „die klaffende Lücke mitten in der Stadt“ zu schließen, lobte Lutz das Engagement der Stadtgesellschaft.

Isolde Weiß, Vorsitzende des KKF, die zusammen mit André Marker und den übrigen KKF-Vorstandsmitgliedern seit Monaten mit viel Herzblut für die Rückkehr gekämpft hatte,  freute sich ganz besonders über die Enthüllung des kleinen Bruders. Gleichwohl sei dieser  „aus einem anderen Holz geschnitzt – wie Brüder im wahren Leben“.

Sie dankte allen Beteiligten, Spendern und Helfern für das große Engagement („Es haben so viele Menschen mitangepackt“). Der KKF möchte laut Weiß die Rückkehr der Säulenfigur zum Anlass nehmen, den Skulpturenweg mit 23 Stationen in der Stadt „wieder bewusster zu machen“.