^ Lörrach: Ein neues Kapitel Dreilandgeschichte - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Ein neues Kapitel Dreilandgeschichte

Bernhard Konrad

Hinter den Kulissen – Folge I: Arbeiten in der Corona-Zwangspause: das Dreiländermuseum

Lörrach - Die Corona-Krise hat das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt, und doch wird vielerorts hinter den Kulissen gearbeitet. In einer Serie beleuchtet unsere Zeitung, wie Einrichtungen, Institutionen und Unternehmen mit dieser Situation umgehen, wie sich die Arbeit verändert, wie sich Menschen noch immer beruflich oder ehrenamtlich engagieren – wie das Leben weitergeht. Den Auftakt macht das Dreiländermuseum.

Erste Sammlungsaktivitäten zu den Ereignissen in Corona-Zeiten haben schon begonnen. Während in der Öffentlichkeit verständlicherweise medizinische und wirtschaftliche Facetten der Krise im Vordergrund stehen, betrachtet das Museum die gegenwärtige Lage im Dreiland auch in geschichtlichem Kontext. „Wir erleben einen historischen Moment“, sagt Museumsleiter Markus Moehring. In gut 100 Jahren sei dies erst die dritte Schließung der Grenzen – nur im Zusammenhang mit den beiden Weltkriegen wurde diese Maßnahme vollzogen: Und auch heute werden Paare und Familien hierdurch getrennt. „Wir sehen nun, wie fragil die Offenheit unserer Grenzen sein kann“, sagt Moehring.

Diese „Zäsur“ dokumentiert die Einrichtung bereits in Bildern. Schilder, die heute auf das Verbot eines Grenzübertritts hinweisen, sollen als Objekte in die Sammlung der Hauses aufgenommen und einst in der Dreiländerausstellung gezeigt werden – jener Ausstellung, die Deutschland, Frankreich und die Schweiz gemeinsam in den Blick nimmt: „Drei Länder und doch eine Region – das ist das Ergebnis einer einzigartigen Geschichte“, so beschreibt es das Museum selbst. Dieser Geschichte wird nun ein Kapitel hinzugefügt – noch ist sein Ende offen.

Dabei nähert sich das Haus diesen historischen Ereignissen nicht ausschließlich über Exponate an, sondern auch über Zeitzeugen und dem jeweiligen Umgang mit der Krise in den drei Ländern. Noch entwickeln sich die Dinge dynamisch, ist alles im Fluss, aber allein schon an den Ansprachen der Regierungschefs ließen sich Unterschiede ablesen, sagt Moehring: Hier Angela Merkel mit einer sachlichen Analyse und einem Appell an die Vernunft, dort ein leidenschaftlicher Emmanuel Macron, der Frankreichs Bürger mit dem Satz: „Wir sind im Krieg“ auf die kommenden Wochen und Monate einschwört. Auf den Umgang der Schweiz mit der Krise müsse noch etwas genauer geschaut werden. Ebenso augenfällig indes: das Kaufverhalten der Bürger. Während in Deutschland kein Toilettenpapier mehr zu haben ist, wird in Frankreich der Rotwein knapp – auch dies sage etwas aus..., so Moehring.

Unterdessen wirkt sich die Schließung auch auf das Personal des Museums aus. Die 18 fest angestellten Mitarbeiter können ihre Aufgaben weiterführen. Sie bereiten etwa die Ausstellung „Kunst und Nationalsozialismus“ vor, schreiben am Ausstellungskatalog und planen die Gestaltung. Indes sei klar, dass die für den 8. Mai geplante Eröffnung nicht stattfinden könne.

Auch die Bauplanung für das neue Sammlungsdepot des Museums gehe weiter voran. Daneben werde die Eingangssituation zur Dreiländerausstellung neu gestaltet und schon heute an weiteren, für die Öffentlichkeit noch in weiter Ferne liegenden Sonderausstellungen gearbeitet.

Derzeit sei angedacht, sämtliche Ausstellungen, auch die gerade abgesagte Schau des VBK Lörrach, um drei Monate zu verschieben – Stand heute.

Viel schwieriger sei es dagegen, das gesamte Rahmenprogramm neu zu organisieren. Wie im Dreiländermuseum üblich, sind facettenreiche Veranstaltungen rund um ein Ausstellungsthema vorgesehen, so auch bei „Kunst und Nationalsozialismus“. Nun müssten alle 50 Einzel-Anlässe des Programms mit allen Kooperationspartnern neu abgestimmt werden, erläutert Moehring – mit der Folge, dass die Rahmenveranstaltungen erst mit deutlichem Zeitverzug und neuer Reihenfolge nach der Ausstellungseröffnung beginnen können.

Der Besucherservice des derzeit geschlossenen Hauses wurde mit einer „Notbesetzung“ am Telefon auf das Nötigste reduziert, die zehn ehrenamtlich Engagierten kommen derzeit nicht zum Einsatz. Anders stellt sich die Situation für die rund 30 Honorarkräfte des Museums dar. Sämtliche Führungen fallen aus, den freien Mitarbeitern des museumspädagogischen Zweigs der Einrichtung fehlen diese Einnahmen auf ihrem Konto. Auch etliche Veranstaltungen, etwa die Tagung des Netzwerks Museen, mussten abgesagt werden.

Weitergeführt werden kann die Inventarisierung der Sammlungsobjekte, dies allerdings unter den entsprechenden Bedingungen, das heißt: Mit dem derzeit gebotenen Abstand zwischen den Arbeitsplätzen.

Derzeit habe er noch keine Online-Offensive gestartet. Sollte der gegenwärtige Status aber länger andauern, werde das Dreiländermuseum gewiss versuchen, so Moehring, auf diesem Weg seine Präsenz zu steigern.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading