Ein Land im Krisenmodus bringt jede Menge Anschauungsmaterial mit für einen Gesellschaftskritiker von Beruf. Keck und sprachgewandt wie eh und je stellt Schroeder entlarvende Verbindungen her zwischen viel zitierten Schlüsselbegriffen: So etwa der Infektion mit dem Corona-Virus auf der einen, der drohenden „Infektion“ mit Meinungen auf der anderen Seite, und, eine Stufe böser noch, von Blockwartmentalität als der unguten Kehrseite von Achtsamkeit. Ein herrliches Bild: Den gebotenen Abstand erkämpft sich Schroeder mit einem mit Reißzwecken besetzten, 1,50 Meter langen Stock.
Von den lebensbedrohlichen geht es nahtlos über zu den, na ja, eher gefühlten Leiden seiner von Arbeit und Familie gebeutelten Zeitgenossen: Lustvoll redet sich der Kabarettist in Rage beim Gedanken an die Zahl der Menschen um ihn herum, die sich neuerdings mit psychischen Diagnosen schmücken. Ein bisschen Burnout hier, ein bisschen Borderline da – was soll´s, wenn damit der Freibrief einhergeht zur Optimierung des Ichs unter den Augen eines qualifizierten Therapeuten?