Lörrach „Ein-Euro-Ticket“ erst ab 9 Uhr

Kristoff Meller
 Foto: Kristoff Meller

Stadtbusverkehr: Geplante Viererkarte soll zeitlich begrenzt werden. Für SPD nicht akzeptabel.

Lörrach - Das „Ein-Euro-Ticket“ für den ÖPNV im Stadtgebiet in Form einer Viererkarte für vier Euro soll auf Wunsch des Regio Verkehrsverbunds Lörrach (RVL) von montags bis freitags erst ab 9 Uhr genutzt werden können. Das hat die Stadt am Montag mitgeteilt. Für die SPD, auf deren Antrag das Ticket zurückgeht, ist das nicht akzeptabel.

„Das ist völlig irrsinnig und wird unserem Antrag, für den wir im Gemeinderat im dritten Anlauf eine Mehrheit bekommen haben, in keinster Weise gerecht“, beklagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Günter Schlecht auf Anfrage unserer Zeitung. „Wir wollten ein Ticket für einen Euro, dass 24 Stunden nutzbar ist – ab 9 Uhr geht gar nicht.“ Es sei unmöglich, dass der RVL so etwas fordere.

Bei der RVL gebe es „eine gewisse Skepsis“ gegenüber dem von der Stadt gewünschten neuen Ticket. Es sei sogar von „Kannibalisierung“ im Hinblick auf Zeitkarten die Rede, erklärte Oberbürgermeister Jörg Lutz beim Pressegespräch am Montag. Darum sei vom RVL die Bitte geäußert worden, die Nutzungszeit entsprechend anzupassen. Er würde sich dennoch freuen, „wenn wir dieses attraktive Angebot nach einer gründlichen Vorbereitungszeit und Abstimmungsarbeit mit den Akteuren des RVL anbieten könnten“. Lutz sieht in der neuen Viererkarte „einen Meilenstein und Quantensprung“ und erwartet „einen starken Impuls für die Nutzung des ÖPNV im Stadtgebiet“.

Günter Schlecht ist überzeugt: „Das könnte für Lörrach ein großer Wurf werden und viele Leute zum Umsteigen auf Bus und Bahn bewegen.“ Jedoch nur beim Angebot in der ursprünglichen Form und nicht erst ab 9 Uhr. „Das ist politisch nicht akzeptabel, dann sollte die Stadt lieber alle bisherigen Viererkarten für acht Euro von der RVL aufkaufen und für vier Euro an die Bürger weitergeben.“

Die endgültige Entscheidung über die Einführung wird der RVL bei seiner nächsten Gesellschafterversammlung am 9. April treffen. Sollten die Wünsche des RVL berücksichtigt werden, stünden „alle Zeichen auf Grün“, so Lutz. Der zweijährigen Testphase ab 1. August stünde dann nichts mehr im Wege.

Ein-Euro-Ticket nur über örtliche Verkaufsstellen erhältlich

Unabhängig vom Streit über die Gültigkeitsdauer soll der Vertrieb zunächst nur über örtliche Verkaufsstellen wie das Rathaus, die Touristinformation und weitere Geschäfte erfolgen. Ein Verkauf über die Automaten ist laut Lutz aufgrund der erforderlichen Umrüstung technisch schwierig und auch im Bus wird das Ticket auf RVL-Wunsch nicht erhältlich sein: „Wir möchten den ÖPNV beschleunigen und nicht behindern“, erklärte Lutz im Hinblick auf mögliche Schlangen und Diskussionen beim Einstieg.

Außerdem möchte Lutz Gespräche mit Pro Lörrach führen und den Einzelhandel überzeugen, statt – wie bisher teilweise üblich – einen Rabatt für Parkhäuser zu gewähren, künftig guten Kunden oder ab einer gewissen Einkaufssumme eine Viererkarte zu schenken und so zur Nutzung des ÖPNV zu motivieren. Bislang sei das aber nur eine von mehreren Marketingideen: „Wir möchten möglichst viele Menschen zur Nutzung des ÖPNV bewegen, dafür muss man entsprechende Angebote machen“, sagte der OB und betonte im Hinblick auf die Kosten für die Stadt: „Der ÖPNV ist per se ein Zuschussgeschäft.“

Den im Februar getesten Elektrobus der SWEG möchte die Stadt indes gerne noch einmal für einige Zeit nach Lörrach holen, teilte Lutz mit – wenngleich die Wirtschaftlichkeit von Elektrobussen derzeit noch nicht gegeben sei. Bis die Technologie soweit ausgereift ist, dass sie wirtschaftlich und flächendeckend eingesetzt werden kann, sieht Lutz in Hybridmodellen eine mögliche Zwischenlösung für eine umweltschonendere Mobilität.

Linie 9 als „Zulieferer“ vom Salzert zur S-Bahn in Stetten

Zum Antrag der Freien Wähler, die Linie 9 zwischen Salzert und Stetten aufgrund von geringer Nachfrage abzuschaffen, sagte Lutz: „Meine Einschätzung ist etwas anders.“ Rund 200 Fahrgäste pro Tag auf der Linie sei zwar nicht besonders viel, aber durchaus vergleichbar mit der neuen Linie 54 zwischen Kandern und Lörrach. Neben gut frequentierten Hauptlinien brauche es auch „Zulieferlinien“ wie die Linie 9: „Sie ist ein Zubringer vom Salzert zur S-Bahn in Stetten“, erklärte Lutz. Gleichwohl seien die Fahrgastpotenziale immer abhängig von der Anzahl der Wohneinheiten im Gebiet. Darum werde die Linie 8 hinauf nach Tüllingen auch nie „ein Renner“ werden.

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