Lörrach Diskussion im Dreiländermuseum über die Freiheit – und ihre Grenzen

Martin Braun
Trommeln für die Freiheit: Objekt der Lörracher Bürgerwehr in der Ausstellung Foto: Bernhard Konrad

Kurz vor Ende der Sonderausstellung im Dreiländermuseum gab es noch eine letzte „Freiheitsrunde“.

Die Pfarrerinnen Beate Schmidtgen, Leiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung Hochrein-Markgräflerland (EEHM), und Miranda de Schepper (Johannesgemeinde), gestalteten den Abend.

Facetten der Freiheit

Schmidtgen erinnerte zunächst an die Themen der vorangegangenen Treffen: Wurzel der Freiheit in der Reformation, Freiheit für Frauen und Freiheit im Liedgut der Bibel bis hin zum Revolutionsjahr 1848.

Zunächst knüpfte Schmidtgen an ein berühmtes Freiheitswort an, das zumindest inhaltlich mit dem Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) verbunden wird: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“ In Anlehnung an ein Wort aus der französischen Revolution von 1789 fragten die Pfarrerinnen, ob alles erlaubt sei, was niemandem schade.

Und gemeinsam (Pfarrerinnen und Hörerschaft) versuchte man zu antworten: „Wer legt fest, wem, wann, was schadet. Wer ist „niemand“? – stand schließlich auf einer Antwortkarte aus den kleinen „Nachdenkrunden“.

Später stellte de Schepper zwei Freiheitsworte von Emmanuel Levinas (1905-1995) vor: „Der Mensch ist berufen nicht zum Herrn und nicht zum Knecht, sondern zum Stellvertreter des anderen Menschen.“ – und: „Die Freiheit existiert zuallererst als Verantwortung für den Anderen.“

De Schepper erinnerte an das Leben dieses Philosophen, der als Bürger jüdischen Glaubens aus Russland Student bei Edmund Husserl und seinem Schüler Martin Heidegger in Freiburg war. Levinas geriet als französischer Bürger 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft und wurde später Professor für Philosophie in Paris. Seine Freiheitsworte beziehen sich auf ein Zitat von Martin Luther (1483-1546): „Ein Christenmensch ist ein freier Herr…“ – das Schmidtgen und de Schepper, die beiden evangelischen Theologinnen, schon zuvor angeführt hatten.

Freiheit und Verantwortung

Diese Verknüpfung von Freiheit und Verantwortung ist dazu eine Weiterführung durch Levinas. Levinas Verknüpfung betont die soziale Dimension von Freiheit in der Gesellschaft und erinnert an das, was Schmidtgen zuvor zu Artikel drei des Grundgesetzes von Deutschland zeigte, nämlich die Bindung der Freiheit an Rücksicht auf Schwächere – nicht zuletzt auch fremde und behinderte Menschen.

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