Lörrach (dr). Am morgigen Sonntag feiert bei bewundernswerter geistiger Regsamkeit Prof. Dr. Otto Hiltbrunner seinen 100 Geburtstag. Sein ganzes Leben widmete der Altphilologe der lateinischen Sprache. Über 17 Jahre lehrte er als Professor an der Universität Münster. Nach dem Tod seiner Frau Barbara im Jahre 1998 zog es den Jubilar nach Lörrach, da hier sein ältester Sohn lebte, und er eine engere Beziehung zu Basel hatte, da von dort einer seiner Lehrer stammte. Geboren ist das Geburtstagskind in Burgdorf im Kanton Bern. Dort besuchte er auch das humanistische Gymnasium. Der Lehrer für die alten Sprachen hatte den jungen Otto dermaßen beeindruckt, dass er diese Fächer auch studieren wollte. So immatrikulierte er sich nach dem Abitur 1932 für das Fach Klassische Philologie in Bern. In einem Auslandssemester in Königsberg lernte er wichtige Leute für seinen späteren Lebensweg kennen. Das Staatsexamen legte er in den Fächern Latein, Griechisch und Deutsch ab. Mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung vertiefte er seine Studien in Göttingen, wo er 1943 mit der Dissertation „Wiederholungs- und Motivtechnik bei Aischylos“ promovierte. Habilitiert hat sich Otto Hiltbrunner kurz nach dem Krieg in Bern, wo er für kurze Zeit als Privatdozent lehrte. Später konnte die Habilitierung nach München umgeschrieben werden. Ab 1940 arbeitete er in München als wissenschaftlicher Mitarbeiter am „Thesaurus Linguae Latinae“, einem auch heute noch nicht abgeschlossenen, einsprachigen Wörterbuch der lateinischen Sprache. „Ich erinnere mich noch ganz genau, wie wir Ende 1944 die wissenschaftlichen Unterlagen vor den Bomben in das Benediktiner-Kloster Scheyern (zwischen München und Ingolstadt gelegen) ausgelagert haben“, erzählt der Jubilar, der damals auf den auf einen Lastwagen geladenen Kisten sitzend seine Schätze bewachte. Diese Forschungsarbeit sollte ihn auch nach dem Krieg bis kurz vor seinem Ruf an die Universität Münster im Jahre 1962 nicht mehr loslassen. Auf die Frage, ob er ein strenger Professor gewesen sei, meint dr Jubilar: „Es durften doch keine unfähigen Lehrer an die Schulen gehen“. Im Jahr 1979 ging er in den Ruhestand. Zunächst zogen er und seine Ehefrau wieder in ein Haus in Gröbenzell nahe München. Drei Kinder und neun Enkel gehören heute zur Familie des Geburtstagskindes. Bei der Zahl der Urenkel hat Otto Hiltbrunner etwas den Überblick verloren. „Es kommen auch immer noch welche dazu“, merkt er schmunzelnd an. Die Oberbadische schließt sich allen Gratulanten gerne an.