In der großen Spenden-Tombola befinden sich attraktive Sachpreise im Wert von über 80 000 Euro. Das ermögliche eine ständige Ausweitung der Hilfsmaßnahmen, freute sich Neidinger.
Der Pate der Zirkusgala, Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz, würdigte in seinem Grußwort die wochenlangen Anstrengungen der Organisatoren für die Aktion „Leser helfen“, bei denen die Zirkusgala nur den Schlusspunkt setzt: Lange Abende auf dem Weihnachtsmarkt, die weitläufige Organisation der Spendentombola. Lutz lobte auch die gelungene Wahl des diesjährigen Schwerpunktthemas der Hilfsaktion: Obdachlosigkeit. Die Zahl von über 500 Obdachlosen im Landkreis sei eine der höchsten im Land. Und 4500 Hausgemeinschaften im Kreis lebten von Hartz IV. Besonders die Kinder aus solchen Haushalten hätten es schwer, einen guten Start ins Leben zu finden, sagte Lutz.
Schecks für die Benachteiligten
Valerie Bonfiglio, Leiterin des Übergangswohnheims „Rössle“ für Wohnungslose, und Robby Horvath, der Vorsitzende des Vereins Diakonische Stadtarbeit Kreuzweg, waren die Ersten, die auf der Bühne Schecks über jeweils 5000 Euro für ihre Arbeit entgegennehmen durften. Die Schecks überreichten Vertreter der Hauptsponsoren: Günther Heck, der Vorstandschef der Volksbank Dreiländereck, und Tobias Andrist, Geschäftsführer von Schweiz Strom.
In einem Interview mit Guido Neidinger berichteten Bonfiglio und Horvath von den Menschen, die sie betreuen, von Einzelschicksalen, die zu Herzen gehen, von unverschuldeter Armut und dem Teufelskreis aus Drogen, Alkohol und Straffälligkeit. Dass die hohen Preise für Mietwohnungen in der Region mit ein Grund für die Existenzprobleme der Menschen am unteren wirtschaftlichen Rand der Gesellschaft sind, bestätigten beide. Die Erfolglosigkeit bei den Versuchen, die soziale Leiter wieder ein Stück empor zu klettern, lasse viele verbittert werden, sagte Horvath. Wenn man sich ständig als Versager fühle, sei der Weg in Sucht und Aggression nicht weit.
Horvath möchte mit dem Spendengeld in dem ehrenamtlich betreuten Wohnprojekt für Obdachlose, Haftentlassene und Drogenabhängige an der Mozartstraße einen Raum für kunsttherapeutisches Arbeiten einrichten.
Im „Rössle“ soll mit dem Geld unter anderem ein Gasherd für die Küche und eine Überdachung der Außenterrasse angeschafft werden, sagte Bonfiglio.
Einen weiteren Scheck über 2500 Euro überreichten die Sponsoren der Zirkusgala Erste Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim, Brauerei Lasser, Lebensmittel Henle und Metzgerei Kalbacher an Jörg Breiholz von der Tages- und Begegnungsstätte für psychisch erkrankte Menschen, „Haus Sonnenschein“, in dem sich täglich etwa 30 Personen zum Mittagessen treffen.
Über 1000 Euro freute sich Thomas Schmitt, Konrektor der Hellbergschule Brombach. Diesen Scheck übergab die Geschäftsführerin des Medizinischen Versorgungszentrums Lörrach, ein Tochterunternehmen der Universitätskliniken Basel, Heike Jost. Das Geld werde für die Unterstützung von Kindern aus ärmeren Familien, etwa bei der Finanzierung von Klassenfahrten verwendet, sagte Schmitt.
Ein anspruchsvolles Showprogramm
Um die Gäste zu unterhalten, hatten die Organisatoren gemeinsam mit Sandra Frank vom Lörracher Weihnachtscircus ein anspruchsvolles Showprogramm zusammengestellt. Auf einer hohen Leiter zeigte die Artistin Maria Bizzarro eine atemberaubende Säbelbalance, die darin gipfelte, dass sie auf der Spitze eines im Mund gehaltenen kurzen Säbels die Spitze eines langen Säbels balancierte, auf dessen Griff wiederum ein Feuerkelch stand. Eine poetisch-schöne, traumtänzerische Vorstellung bot der junge Diabolo-Künstler Fabian Galouye. Die kleinen roten Rollen tanzten schwerelos um ihn herum, gelenkt von scheinbar telekinetischen Kräften. Die Nummer ist einer Kooperation von „Leser helfen“ mit dem Internationalen Basler Zirkusfestival „Young Stage“ zu verdanken. Überirdische Kräfte schienen auch in der Jonglage-Nummer des Duos Lagroni zu walten, das im eleganten Outfit Keulen und Feuerfackeln fliegen ließ. Und auch zu lachen gab es reichlich: Bauchredner Willer Niocolodi und sein vorlauter Mäuserich Joselito lieferten sich zwerchfellerschütternde Wortgefechte, bis schließlich vier Personen aus dem Publikum auf die Bühne gebeten wurden, die pantomimisch ihren Mund bewegen sollten. Was da für ein Meckern, Fisteln und Röhren aus diesen Mündern kam! Das Publikum tobte vor Begeisterung. Der Künstler kam direkt aus dem Basler Palazzo Colombino nach Lörrach – eine weitere schöne grenzüberschreitende Kooperation.
Das virtuose Finale blieb zwei Gleichgewichtskünstlern, dem Duo Paschenko des Lörracher Weihnachtscircus, vorbehalten. Ihre Körperkunst strahlt eine faszinierende Mischung aus stählerner Kraft und scheinbar schwereloser Eleganz aus. Das Publikum applaudierte schon bei den einzelnen Figuren hingerissen. Der Beifall am Schluss wollte gar nicht enden, erst recht nicht, als die charmante Moderatorin Mandy Frank von der Zirkusfamilie alle Artisten des Abends ebenso wie das Küchenpersonal, zu dem auch der Badenova-Kochclub gehörte, und die Service-Crew noch einmal auf die Bühne bat.
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