Lörrach „Die wertvollen Flächen kaufen“

Die Oberbadische
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Stadtentwicklung: Donato Acocella zum KBC-Areal und zukunftsorientiertem Umgang mit Grund und Boden

Donato Acocella, Inhaber des gleichnamigen Büros für Stadt- und Regionalentwicklung, hat in einem morgen erscheinenden Interview in unserer Zeitung unter anderem die Lörracher Einzelhandels- und Stadtentwicklung erörtert. Er äußerte sich auch zum KBC-Gelände – und warum es die Stadt womöglich doch hätte kaufen sollen.

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Nach dem Verkauf der Firma KBC an den italienischen Konzern „Imprima Spa“, der zur „Wise sgr“ gehört, hat der frühere Eigentümer Claas E. Daun auch die Immobilie mit rund 80 000 Quadratmetern Fläche veräußert. Bei den Käufern soll es sich um zwei finanzkräftige Schweizer Investoren handeln (wir berichteten).

Die Stadt hätte das Gelände zwar erwerben können, sah sich aber nicht in der Lage, die enorme Kaufsumme zu stemmen. Im Raum steht ein Betrag von insgesamt 28 Millionen Euro – einschließlich den Immobilien „Kantine“ und dem ehemaligen KBC-Verwaltungsgebäude, das von der Dualen Hochschule genutzt wird.

Was die privaten Investoren mit dem Gelände vorhaben, ist noch nicht bekannt. Auf dem Areal gilt ein qualifizierter Bebauungsplan. Das bedeutet „dass genau festgelegt ist, was möglich ist“, so OB Jörg Lutz. Hinter eine wirtschaftliche Vermarktung der Fläche setzt Lutz „viele Fragezeichen“. In Gesprächen mit den Investoren habe er den Eindruck gewonnen, „dass sie seriöse Absichten haben und das Gelände nicht zum Spekulationsobjekt werden soll“.

Zum 25-jährigen Jubiläum seines Büros betonte Acocella auf Nachfrage unserer Zeitung allerdings nachdrücklich die Bedeutung des Areals: „Das KBC-Gelände ist stadtentwicklungsplanerisch so wertvoll, dass meiner Ansicht nach der absolut zu entrichtende Preis nicht allein maßgebend für die Entscheidung sein kann, ob die Fläche gekauft wird, oder nicht. Das Areal hat eine so hohe Bedeutung, dass die Frage des absoluten Preises stadtentwicklungsplanerisch sekundär ist“, sagt er. Acocella räumt gleichzeitig ein, er könne nicht bewerten, „wie die Kommune das haushaltsrechtlich bewältigen“ könnte. Aber genau hierfür gelte es, Wege zu finden.

Entscheidend seien aus seiner Sicht „die entwicklungsperspektivischen Chancen, die mit der Fläche verbunden sind. Diese sind nach meiner persönlichen Auffassung enorm – im gewerblichen Bereich, für Dienstleistungen und vielleicht auch für das Thema Wohnen.“

Ohnehin werde die Entwicklung der Innenstadt der Zukunft auch davon abhängen, „wie die Städte das Thema Wohnen bewältigen werden.“ Dieses hänge auch mit der Frage zusammen, welchen Wert die Kommunen auf die Steuerung der Bodenpreise legten. Immer mehr Städte hätten erkannt, dass dieses ein zentrales Instrument der Stadtentwicklung ist. Und damit könnten letztlich auch Wohnbaupreise spürbar beeinflusst werden: „Wenn eine Stadt Boden- und Immobilienwirtschaft als Gut erkennt, das einen stadtentwicklungsplanerischen, einen volkswirtschaftlichen Wert hat, aus dem wiederum betriebswirtschaftliche Werte generiert werden können, dann werden Bodenpreise völlig anders bewertet. Dann stellt sich die Frage, ob ein Bodenpreis zu hoch ist, so erst mal nicht. Weil bestimmte Lagen per se wertvoll sind: Und die sollte eine Stadt kaufen“, sagt Acocella, der dessen Büro unter anderem das Lörracher Märkte- und Zentrenkonzept entwickelt hat.

Alles, was zur Innenstadt oder deren Umfeld gehöre, sollte eine Stadt erwerben, wenn sie die Gelegenheit dazu habe: „Nicht, um die Immobilien zu behalten, sondern, um damit Stadtentwicklung zu gestalten, ansonsten ist die Stadt immer auch auf das Wohlwollen der Privaten angewiesen. Wir beraten nicht nur eine Stadt, in der Privateigentümer dringende Stadtentwicklungsmaßnahmen blockieren – warum auch immer. Es ist auch ihr gutes Recht, aber für die Stadtentwicklung fatal, weil im besten Fall auf zweitbeste Standorte ausgewichen werden kann oder muss.“

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