Lörrach „Der Wandel hat begonnen“

Die Oberbadische

Tourismus: Michael Seilnacht über die Klimadebatte, Kritik an der Kreuzfahrtmesse und das Umweltengagement seines Unternehmens

Michael Seilnacht, Inhaber und Geschäftsführer des Reisebüros Seilnacht, hat sich im Gespräch mit unserer Zeitung zur Kritik des „Plant-for-the-Planet Club Wiesental“ an der Kreuzfahrtmesse geäußert, die das Lörracher Unternehmen am 19. Oktober im Burghof veranstalten wird (wir berichteten gestern).

Von Bernhard Konrad und Peter Ade

Lörrach. Er begrüße, dass Klimaschutzfragen an Bedeutung gewinnen, betonte Seilnacht. Das Thema Umweltschutz gehe alle an: „Wir nehmen uns nicht hiervon aus, sondern beschäftigen uns intensiv mit dem Thema und tun auch schon eine Menge.“ Auch die öffentliche Debatte sei notwendig. Indes wünsche er sich eine Diskussion, in der nicht Emotionalität, sondern sachliche Argumente im Zentrum stehen und der Austausch von Fakten nicht perspektivisch verengt stattfinde, sondern „das große Ganze“ im Blick behalten werde. Dies fehle ihm mitunter in der massiven Kritik an Kreuzfahrten. Diese regelrechte Verurteilung verstelle letztlich den Blick dafür, dass auch bei diesem Thema der Wandel bereits begonnen habe.

So habe etwa das Kreuzfahrtschiff „AidaNova“ 2019 das Umweltzeichen „Blauer Engel“ verliehen bekommen, die „Roald Amundsen“ von Hurtigruten baue weltweit das erste Expeditionsschiff mit umweltfreundlicher Hybrid-Technologie. Weitere Schiffe mit umweltfreundlicherem Antrieb würden folgen, doch dauere es seine Zeit vom Auftrag bis zur ersten Ausfahrt eines Kreuzfahrtschiffs: „Der Bau von umweltfreundlicheren Schiffen wurde ja bereits vor ein bis Jahren in Auftrag gegeben“, sagt Seilnacht.

Unterdessen sei eine Kreuzfahrtmesse eine gute Gelegenheit für Kunden, gezielt nach umweltschonenderen Offerten nachzufragen und somit den Wandel zu beschleunigen.

Zudem gab Seilnacht zu bedenken, dass der Anteil von Kreuzfahrtschiffen auf den Weltmeeren nach seiner Einschätzung vielleicht fünf Prozent betrage. Kein Vergleich zu den Frachtschiffen, „die mit Gütern aus aller Welt beladen sind, die wir täglich in unseren Regalen finden“ – und die oftmals mit Schweröl unterwegs seien. Das solle kein Argument gegen das Führen der Klimadebatte sein, aber es schärfe den Blick für die Relationen, sagte Seilnacht.

Er sehe im Übrigen nicht in erster Linie sein Unternehmen selbst in der Kritik, denn Seilnacht biete mit der Messe zunächst nur die Plattform für ein Segment der Tourismusbranche, das nach wie vor auf großes Interesse stoße. Ob er die Messe allerdings künftig weiterhin ausrichtet, werde sicher intern diskutiert werden.

Michael Seilnacht selbst will sich jedenfalls weiterhin für den Umweltschutz einsetzen: „2017 bereits haben wir – lange vor der heute in dieser Breite geführten Diskussion – Plant-for-the-Planet unterstützt und über 2500 Bäume gepflanzt – eine Aktion, die wir auch dieses Jahr fortführen werden.“

2018 hat das Unternehmen zwei Elektroautos gekauft, dazu ein umweltfreundliches, mit Erdgas betriebenes Fahrzeug. Die Elektroautos werden entweder durch Sonnenkraft von der eigenen Photovoltaik-Anlage oder mit 100 Prozent Öko-Strom aus Wasserkraft geladen.

Auch die Energieversorgung an den vier Standorten in Lörrach, Schopfheim, Rheinfelden und Weil am Rhein erfolge ausschließlich aus eigener Sonnenenergie oder Wasserkraft.

Eines, so betonte er abschließend, dürfe neben Umweltschutz- und Wirtschaftsaspekten – „es hängen viele Arbeitsplätze an dem Thema“ – nicht vergessen werden: „Reisen war immer schon ein hohes gesellschaftliches Gut. Es dient der Erholung, aber auch der Bildung und dem interkulturellen Austausch.“

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