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Lörrach Ein „konstruktiver Oppositionspolitiker“

Guido Neidinger
Conrad Bauer Foto: Die Oberbadische

Nachruf: Conrad Bauer ist mit 89 Jahren verstorben / Kommunalpolitisch für Grüne und FDP tätig

Lörrach - Conrad Bauer ist tot. Mit ihm starb im Alter von 89 Jahren einer der bekanntesten und profiliertesten Lörracher Kommunalpolitiker der drei Dekaden zwischen 1980 und 2010. Seine Schwerpunkte in der Kommunalpolitik waren der Öffentliche Nahverkehr, Umwelt und Finanzen.

Viele Jahre das Aushängeschild der Lörracher Grünen, bezeichnete er sich selbst als „konstruktiver Oppositionspolitiker“. Dieser Linie blieb sich Bauer, der mit Egon Hugenschmidt, Rainer Offergeld und Gudrun Heute-Bluhm drei Stadtoberhäupter politisch begleitete, stets treu.

So prangerte er die „Überdimensionierung“ der Landesgartenschau im Grütt mit den Worten „Blumenorgien“ und „Natur aus der Konserve“ an. Seiner Oppositionsmaxime folgend, kämpfte Bauer in der Bürgerinitiative „Bürgerhaus – so nicht!“ gegen „dieses Konferenz- und Konzerthaus“, das den Vereinen aus Kostengründen vorenthalten bleibe. Damit sollte er weitgehend Recht behalten. Gleichwohl machte er später seinen Frieden mit dem Burghof.

Erreichte Bauer die beiden vorgenannten Ziele nicht, so gelang ihm dies bei der Villa Aichele. Unter Rainer Offergeld sollte die Villa samt Park an ein Managementinstitut verkauft werden. Der Gemeinderat hatte bereits zugestimmt, als Bauer mit einer Bürgerinitiative und fast 10. 000 Unterschriften innerhalb von drei Wochen den Verkauf verhinderte. Die gute Stube der Stadt blieb den Bürgern somit erhalten.

Es war das erste Bürgerbegehren in Lörrach, weitere sollten folgen, zum Beispiel die IG Rosenfelspark. Mit ihr wurde das Vorhaben der Stadt, im vorderen Teil des Parks Unterrichts-Pavillons für Kunst und Musik sowie Parkplätze zu bauen, verhindert. Auf diese Erfolge bürgerschaftlichen Engagements war Bauer Zeit seines Lebens stolz.

Stolz war er auch auf die Einführung des Wochenmarkts in Stetten, wo Bauer wohnte. Der Markt ging auf seine Initiative zurück.

Als immer wieder aneckender Oppositionspolitiker sah Bauer sich nicht nur in der Kommunalpolitik. Obwohl Gründungsmitglied der Grünen, ging Bauer auch mit seiner Partei später hart ins Gericht. In einem Beitrag anlässlich „30 Jahre Grüne“ schreibt Bauer: „Was für ein schöner Traum – und wie schnell war er vorbei . . . Aus den idealistischen Basisgrünen ist eine angepasste, stinknormale Partei geworden, linksflügellahm und konservativ bürgerlich.“

Und so kehrte Bauer den Grünen den Rücken. Von 1979 bis 2004 saß er für sie im Lörracher Gemeinderat, im Kreistag und im Regionalverband Hochrhein-Bodensee – die meiste Zeit als Fraktionsvorsitzender. Im Jahr 2009 verließ er die Partei.

Aufs politische Altenteil wollte er sich jedoch noch nicht begeben und strebte 2009 – ausgerechnet für die FDP – ein Stadtratsmandat an. Die Lörracher verziehen Bauer diesen nahezu unfassbaren Fahnenwechsel. Sie wählten ihn – jetzt für die Liberalen – erneut in den Gemeinderat. Gesundheitlich angeschlagen, war dieses Intermezzo jedoch nur von kurzer Dauer. 2011 legte er sein Mandat nieder und zog sich endgültig aus der Kommunalpolitik zurück.

Auf die Frage nach dem Sinn von Politik bediente sich Bauer eines Ausspruchs der politischen Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt: „Der Sinn von Politik ist Freiheit.“

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