Lörrach Die Feuerwehr: Seit 1859 brennt sie für ihre Aufgaben

Holger Schlicht
Schöner Abschluss: Ute Schönbett führte die Gruppe in die Feuerwache in Lörrach-Stetten. Foto: Holger Schlicht

Hochinteressante Einblicke in die Geschichte der Lörracher Feuerwehr gab Gästeführerin Ute Schönbett bei einer thematischen Stadtführung.

Mit Hans-Frieder Übelin stand ihr ein erfahrener Feuerwehrmann zur Seite.

Die Anfänge

Vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1859 lief die Löschung eines Brands eher improvisiert ab. Alle halfen, die gerade vor Ort waren: Frauen, Männer und sogar Kinder. Feuerwehrleitern gab es noch nicht, auch keine Hydranten oder Schläuche. Um diesen etwas chaotischen Zuständen Einhalt zu gebieten, entschloss man sich, eine Freiwillige Feuerwehr mit Männern aus dem Ort aufzubauen. Es meldeten sich damals 156 Freiwillige, erster Kommandant der Lörracher Feuerwehr war der Hirschenwirt Markus Pflüger.

Um Löschgeräte zu kaufen, wurde ein Kredit beim Gemeinderat beantragt. Löschwasser bezog man meist aus Brunnen, Löschteichen oder -Weihern. Ein Glocke auf dem damaligen Rathaus in der Unteren Wallbrunnstraße diente als Brandalarmglocke. Dreimal in der Woche mussten die Freiwilligen zur Übung antreten: Die Feuerwehr war geradezu militärisch organisiert, auf Pünktlichkeit wurde größten Wert gelegt – bei Nichteinhaltung wurden sogar Strafgelder verhängt.

Anfangs gab es nur eine Feuerwehrleiter, die Pumpleistung der Wasserpumpen betrug zwischen 100 und 400 Liter pro Minute, im Vergleich dazu liegt die Pumpleistung heute zwischen 2000 und 2500 Litern in der Minute, informierten Schönbett und Übelin.

Ende der 1920er Jahre wurde eine so genannte Weckerlinie installiert, diese verlief von Haus zu Haus und läutete – wenn es denn funktionierte – bei Brandalarm.

Die Weltkriege

Im ersten Weltkrieg wurden viele Feuerwehrmänner in den Krieg eingezogen. Da deshalb bald Männer für die Freiwillige Feuerwehr fehlten, wurden vermehrt Frauen als Brandlöscherinnen eingesetzt. Im zweiten Weltkrieg wiederholte sich dieses Szenario, damals waren an die 150 Frauen im Einsatz.

Nach dem Krieg wurden die Frauen aber sang - und klanglos entlassen, weil die französische Besatzungsmacht keine Frauen in der Feuerwehr akzeptierte, so die Schilderung während der Führung. Heute engagieren sich wieder 20 Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr und 15 in der Jugendfeuerwehr.

Brände in Lörrach

Große Brände gab es etliche in Lörrach. Der erste größere Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr war am 30. Januar 1860 bei der Firma Koechlin & Baumgartner. Aufgrund dieses Brands beschloss die Firma KBC, eine eigene Fabrik-Feuerwehr zu gründen, die von Nikolas Koechlin und Philip Imbach geleitet wurde.

Beim Brand des Hansa-Hauses, heute das Hotel Drei-König, kam zum ersten Mal ein Sprungtuch zum Einsatz, mit dem sieben Personen gerettet werden konnten.

Ein höchst gefährlicher Einsatz war der Kellerbrand im Schuhfachgeschäft Unmuth, heute Werdich, in der Tumringerstraße. Hans Frieder Übelin war damals selbst im Einsatz und erzählt: „Das war einer der schlimmsten Brände – mit vielen verletzten Feuerwehrmännern. Zum Glück konnte ein Übergreifen des Feuers auf die Nachbarhäuser verhindert werden.“ Ein großer Brandeinsatz war auch der Brand im Glockenturm der Bonifatiuskirche im Jahre 2007, bei der ein Löschzug der Feuerwehr Basel zur Unterstützung nach Lörrach kam.

Abschluss in Feuerwache

Zum Abschluss führte Schönbett die Teilnehmer der Führung zur Feuerwache in Stetten, wo sie sich aufwärmen und die alten und neuen Geräte und Löschzüge besichtigen konnten.

Neben vielen Einblicken in die Arbeit der Wehr hat die Führung vor allem eines deutlich gemacht: Wie sehr die Stadtgesellschaft auf eine funktionsfähige Feuerwehr angewiesen ist.

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