^ Lörrach: Die trinationale Fasnachtsfigur - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Die trinationale Fasnachtsfigur

Kristoff Meller
Nach Basler Vorbild entstanden: die „Bloodere Clique“ Foto: Kristoff Meller

Fasnachtsserie – Teil 12: Waggis erfreuen sich nicht nur in Lörrach großer Beliebtheit

Lörrach -  Die Fasnacht muss in diesem Jahr ohne Umzüge und große Saalveranstaltungen auskommen. Dafür bieten wir der Lörracher Narrenzunft, Narrengilde und Fasnachtsgesellschaft Buurefasnacht Hauingen in einer Serie während der Fasnachtshochzeit eine Bühne. Die zwölfte Folge behandelt die Waggis – ursprünglich die Karikatur eines Elsässer Bauern, ist sie heute eine der beliebtesten Narrenfiguren in der Region.

„In Basel wird in ihm der Elsässer Gemüsebauer gesehen, der seine Waren auf dem Basler Markt verkaufte. Im Elsass selbst ist er eher ein Kind der Industriellen Revolution – eine zwielichtige Gestalt. Ein Herumtreiber und Gelegenheitsarbeiter ohne festen Wohnsitz und soziale Verankerung, der sein schnelles Glück in der Stadt suchte“, beschreibt Obergildenmeister Jörg Roßkopf im aktuelle Narrenfahrplan die Herkunft.

Doch während die Bezeichnung „Waggis“ die restliche Zeit des Jahres eine „grobe Beleidigung“ darstelle, ist sie während der Fasnacht „die verbindende Narrenfigur im Dreiländereck“, wie Roßkopf im Gespräch mit unserer Zeitung betont. Denn rein optisch lassen sich die Waggis an Umzügen in Basel, Lörrach oder Mulhouse nicht unterscheiden.

Die heutige Form – mit wuchtiger Larve, riesiger Nase und bunten Haaren – geht laut Roßkopf auf die Zeit nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zurück. Die Ursprungsform trug jedoch keine Perücke sondern eine weiße Zipfelmütze nach Vorbild des deutschen Michel und die Nase war wesentlich kleiner Nase, so Roßkopf.

Wie schon die Guggemusik wurde auch die Fasnachtsfigur des Waggis nach dem Zweiten Weltkrieg von Basel über die Grenze importiert. Die erste Lörrach Clique mit großer Nase und bunten Haaren gründete sich 1955. Sie entstand bei einem Stammtischhock im Gasthaus „Palme“ als „Palmströssler–Bloodere–Clique“. 1965 wurde der Name in „Bloodere Clique“ umgeändert. Ebenfalls noch in den 1950er Jahren folgten die „Soggefligger“, die sich jedoch bald wieder auflösten und erst ab 1975 als die heutige „Soggeflicker-Clique“ reaktiviert wurde. Zuvor gründeten sich bereits 1967 die „Ruebe-Waggis“ und anschließend einige weitere Formationen.

Während die Basler Waggis bis heute nur auf großen Umzugswagen zu finden sind und laut Roßkopf niemals zu Fuß unterwegs sind, nehmen die deutschen Vertreter mehrheitlich auch als Laufgruppe an der Fasnacht teil und bringen wie ihre eidgenössischen Verwandten Unmengen an Süßigkeiten, Blumen, Gemüse, Obst und natürlich Konfetti unter das Volk.

In den jüngsten Jahren erfreut sich die Waggis-Figur in Lörrach laut dem Obergildenmeister großer Beliebtheit: „Besonders die jüngeren Leute finde es toll, nach Basler Vorbild einen großen Wagen mit Musik zu haben, zudem ist es ein einfaches Kostüm und man kann bei seiner Performance sehr kreativ sein“, erklärt Roßkopf und sieht so eine „geglückte Verbindung zwischen alter Figur und der Jugend“.

Darum trägt auch das jüngste Mitglied der Gilde wilde Haare und große Nasen: die erst nach der Fasnacht 2019 gegründeten Vire Waggis, die fast schon hellseherisch das Virusthema deutlich vor der Pandemie aufgriffen, aber coronabedingt bislang noch an keinem Umzug teilnehmen konnten.

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