Lörrach Ein Jahrhundertleben endet

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Gerhard Moehring ist im Alter von 101 Jahren friedlich eingeschlafen. Foto: Kristoff Meller

Nachruf: Gerhard Moehring mit 101 Jahren verstorben / Vielfach ausgezeichnet

Wenige Wochen vor seinem 102. Geburtstag ist Gerhard Moehring am Sonntagmorgen, 29. Januar, im Margaretenheim verstorben. Er sei, so schreiben seine Kinder, friedlich eingeschlafen.

Lörrach. Gerhard Moehring wurde am 28. März 1921 in Lörrach geboren.

Der Student

Nach dem Abitur im Hebelgymnasium studierte er Forstwissenschaften in Freiburg und München. Doch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er als Soldat einberufen.

Der Soldat

Seine Kompagnie wurde an verschiedenen Fronten, vor allem in der Sowjetunion, eingesetzt – unter anderem in der Ukraine und im Baltikum. Dabei wurde Gerhard Moehring sieben Mal verwundet, doch er überlebte.

Der Spätheimkehrer

Bei Kriegsende geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Im Oktober 1955 gehörte er zu den 10 000 Kriegsgefangenen, die nach dem Besuch von Konrad Adenauer in Moskau entlassen wurden und kam als letzter Spätheimkehrer aus Lörrach zurück in seine Heimatstadt.

Der Lehrer

Hier lernte er bald Margarete Hieber kennen, die er 1957 heiratete. Die junge Familie wuchs schnell, zwischen 1958 und 1962 kamen vier Kinder zur Welt: Markus, Maja, Angela und Martin. Nach einer verkürzten Ausbildung zum Volksschullehrer unterrichtete er 1957 in Steinen, 1959 bis 1967 an der Fridolinschule in Lörrach-Stetten und dann bis zu seiner Pensionierung an der Schule der Jugendhilfeeinrichtung Tüllinger Höhe auch als stellvertretender Schulleiter.

Der Museumskustos

Gerhard Moehrings Leidenschaft galt der Heimat und ihrer Geschichte. 1961 übernahm er als ehrenamtlicher Kustos die Leitung des Heimatmuseums Lörrach. Er blieb dafür 30 Jahre lang verantwortlich.

1978 baute er das Museum am Burghof nach dem Umzug ins heutige Museumsgebäude auf – in dem Gebäude, wo er einst das Gymnasium besucht hatte. Mit zahlreichen Sonderausstellungen, Publikationen und einer regen Sammlungstätigkeit setzte er neue Maßstäbe in der Lörracher Museumsentwicklung und legte wichtige Grundlagen für den Erfolg des heutigen Dreiländermuseums.

Mit 70 Jahren übergab er seine Kustostätigkeit an seinen Sohn Markus Moehring, den der Lörracher Gemeinderat zum ersten hauptamtlichen Museumsleiter gewählt hatte, blieb aber auch weiterhin im Museum aktiv.

Der Publizist

1970 rief er zusammen mit Ratsschreiber Walter Jung das bis heute erscheinende Lörracher Stadtbuch ins Leben. Unter seiner Verantwortung erschien es bis 1994 unter dem Namen „Unser Lörrach“.

Gerhard Moehring publizierte zudem zu regionalgeschichtlichen Themen und war ehrenamtlich in der archäologischen Denkmalpflege aktiv.

Der Geehrte

Für sein Lebenswerk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1980 den Hebeldank des Hebelbunds Lörrach, 1991 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, 1993 das Bundesverdienstkreuz, 2007 die Bürgermedaille der Bürgerstiftung Lörrach und zuletzt im Alter von 99 Jahren die Lisa-Rees-Medaille der Stadt Lörrach.

Gerhard Moehring war es vergönnt, auch in den letzten Jahren noch ein relativ aktives Leben zu führen. So war er noch vor zehn Wochen im November mit seiner Tochter Maja auf dem von ihm so geliebten Belchen bei Alpensicht, erinnern seine Kinder an den Verstorbenen.   Der Termin für die Trauerfeier steht noch nicht fest. Sie soll Ende Februar/Anfang März auf dem Friedhof in Hauingen stattfinden. Die Urnenbeisetzung erfolgt dann im engsten Familienkreis.

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