Stadträtin Christiane Cyperrek arbeitet derzeit für die SPD-Gemeinderatsfraktion an einem Antrag, der die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Hermann Burte und Walter Köhler fordert. Das Papier soll dem Gremium nach der Sommerpause vorgelegt werden.

Von Bernhard Konrad
Lörrach. Schon im Herbst 2013 hatte die Fraktion als Fortführung der Ausstellung „Lörrach und der Nationalsozialismus“ sowie der gleichnamigen wissenschaftlichen Publikation von Robert Neisen eine Debatte unter dem Titel „Erinnern statt vergessen“ angeregt. Ziel des damaligen Antrags war es, Wege zu finden, wie sich die Stadt weiter aktiv mit ihrer Vergangenheit dieser Jahre beschäftigen und den Prozess der Aufarbeitung sinnvoll fortsetzen kann – auch mit Blick auf Schüler und Jugendliche in der großen Kreisstadt.

Angedacht war seinerzeit unter anderem eine mittlerweile von Hansjörg Noe als „Lörracher Heft“ umgesetzte Zeitzeugenbefragung („Nun kann ich darüber sprechen“) und die Konzipierung weiterer schulischer Angebote zum Thema. Nun befasst sich die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende mit dem Antrag zur Aberkennung der beiden Ehrenbürgerschaften, die rein rechtlich zwar nach dem Tode ohnehin erlöschen – gleichwohl sind die Namen Burtes und Köhlers weiter nahezu kommentarlos in der Liste Lörracher Ehrenbürger aufgeführt.

Auf der Homepage der Stadt wird Burte schlicht als „Kunstmaler und Dichter“ bezeichnet, Köhler als „Ministerpräsident von Baden“. Ein zentrales Element des Antrags ist indes nicht einfach die Tilgung beider Namen aus den gängigen Aufzählungen der Ehrenbürger: Vielmehr soll die Liste ergänzt werden durch Erläuterungen, welche die Aberkennung der jeweiligen Ehrenbürgerschaft begründen.

Die Ehrenbürgerschaft ist Persönlichkeiten vorbehalten, die sich in herausragender Weise um das Wohl der Bürger und das Ansehen des Ortes verdient gemacht haben. Burte und Köhler, denen diese Anerkennung 1939 und 1933 zuteil wurde (Letzterem in Haagen. Die Auszeichnung wurde später von der Stadt Lörrach übernommen) hätten dagegen keineswegs zur Ehre ihrer Gemeinde beigetragen, betont die SPD – im Gegenteil.

Burte sei unstrittig schon ab dem Jahre 1912 ein Verfechter völkischer Ideen gewesen, ein geistiger Wegbereiter des Nationalsozialismus und später auch Anhänger nationalsozialistischen Gedankenguts. Er sei gewiss kein „Mitläufer“ gewesen, betont Cyperrek. Trotz einer zunächst ambivalenten Haltung zum Nationalsozialismus habe sich Burte von diesem zunehmend vereinnahmen lassen und 1938 die NSDAP-Mitgliedschaft beantragt. Auch nach der NS-Zeit sei er Mitglied im rechtsextremistischen „Deutschen Kulturwerk europäischen Geistes“ gewesen. Nach Angaben des Internet-Lexikons Wikipedia lehnte Bundespräsident Theodor Heuss die ihm angetragene Ehrenbürgerschaft Lörrachs „wegen der Ehrenbürgerschaft des Malers und Dichters Hermann Burte, einem Verfechter der völkischen Ideologie und Anhänger der nationalsozialistischen Ideen, ab.“

Und, so betont Cyperrek im Gespräch mit unserer Zeitung: Die Aberkennung der Ehrenbürgerschaf stehe in keinem Zusammenhang mit dem künstlerischen Schaffen Burtes.

Köhler sei überzeugter Nazi und Antisemit gewesen, der auch lange nach dem Krieg weder Unrechtsbewusstsein noch Reue gezeigt habe. Seine Funktionen im NS-Regime bis hin zum badischen Ministerpräsidenten gäben ein eindrucksvolles Zeugnis hiervon ab.

Beide Aberkennungen wären ein symbolischer Akt der Distanzierung, der deutlich mache, dass die Werte der Demokratie einen Gegensatz zu den Werten des NS-Regimes darstellen, erläutert Cyperrek. Weder Köhler noch Burte, so die Sozialdemokratin, seien geeignete Identifikationsfiguren eines demokratischen Staates oder der Stadt Lörrach, die sich anerkennenswerter Weise mit ihrer Geschichte in der NS-Zeit auseinander setze.