Während die jüdische Gemeinde in den Anfangsjahren vor allem ihren zugewanderten Mitgliedern bei der Integration in die deutsche Gesellschaft half, sieht sie heute ihre Aufgaben woanders. Man wolle den Mitgliedern vermitteln, wie sie den jüdischen Glauben im Alltag leben können, schilderte Flomenmann. So feiert man in der Gemeinde zusammen Gottesdienst und die jüdischen Feste. Seminare führen in die Praxis des Glaubens ein, zum Beispiel beim Pessachfest. Mit dem koscher-veganen Café oder auch dem staatlich anerkannten Religionsunterricht am Hans-Thoma-Gymnasium wolle man junge Leute ansprechen, sagte Flomenmann: „Es liegt in unseren Händen, bei jungen Menschen Interesse für die Religion zu wecken.“ Auch von der neuen Thora erhoffe er sich Impulse für seine Gemeinde.
Antisemitismus vorwiegend im Internet
Auf die Frage, ob die jüdische Gemeinde Lörrach auch Antisemitismus erfährt, sagte Flomenmann: Das geschehe vor allem im Internet und den sozialen Medien. Für besonders gefährlich hält er es, dass antisemitische Äußerungen heute nicht mehr nur von Neonazis kämen, sondern oft von gebildeten Leuten aus den oberen Etagen der Gesellschaft. Ein Beispiel sei der AfD-Politiker Wolfgang Gedeon. Seine Gemeinde setze auf Offenheit, um Vorurteile abzubauen und biete zum Beispiel Führungen in der Synagoge an.