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Lörrach Ein Beitrag zum Dialog

Beatrice Ehrlich
Sachkundig und offen für alle Fragen führte Yavuz Hallac durch die Fatih-Moschee. Foto: Beatrice Ehrlich

Begegnung: „Tag der offenen Tür“ in der Fatih-Moschee

Lörrach - Zu einem Tag der Offenen Moschee hatte die Fatih-Moschee in Lörrach am Sonntag anlässlich der Internationalen Woche gegen Rassismus eingeladen.

Das Interesse am Innenleben einer der großen muslimischen Gemeinschaften in Lörrach ist groß, den ganzen Nachmittag über finden Menschen den Weg in den unscheinbaren ehemaligen Gewerbebau in der Schwarzwaldstraße. Yavuz Hallac, der Vorsitzende der islamischen Gemeinschaft Milli Görus (IGMG) in Lörrach, empfängt die Gäste mit heißem Tee und Gebäck und findet auf alle Fragen eine Antwort.

Auf großes Interesse stoßen die Führungen in den Gebetsraum der Männer gleich nebenan. Hallac erklärt, was es mit der „Kanzel“ in der Moschee auf sich hat, die Funktion der Gebetsnische und der Holztreppe in der rechten Ecke des Raumes. Bevor sie in den Raum getreten sind, haben alle die Schuhe ausgezogen, wie üblich im Gebetsraum, denn zum Beten knieen die Gläubigen auf dem Teppichboden.

In der IGMG Lörrach sind etwa 50 Familien organisiert, die meisten mit türkischem Hintergrund. Die Entstehung dieser Gemeinschaft, eines Dachverbands Islamischer Religionsgemeinschaften, erklärt Hallac mit dem Bedürfnis der ehemaligen Gastarbeiter, sich zur Ausübung ihrer Religion besser zu organisieren.

Im Gegensatz zur DITIB, die dem türkischen Präsidenten untergeordnet ist, sei sie von der Türkei unabhängig, betont Hallac. Die Gemeinschaft wolle an denjenigen Dingen politisch mitwirken, die ihre Mitglieder betreffen. So setzt sie sich für eine Gleichstellung und Gleichbehandlung des Islams mit anderen Religionsgemeinschaften ein. Für die Verrichtung des Gebets in der Moschee ist keine Mitgliedschaft notwendig, sagt Hallac. So erklärt es sich auch, dass in der Fatih-Moschee rund 70 Prozent der Betenden keine Mitglieder sind, unter ihnen viele Flüchtlinge.

Koranunterricht für Kinder

Neben der Möglichkeit, fünfmal am Tag zu den festgelegten Zeiten zu beten, bietet die IGMG in Lörrach Koranunterricht für Kinder sowie Aktivitäten für Frauen an, die sich meistens getrennt von den Männern treffen, was aber keine Notwendigkeit sei, wie Hallac unterstreicht.

Dass nun aber auch zu jeder Gebetszeit wirklich Betende in die Moschee kämen, verneint Hallac. Allein die Berufstätigkeit erlaube dies den meisten nicht. Am meisten Menschen kommen zu den Freitagsgebeten und zu den großen Festen im islamischen Kalender, dem Opferfest und dem Ramadanfest zum Ende der Fastenzeit.

Auf besonderes Interesse stößt bei den Besuchern auch die Tatsache, dass es hier in Deutschland ebenfalls Menschen gibt, die den Koran komplett auswendig können. Im Islam gelte dies seit Jahrhunderten als Garantie dafür, dass der Originaltext nicht verändert werden kann, erläutert Hallac.

Der IGMG, besonders aber auch Yavuz Hallac persönlich, der in Lörrach aufgewachsen ist, sei der Dialog der Religionen ein wichtiges Anliegen. Seit Jahren engagiert er sich daher in der Gruppe Abraham.

Markus Moehring, dem Leiter des Dreiländermuseums, der mit seiner Partnerin auch zum Tag der Offenen Tür gekommen ist, ist dies eine besondere Anerkennung wert: „Das tut der Integration gut“, lobt er.

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