Lörrach Die Macht des Volkes

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 Foto: Kristoff Meller

Erinnerungskultur - Rundgang zur Demokratiegeschichte in Lörrach bei Workshop vorgestellt / Schwerpunktthema „100 Jahre Frauenwahlrecht beim diesjährigen „Tag der Demokratie“

Lörrach - Die Demokratiegeschichte in Lörrach stand im Mittelpunkt des jüngsten Workshops zur Erinnerungskultur im Dreiländermuseum. Hubert Bernnat stellte dazu einen möglichen Rundweg mit zwölf Stationen in der Lerchenstadt vor.

Der Start könnte laut Bernnats Präsentation am Alten Marktplatz sein, wo bekanntlich im Jahr 1848 der Hecker-Zug ankam und Gustav Struve am 21. September 1848 die Republik ausrief. Weit weniger bekannt: 1919 riefen zurückkehrende Soldaten erneut die Republik aus – allerdings ohne große Bedeutung oder anhaltenden Erfolg.

Die zweite Station sieht Bernnat am Hebelpark: „Die Erinnerung an den humanistischen Volksschriftsteller und Vordenker der Toleranz, Johann Peter Hebel, erleichterte die Verständigung mit den Nachbarn und den demokratischen Neubeginn nach 1945.“ Zum Hebelfest 1947 öffneten sich zudem zum ersten Mal nach dem Weltkrieg die Grenzen zur Schweiz, hob er Hebels Bedeutung für das Leben in der Trinationalen Agglomeration hervor.

Direkt angrenzend an den Park stand früher der Gefängnisturm. Der dritte Halt. Dieser erinnere an die dritte große Volkserhebung im Sommer 1849 mit der Meuterei der Soldaten, die nach der Niederschlagung im Turm eingekerkert wurden.

Die vierte Station könnte das Rathaus sein, wo der neue Menschen- und Kinderrechtsweg beginnt und auf die Bedeutung der Erklärung der Menschenrechte von 1948 durch die UNO in 30 Artikeln hinweist. Das Rathaus sei zudem auch ein Symbol für kommunale Selbstverwaltung sowie der Möglichkeit zum Bürgerentscheid.

Der 9. November, Pressefreiheit und „Frauen in der Politik“

Den nächsten Halt hat Bernnat bei der Erinnerungsskulptur von Bernd Göring beim Landratsamt vorgesehen. Diese erinnert in den römischen Zahlen IX und XI an Ereignisse des 9. November in der deutschen Geschichte: Die Ausrufung der Republik (1918), gescheiterter Hitler-Putsch (1923), Reichspogromnacht (1938) und die Öffnung der Mauer in Berlin (1989).

Der sechste Stopp ist am Senser Platz vorgesehen, der für die Aussöhnung mit Frankreich und die Lörracher Städtepartnerschaften steht. Von dort könnte die Route zum „Markgräfler Hof“ führen und „Frauen in der Politik“ thematisieren. Der Aufhänger, so Bernnat: 1910 sprach dort Rosa Luxemburg.

Mit der Entstehung einer freien und vielfältigen Presse als Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaft befasst sich die achte Station an der heutigen Galeria Mendini beim Chesterplatz. Dort befand sich früher die Druckerei Gutsch, in der unter anderem im 19. Jahrhundert der „Oberländer Bote“ und das republikanische Regierungsblatt von Gustav Struve gedruckt wurden.

Markus Pflüger, Gastwirt, Vorsitzender der Bürgerwehr und Mitgründer des Freisinns in Lörrach, widmet Bernnat am ehemaligen Standort des „Hirschen“, Ecke Tumringer- und Turmstraße den neunten Stopp.

Anschließend führt die Strecke zum „Wilden Mann“ und zur Bedeutung der Wirtsleute und Wirtschaften für den politischen Prozess im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

Vorletzter Halt ist das Alte Amtshaus am Alten Marktplatz. Es ist laut Bernnat ein Symbol für markgräfliche und großherzogliche Macht. Der Abschluss soll an der Stadtkirche sein und so auf die Beteiligung von Pfarrern an der Revolution hinweisen.

Aus dem Teilnehmerkreis wurde unter anderem gefordert, dass klarer ausgeführt werden sollte, gegen wen die Revolution gerichtet war beziehungsweise welche Obrigkeit gemeint war? Markus Moehring, Leiter des Dreiländermuseums, regte an, zwei Stationen zur Zeit vor 1848 zu ergänzen: Zur Entstehung des Großherzogtums Baden sowie zu den demokratische Strukturen im Markgräflerland vor 1848.

Frick: Nicht zu viele Tafeln für möglichen Rundweg aufhängen

Lars Frick, Fachbereichsleiter Kultur und Tourismus, betonte, dass die Anzahl der Tafeln, die zu einem möglichen Rundweg Demokratiegeschichte erstellt werde, nicht zu hoch sein dürfe.

Er informierte außerdem darüber, dass sich der diesjährige „Tag der Demokratie“ – der inzwischen gut in der Stadt verankert sei – mit dem Schwerpunktthema „100 Jahre Frauenwahlrecht“ beschäftigen wird. Rund um den 21. September sind zahlreiche Veranstaltungen geplant. Weitere Interessierte können bis zum 1. Mai im Fachbereich ihre Ideen und Vorschläge für eigene Veranstaltungen melden. Dabei dürfe das Schwerpunktthema weit gedacht werden.

Frick sieht den 21. September als Teil der Lörracher Demokratiegeschichte mit Alleinstellungsmerkmal für die Stadt. „Es werden zum Tag der Demokratie keine rein historischen Feiern veranstaltet.“ Der Tag habe immer einen aktuellen Bezug zur heutigen Zeit – seit 2018 auch mit einem jährlich wechselnden Schwerpunktthema.

Öffentliche Podiumsdiskussion 

Mittwoch, 3. April, 18 Uhr Öffentliche Podiumsdiskussion: „Erinnerungskultur in Lörrach – Lernen aus der Vergangenheit und Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“ im Saal der Musikschule, Luisenstraße 2 (Eingang Luisenstraße)

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