Lörrach Ein 72 Meter hohes Denkmal

Adrian Steineck
Tobias Venedey (zweiter von rechts) brachte den Zuhörern den Status des Lörracher Rathauses als Kulturdenkmal nahe. Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic (Mitte) war ebenfalls dabei und ergänzte seine Ausführungen. Foto: Adrian Steineck

Wieso erfüllt das Lörracher Rathaus die Voraussetzungen für ein Kulturdenkmal?

Diese und weitere Fragen wurden bei der Führung mit Tobias Venedey, Konservator für Landesamt und Denkmalpflege Freiburg, am Dienstagabend beantwortet (siehe auch nebenstehenden Artikel). Viele der mit gut 20 Besuchern ausgebuchten Führung dürften im Anschluss den „langen Egon“, wie das Rathaus in Anlehnung an den von 1960 bis 1984 amtierenden Oberbürgermeister Egon Hugenschmidt im Volksmund genannt wird, künftig mit anderen Augen sehen. Kommentare wie „Das fällt mir jetzt gerade zum ersten Mal auf“ waren immer wieder zu hören während des knapp zweistündigen Rundgangs.

Platz gehört dazu

Dass die Führung, an der auch die (Bau-)Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic sowie Stadträte und Mitarbeiter der Verwaltung teilnahmen, im Freien begann, kommt nicht von ungefähr. Denn neben dem 72 Meter hohen Verwaltungsgebäude selbst gehören weitere Bestandteile des Ensembles mit zum Kulturdenkmal: der Egon-Hugenschmidt-Platz, der Baumbestand vor dem Rathaus und die unterirdische Tiefgarage, wie Venedey darlegte.

Dies erklärt sich nicht zuletzt daraus, dass auch um das Rathaus herum vieles noch aus der Entstehungszeit des in den Jahren von 1972 bis 1976 errichteten Büroturms stammt. Die Straßenlaternen etwa, die Venedey als „denkbar filigran für einen solchen öffentlichen Platz“ bezeichnete. Auch der Schaukasten, an dem Informationen der Verwaltung angeschlagen werden, stammt aus den 1970er-Jahren. Der Briefkasten hingegen nicht, wie Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic ihrem Gast aus Freiburg bestätigte.

Der Status als Kulturdenkmal beeinflusste auch den Bau des benachbarten Wohn- und Geschäftshauses Lö. Bei dessen Errichtung wurde darauf geachtet, dass es sich in die Umgebung einfügt.

Zum Ratssaal „flanieren“

Auch im Eingangsbereich des Rathauses treffen sich Vergangenheit und Gegenwart. Dies teilweise sogar auf vorbildliche Weise, sagte Venedey.

Die Drehtür etwa: Diese war im ursprünglichen Entwurf des Architekten Thomas Heiß nicht vorgesehen und wurde erst Jahre später eingebaut. „Das ist mir aber bei meinem ersten Besuch gar nicht aufgefallen, da musste ich schon ganz genau hinsehen“, sagte der Konservator beim Landesamt für Denkmalpflege.

Ebenfalls nicht original, aus Gründen des Brandschutzes aber aus heutiger Sicht unerlässlich, ist die Glaseinfassung des Treppenaufgangs zum Sitzungssaal. „Das Treppenhaus war früher wesentlich luftiger“, erklärte Venedey. Das sagt zugleich etwas aus über das Verständnis von Kommunalpolitik: Der Treppenaufgang erinnere fast an die Treppe zu einem Theatersaal und lade zum Flanieren ein, sagte der Gästeführer. Damit sollte deutlich gesagt werden: Die Bürger sind dazu eingeladen, den Ratssaal zu besuchen, in dem die sie betreffenden Entscheidungen gefasst werden. Die später erfolgte Einkapselung durch Glas sei aus dieser Sicht zwar bedauerlich, aber: „Sie tut dem Denkmal nicht weh“, sagte Venedey.

Weitere Stationen waren die Stadtplanung und die Dachterrasse.

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