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Lörrach Das zarte Pflänzchen Frieden

Markus Greiß
Markus Moehring (v. l.) moderierte die Podiumsdiskussion mit Michael Hoffmann, Moshe Flomenmann und Yavuc Hallac. Foto: Markus Greiß

Gruppe Abraham: Verhältnis der Religionen zum Krieg diskutiert.

Lörrach - Wie halten es die Religionen mit dem Krieg? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion am Donnerstagabend mit Pfarrer Michael Hoffmann, Landesrabbiner Moshe Flomenmann und Yavuc Hallac, Gemeindevorsitzender der Fatih-Moschee in Lörrach. Die Lörracher „Gruppe Abraham“, die sich für die interreligiöse Verständigung einsetzt, organisierte die Gesprächsrunde im Rahmen der Sonderausstellung zur Burg Rötteln.

Museumsleiter Markus Moehring erinnerte in seiner Einleitung daran, dass zwei Röttler Herren an den religiös begründeten Kreuzzügen zur Eroberung Jerusalems beteiligt waren. Der evangelische Pfarrer Michael Hoffmann ging auf dieses Beispiel der „Gewaltgeschichte“ im Christentum ein. Trotz Jesu Eintreten für Gewaltfreiheit habe Papst Urban II. Ende des 11. Jahrhunderts zum ersten Kreuzzug aufgerufen und die Teilnahme daran zu einem „Zeichen der Frömmigkeit“ erhoben.

Radikal-pazifistische Haltung in der evangelischen Landeskirche

Die Idee des Kreuzzugs als „gerechte Sache“ sei noch immer aktuell. So habe der ehemalige US-Präsident George W. Bush den „Krieg gegen den Terror“ als „Kreuzzug“ bezeichnet – obwohl der katholische Papst Johannes Paul II. die Kreuzzüge Jahre vorher bereits als „unchristlich“ gebrandmarkt hatte. Und in der evangelischen Landeskirche habe sich sowieso eine radikal-pazifistische Haltung durchgesetzt, so Hoffmann.

Yavuc Hallac hat im Koran nach dem Thema Krieg geforscht. An rund 70 Stellen tauche der Begriff auf, etwa zur Hälfte würden die negativen Begleiterscheinungen hervorgehoben. Er zitierte die 8. Sure, wo es heißt: „Und rüstet wider sie, was ihr nur vermögt an Streitkräften (…), damit in Schrecken zu setzen Allahs Feind.“ Der Islam treibe deswegen aber nicht zum Krieg, heiße es doch weiter: „Sind sie jedoch zum Frieden geneigt, so sei auch du ihm geneigt.“ Daraus leitete Hallac die Verpflichtung des einzelnen Gläubigen und des Staates ab, „keine Möglichkeit auszulassen, den Frieden zu suchen.“

Manche Kriege sind notwendig

Landesrabbiner Moshe Flomenmann zitierte aus dem 5. Buch Mose, Kapitel 20. Darin wird gemahnt, dem Gegner vor einem Waffengang „den Frieden anzubieten“. Generell verurteile die Tora Hass und Aggression. Manche Kriege seien aber notwendig, denn es gebe auch die Pflicht zur Selbstverteidigung. Um einen solchen Verteidigungskrieg handele es sich, „wenn sich Israel gegen Angriffe aus Gaza verteidigt“, so Flomenmann auf eine Frage aus dem Publikum. Er warnte davor, die vor Ort zu lösenden Probleme in Nahost nach Deutschland zu tragen. Als aktuelles Beispiel führte er den antisemitischen Angriff auf einen jungen Kippaträger in Freiburg an, bei dem der Angreifer laut Presseberichten angeblich „Free Palestine“ gerufen hat.

Hallac berichtete in diesem Zusammenhang, dass kopftuchtragende Muslima immer wieder Beleidigungen ausgesetzt seien und es auch einzelne Angriffe gebe. „Es geht darum, das zarte Pflänzchen Frieden in Lörrach weiterzuentwickeln“, gab Moehring denn auch das Motto für das Zusammenleben vor Ort aus. Genau dafür setzt sich die Gruppe Abraham ein.

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