Lörrach „Der Islam ist vielfältig“

Die Oberbadische
Pfarrer Michael Hoffmann (evangelische Gemeinde Altweil), Jürgen Endres und Christoph Bogon (v.l.)                   Foto: Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

Fastenmeditation: „Glaube und Politik“: Vortrag in St. Peter

Von Regine Ounas-Kräusel

Lörrach. „Der Islam ist so vielseitig wie das Christentum.“ Diese Botschaft vermittelte der Islamwissenschaftler Jürgen Endres von der Universität Luzern am Sonntag bei der zweiten Fastenmeditation in der Kirche Sankt Peter. Die Katholische Gemeinde Lörrach-Inzlingen, die evangelische Gemeinde Weil und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen veranstalten diese Meditationen unter dem Motto „Glaube und Politik“.

Mit Koransuren kann Toleranz oder Intoleranz begründet werden

„Was ist der Islam?“ fragte Jürgen Endres in seiner Predigt, die in Gebete, Orgelmusik und Stille eingebettet war. Lehrt der Islam tatsächlich Intoleranz gegenüber Andersgläubigen, lehrt er die Einheit von Religion und Staat? Ist er tatsächlich mit Demokratie nicht vereinbar?

Mit Koransuren könne man Intoleranz aber auch ein Toleranz gegenüber Andersgläubigen begründen, sagte Endres. Er zitierte die bekannte Sure 9,5, die dazu auffordert Frevler zu verfolgen, es sei denn sie verrichten ihre Gebete und Abgaben. Eine andere Sure fordert dagegen dazu auf, keinen Menschen zum Glauben zu zwingen.

Endres warnte davor, Koransuren ohne Zusammenhang zu interpretieren. Er gab zu bedenken, dass Muslime – ähnlich wie Christen – den Koran und andere Quellen ihres Glaubens immer neu interpretierten. Die Einheit von Religion und Politik habe es nur in der Frühzeit des Islam gegeben, als der Prophet Mohammed Prediger und politischer Führer war. Bis heute zögen manche Staaten ihre Legitimation allerdings aus der Religion, räumte er ein. In vielen Ländern der muslimischen Welt herrsche keine Demokratie.

Nur eine Minderheit der Muslime in Deutschland praktiziere ihre Religion

Endres berichtete aber auch, dass heute einige Muslime die Demokratie aus ihrer Religion ableiten. Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide von der Universität Münster meine laut Endres, dass ein Muslim die Demokratie auch ohne Rechtfertigung aus dem Koran anerkennen kann. Er trenne Religion und Politik.

Für Endres gibt es in Deutschland nicht „den Islam“. Vielmehr lebten hier 4,6 Millionen Menschen mit muslimischem Hintergrund, von denen nur wenige ihre Religion tatsächlich praktizieren, sagte er. Er ermutigte seine Zuhörer, sich auf diese Menschen im Alltag einzulassen, etwa auf der Arbeit oder im Fitnessstudio.

Endres räumte ein, dass manche Muslime nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Aber er wehrte sich gegen die Behauptung von Pegida und AfD, der Islam sei das größte Integrationshindernis.

Die Integration von Migranten sei auch nicht allein Aufgabe der Politik, sagte er: „Sie ist die Aufgabe der gesamten pluralistischen Gesellschaft.“

Vielfalt sei von Gott gewollt, sagte Pfarrer Michael Hoffmann aus Weil in einem Gebet. Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon spielte auf der Orgel wunderschöne Improvisationen.

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