Lörrach Die Weichen stehen auf Kompromiss

Bernhard Konrad
Das Ticket soll auch für die Regio-S-Bahn gelten. Foto: Archiv

Ein-Euro-Ticket: Lutz wirbt für Einstieg ins Ticket . Fraktionen erneuern Kritik.

Lörrach - In der Debatte um die Einführung des Ein-Euro-Tickets zeichnet sich ein Kompromiss ab, den zahlreiche Stadträte offenbar nur als schwer verdauliche Kröte schlucken werden.

In der gemeinsamen Sitzung des „Ausschusses für Umwelt und Technik“ sowie des „Hauptausschusses“ warb Oberbürgermeister Jörg Lutz gestern Abend nochmals für das Angebot des Regio Verkehrsverbund Lörrach (RVL): das Ein-Euro-Ticket mit einer Gültigkeit ab 9 Uhr an Werktagen. An Wochenenden und Feiertagen würde das Ticket uneingeschränkt gelten.

Das Glas sei „mehr als halb voll“ sagte Lutz und „ein erster Schritt auf einem langen Weg“, so der OB mit Blick auf die Zukunft der Mobilität in Stadt und Region. Auch wenn ihm im Prinzip eine generelle Gültigkeit eher zusage, so sei die RVL-Offerte eine große Chance, die das Gremium mit einer Alles-oder-Nichts-Haltung gefährden würde. Nicht zuletzt, „weil unser Partner RVL an einem langen Hebel sitzt.“

Während in früheren Debatten eher die Höhe der zu erwartenden Kosten als zentrales Argument gegen eine durchgängig gültige Einführung des Tickets genannt wurde, wies Wolfgang Droll, Betriebsleiter Stadtwerke, in seinen Erläuterungen nun nochmals ausdrücklich auf die schon jetzt vorhandenen Kapazitätsprobleme zu den ÖPNV-Stoßzeiten hin.

In ihren Reaktionen ließen sämtliche Fraktionen durchblicken, dass die Summe der genannten, zwischenzeitlich relativierten, mitunter erhöhten, dann wieder reduzierten Zahlen und Schätzungen den gesamten Prozess erschwert hätten.

Petra Höfler (CDU) verwies auf die Erwartungshaltung der Bürger, denen ursprünglich eine vollumfängliche Gültigkeit in einem Probelauf angekündigt wurde. Im Grundsatz halte die CDU dies weiter für die richtige Variante. Die Fraktion werde sich vor der Gemeinderatssitzung nochmals beraten.

Günter Schlecht (SPD) betonte die Bedeutung der Weiterentwicklung von ÖPNV-Angeboten. Das Ein-Euro-Ticket sei als Idee der SPD „ein dickes Brett“ – er wünsche sich die vollumfängliche Gültigkeit. Dennoch wäre der Prozess „ohne die öffentliche Debatte noch nicht so weit“, sagte Schlecht. Er forderte, die RVL-Konstruktion grundsätzlich zu prüfen und zu hinterfragen. Gleichwohl wäre eine Fundamentalopposition zum RVL-Angebot verantwortungslos.

Margarete Kurfeß (Grüne) bekräftigte, der RVL fülle hier eine Funktion aus, die ihm im Grunde „so nicht zusteht.“ Gleichwohl sei das Ticket-Thema zu früh kommuniziert worden – ohne intensive Gespräche mit dem RVL geführt zu haben. Unterm Strich sei ein Kompromiss tragbar. Matthias Lindemer (Freie Wähler) hätte sich „mehr Begeisterung für das eigene Produkt“ vom RVL gewünscht. Er kritisierte die „sperrige“ Haltung scharf und versicherte, die Freien Wähler strebten auf Dauer das generell gültige Ticket an.

Ulrich Lusche (CDU) kritisierte hingegen „das reinste RVL-Bashing“. Dass vor allem die Regio-S-Bahn in den morgendlichen Stoßzeiten an den Kapazitätsgrenzen agiere, sei eine Tatsache. Zudem erinnerte er daran, dass zunächst ein Probelauf beschlossen werde. Dieser könne – etwa aufgrund der Kosten – auch zum Ergebnis kommen, dass das Angebot „nicht“ weitergeführt wird.

Leonie Wiesiollek (Grüne) wies abschließend darauf hin, dass die Gültigkeit solcher Tickets ab 9 Uhr vielerorts üblich sei. Das letzte Wort hat der Gemeinderat.

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