Lörrach Das Virus trübt die Bilanz nicht

Guido Neidinger
 Foto: zVg    

Wirtschaft: Rainer Liebenow und Christian Eschbach legen Rekordbilanz der Sparkasse vor / Betriebsergebnis „befriedigend“ / Bilanzsumme über drei Milliarden Euro

Lörrach -  Das Corona-Virus konnte die Erfolgsbilanz der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden im Geschäftsjahr 2020 nicht trüben. Die Bilanzsumme springt erstmals über die Drei-Milliarden-Grenze.

Flapsig ausgedrückt, „schwimmt“ die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden in Geld. „Wir werden geflutet mit dem Geld anderer Banken“, meinte Vorstandsvorsitzender Rainer Liebenow, als er gestern mit seinem Kollegen Christian Eschbach die Erfolgsbilanz der Sparkasse für das vergangene Geschäftsjahr präsentierte.

Kundeneinlagen

Froh sind die beiden Sparkassenvorstände jedoch nicht darüber. Einfach ausgedrückt: Die Sparkasse lebt davon, Geld von Kunden zu erhalten und dieses Geld zu verleihen. Doch es gelingt nicht mehr, all das Geld, das dem Institut zufließt, an Kreditkunden weiterzugeben, also zu verleihen.

Da andere Banken bereits ein sogenanntes Verwahrentgelt (Negativzinsen) eingeführt haben, landet immer mehr Geld bei der Sparkasse. Um dem entgegenzuwirken, führt die Sparkasse ab 1. Februar ebenfalls einen Minuszins für Einlagen in Höhe von -0,5 Prozent ein – allerdings nur für Geschäftskunden ab 100 000 Euro.

Den Trend der Geldflutung beobachten Liebenow und Eschbach aber auch bei Privatkunden. „Wir achten darauf, dass wir nicht missbraucht werden“, erklärte Liebenow. Anders ausgedrückt: Wollen bisherige Nicht-Kunden hohe Summen bei der Sparkasse einzahlen, nimmt das Institut dieses Geld möglicherweise nicht an.

Eigene Kunden müssen diese Praxis laut Liebenow nicht befürchten. Die um 186 Millionen Euro (+10,8%) in die Höhe geschnellten Kundeneinlagen haben dazu geführt, dass die Bilanzsumme erstmals auf über drei Milliarden Euro geklettert ist. Das Kreditgeschäft erzielte Rekordhöhen und wuchs um 85,1 Millionen Euro (+3,7 Prozent). Die Sparkasse sagte 2020 private Kredite über 486 Millionen Euro zu. Für den Wohnungsbau wurde ein Volumen von 360 Millionen Euro zugesagt (+35,2 Prozent).

Auch Unternehmen und Selbstständige machten fleißig von Krediten Gebrauch. Das Geschäft wuchs um 9,7 Millionen Euro (+1,3 Prozent), die hauptsächlich für Investitionen genutzt wurden. Für Liebenow ist dies ein Indikator dafür, dass die hiesigen Unternehmen gut durch das vergangene Corona-Jahr gekommen sind.

Ob dies auch 2021 gelingt, hängt laut Liebenow von drei Faktoren ab: die Länge des Shutdowns, die staatlichen Hilfen und der Impferfolg. Wertpapiergeschäft Angesichts des historischen Zinstiefs sind mit Wertpapieren höhere Renditen zu erzielen. Folglich verzeichnet auch dieser Bereich ein Plus.

Der Umsatz kletterte von 226 auf 286 Millionen Euro. Für Eschbach ist dies ein „befriedigendes Ergebnis“, weil es angesichts des Marktumfelds dazu „kaum eine Alternative gibt“ bei Geldanlagen. Das Immobiliengeschäft machte mit einem Umsatz von 31,7 Millionen Euro einen deutlichen Sprung nach vorn. 71 Objekte wurden vermittelt.

Die Nachfrage nach Immobilien auf einem ungebrochen hohen Preisniveau ist laut Eschbach weiterhin groß. Hier sieht die Sparkasse noch Potenzial. Ein dritter Makler wurde eingestellt und die Immobilienabteilung steigt in die Vermittlung von Mietwohnungen ein.

Die Preise für neue Reihenhäuser liegen zwischen 500 000 und 570 000 Euro. 2003 waren Reihenhäuser nur etwa halb so teuer. Bei neuen Eigentumswohnungen sind Quadratmeterpreise von 4700 bis 5700 Euro üblich. Hier sind die Preissteigerungen seit 2006 noch größer.

Sparkasse in Zahlen

Die Bilanzsumme kletterte auf 3,04 Milliarden Euro (+4,7 Prozent). Gründe sind der historisch hohe Geldzufluss und das sehr gute Kreditgeschäft. Das Betriebsergebnis liegt bei 23,3 Millionen Euro (Vorjahr: 24,4). Die Steuerlast beläuft sich auf 6,7 Millionen Euro.

Die Eigenkapitalquote beträgt 17,3 Prozent, was Liebenow als „hervorragend“ bezeichnete. Die Mindestquote liegt bei 9,5 Prozent. Um rund 14 Millionen Euro wird das Eigenkapital weiter gestärkt. Die Zinserträge sinken angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter.

Der Zinsüberschuss, eine wichtige Einnahmequelle der Sparkasse, beträgt noch 42,5 Millionen Euro. Der Personalbestand ist um vier Mitarbeiter auf 307 leicht gesunken.

Von einer Situation wie bei der Commerzbank, die jeden dritten Arbeitsplatz in Deutschland abbauen will, sieht Liebenow die Sparkasse „weit entfernt“. Derzeit bildet die Sparkasse 13 junge Leute aus. Das Institut unterhält elf Geschäftsstellen. Ein Abbau ist derzeit nicht vorgesehen.

Gesellschaftl. Engagement

Der Spenden- und Sponsoringtopf, der im Geschäftsgebiet verteilt wurde, beläuft sich auf 440 000 Euro – aufgrund vieler ausgefallener Veranstaltungen sind dies 100 000 Euro weniger als im Vorjahr.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading