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Lörrach Die Konfliktlöser fahren mit

Anja Bertsch

Zivilcourage: „Faires Fahr’n in Bus und Bahn“: Projekt bildet seit 20 Jahren Schulweg-Begleiter aus

Fiese Hänseleien im Zug, ruppiges Gedränge im überfüllten Schulbus oder gefährliche Mutproben an der Bahnsteigkante: Der Schulweg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hat für manch einen Schüler seine unangenehmen Seiten. Das Projekt „Faires Fahr’n in Bus und Bahn“ (FFiBB) will da mit Hilfe junger Mitstreiter für ein besseres Klima sorgen.

Von Anja Bertsch

Lörrach. Mittlerweile wurden zwanzig Generationen und insgesamt 2000 sogenannter „Fahrzeugbegleiter“ ausgebildet. Zum kleinen Jubiläumsanlass versammelten sich am Montag früh Vertreter der zahlreichen im Projekt engagierten Kooperationspartner vor dem Lörracher Rathaus – vor allem aber ein großer Teil der insgesamt 70 jugendlichen Teilnehmer aus Schulen im ganzen Landkreis, die in den beiden vergangenen Jahren ihre Ausbildung zum Fahrbegleiter absolviert haben: Sie durften aus den Händen von Oberbürgermeister Jörg Lutz und Koordinator Bernhard Greßlin das offizielle Zertifikat entgegennehmen – bevor anschließend der spaßige Teil der Anerkennung in Form eines gemeinsamen Ausflugs zum Europapark auf dem Programm stand.

„Ihr sorgt dafür, dass es auf dem Schulweg entspannt zugeht"

„Ihr sorgt dafür, dass es auf dem Schulweg entspannt zugeht, ihr seid bereit, eine aktive Rolle zu übernehmen und zeigt Zivilcourage – dafür ein herzliches Dankeschön“, zollte Lutz den Jugendlichen Respekt.

Diese hatten in den vergangenen beiden Jahren in verschiedenen Modulen gelernt, brenzlige und unschöne Situationen zu erkennen und zu klären – von der mutwilligen Sachbeschädigung übers unbedacht-waghalsige Rumgekaspere in Gleisnähe bis zum aktiven Mobbing.

Auch Theorieeinheiten zu Technik und Gefahren im Bahnhofsbereich

Theorieeinheiten etwa zu Technik und Gefahren im Bahnhofsbereich gehören ebenso zur FFiBB-Ausbildung wie Rollenspiele, in denen Strategien der Konfliktlösung erarbeitet werden: Sicher und am besten im Team auftreten zum Beispiel, das (freundliche!) Wort ergreifen, beschwichtigen.

Augenhöhe statt erhobener Zeigefinger

Die Idee hinter dem Projekt: Kommt eine solche Rückmeldung von etwa Gleichaltrigen auf Augenhöhe, hat das in der Regel wesentlich mehr Einfluss als der erhobene Zeigefinger eines Erwachsenen.

Wichtig aber auch: Die Grenzen der eigenen Möglichkeiten erkennen – und beispielsweise nicht direkt einmischen, wenn Gewalt im Spiel ist, sondern im Zweifel einen erwachsenen Ansprechpartner zu Hilfe holen.

Viele Schüler fühlen sich auf ihrem Schulweg im ÖPNV unwohl

Anlässlich des Jubiläums ließ OB Lutz kurz die Ursprünge des Projektes Revue passieren: Eine Umfrage unter 2000 Schülern im Jahr 2000 hatte gezeigt, dass viele Schüler sich auf ihrem Schulweg im ÖPNV aus unterschiedlichen Gründen unwohl fühlen. Im daraufhin ins Leben gerufenen FFiBB-Projekt spannen seit 2003 eine Vielzahl an Kooperationspartnern zusammen – Polizeipräsidium Freiburg und Bundespolizei Weil am Rhein sind ebenso mit im Boot wie Landrätin als Schirmherrin, die im Landkreis aktiven Verkehrsunternehmen oder die Stadt Lörrach, die finanzielle und organisatorische Ressourcen einbringt.

Nachdem die Koordination in den vergangenen Jahren in Händen von Bernhard Greßlin lag, übergab dieser den Staffelstab nun an Ashwak el Hourani.

Kommentar

Von Bernhard Konrad

Das Engagement der Schüler erfordert Courage und Haltung – auch deshalb, weil es womöglich bei einigen Altersgenossen als „uncool“ gelten mag, in der Öffentlichkeit auf die Einhaltung fairer Spielregeln hinzuweisen.

Die Jugendlichen sollen sich  keinesfalls selbst in Gefahr bringen, doch schon allein eine freundliche Intervention kann dazu beitragen, dass manch eine miese Aktion unterbunden oder entschärft wird.

Ihr Einsatz bildet den positiven Gegenpol zu respektlosen oder gar boshaften - und mitunter anonymen - Verhaltensweisen.
Sie zeigen Gesicht für Fairness: Ihnen gebührt Respekt.

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