Lörrach Dem Unerwarteten im Alltag nachspüren

mh
Der Gottesdienst zum Hebelsonntag wurde von Pfarrer Markus Schulz (links) geleitet. Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh (2.v.r.) hielt die Festpredigt. Mit dabei in der Christuskirche waren die Vizepräsidentin Inge Hemberger und der Präsident Volker Habermaier (r.) vom Hebelbund Lörrach. Foto: Manfred Herbertz

Hebelsonntag: Landesbischof predigt

Lörrach -  Im Mittelpunkt des Gottesdienstes zum Hebelsonntag gestern in der Christuskirche stand die Rolle von Johann Peter Hebel, die er beim Zustandekommen der Kirchenunion zwischen Lutheranern und Reformierten in Baden vor 200 Jahren einnahm. Der Lörracher Hebelbund hatte zu diesem Gottesdienst eingeladen. Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, hielt die Festpredigt.

Pfarrer Markus Schulz sagte in seiner Begrüßung fast entschuldigend, dass es in diesem besonderen Gottesdienst wenig alemannische Mundart zu hören gebe. Diese Töne steuerte später Inge Hemberger, Vizepräsidentin des Lörracher Hebelbunds, bei, die in Markgräfler Tracht gekommen war.

Schulz widersprach sogar Goethe, der sich gegen Rufe gewehrt hatte, Hebels Gedichte zu übersetzen: „Einen solchen Dichter muss man im Original lesen. Dann muss man halt diese Sprache lernen!“ Hebels Geist war an diesem Tag auch ohne viel Mundart allgegenwärtig, und so sagte Schulz, dass es Hebel wichtig gewesen sei, biblische Geschichte in die nächste Generation hineinzutragen.

Schatzkästlein am 18. Juli

Der Landesbischof nahm in seiner Predigt Bezug auf Lukas 19. Als Jesus in Jerusalem einzog, wurde er vom Volk mit Jubel begrüßt, was den Pharisäern missfiel und es als Lästerung bezeichneten. Jesus habe ihnen geantwortet: „Wenn die Menschen schweigen, werden die Steine schreien.“ Hebel hätte diese Bild bestimmt erfreut, betonte Cornelius-Bundschuh, und hätte ihn vielleicht zu einer neuen Kalendergeschichte angeregt. Mit Lust habe Hebel im Alltag dem Unerwarteten nachgespürt.

„Seit 200 Jahre gibt es unsere badische Kirche“, sagte der Landesbischof. Kirche sei zudem ein Haus aus lebendigen Steinen, die Gott loben und Christus nachfolgen, die sich immer wieder verändert und auch in Krisenzeiten nicht die Hoffnung verlieren. Hebel habe viel dazu beigetragen, „dass in unserer Kirche verschiedene Frömmigkeiten und Formen, den Glauben zu leben, gemeinsam auf dem Weg sind“.

Hebel wusste nicht alles besser, sondern postulierte eine Lebensweisheit, die das Gemeinsame sucht und immer wieder neue Hoffnung sät. Diese Hoffnung lebe aus dem Vertrauen, dass die Steine anfangen, Lieder der Freiheit zu singen, wenn den Menschen der Mund verboten werde, schloss der Landesbischof.

„Mir hen hüt d‘ Freud, im e bsundere Gottesdienscht z‘sitze“, dankte Inge Hemberger zusammen mit Hebelbundpräsident Volker Habermaier für diese Feststunde. Sie betonte aber auch: „Mir vermisse hüt aber d‘Fründ us Basel un im Elsiss.“ Sie gab bekannt, dass das „Schatzkästlein“ am 18. Juli, um 11.15 Uhr, im Hebelsaal im Dreiländermuseum stattfinden soll.

Der Gottesdienst wurde musikalisch von einer Abordnung der Kantorei unter Leitung von Kantor Herbert Deininger, der auch die Orgel spielte, sowie einer Band, in der Pfarrer Schulz die Gitarre spielte, umrahmt.

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