Das war ein Abend ohne besonderen Titel, aber mit vielen besonderen Gedanken. Für den Verein, der ohnehin das Verbindende durch die Gestaltung gemeinsamer Begegnungen sucht, war das eine gute Gelegenheit, Lörrach in seiner Vielfalt darzustellen.
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Der Verein Lörrach international beteiligt sich mit einer Abendveranstaltung an den Wochen gegen Rassismus. Der Historiker Hubert Bernnat und eine ukrainische Autorin kommen zu Wort.
Das war ein Abend ohne besonderen Titel, aber mit vielen besonderen Gedanken. Für den Verein, der ohnehin das Verbindende durch die Gestaltung gemeinsamer Begegnungen sucht, war das eine gute Gelegenheit, Lörrach in seiner Vielfalt darzustellen.
„Immerhin leben in unserer Stadt Menschen aus rund 125 Nationen,“ sagte Susanne Daniel, zweite Vorsitzende von Lörrach international. „Damit ist doch die Vielfalt ohnehin schon Bestandteil unseres Alltags.“ Auch wenn das Zusammenleben von Menschen solch unterschiedlicher Herkunft Fragen aufwerfe und zu Problemen führe, gelte es doch immer wieder, aufzuklären, pragmatische Lösungen zu finden und auf jeden Fall Abneigung oder gar Rassismus zu vermeiden.
Hubert Bernnat, Stadtrat, Historiker und früherer Leiter des Hans-Thoma-Gymnasiums, gab Denkanstöße zu Herausbildung und Gefahren des Rassismus. Selbst in der so progressiven Periode der Aufklärung erlebten Nationalismus und Antisemitismus vielfach Auftrieb. Namhafte Intellektuelle jener Zeit an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert traten mit heute abschreckenden Formulierungen an die Öffentlichkeit.
Aus der französischen Besetzung resultierte vielerorts das Gefühl des Unverstanden-Seins, vor allem gebildete Deutsche fühlten sich unter der französischen Vorherrschaft degradiert. Doch daraus absolute Ablehnung, sogar Aufrufe zu brutaler Vernichtung von Angehörigen anderer Völker abzuleiten, galt als inhuman und keineswegs auf eine Lösung damaliger Probleme ausgerichtet.
Bernnat verwies aber auch darauf, dass gleiche Gedanken in anderen Ländern gegenüber Deutschen publiziert wurden. Schließlich habe dieser Hass maßgeblich zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges beigetragen.
Die seit den 1950 Jahren entwickelte Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland sei daher eine der wertvollsten historischen Leistungen des vergangenen Jahrhunderts.
Über Wirkungen des Hasses in unserer Zeit berichtete Stefania Kukolevska. Die junge ukrainische Autorin stammt aus der mit Lörrach verbundenen Stadt Wyshgorod nahe Kiew. Seit etwa einem Jahr lebt sie hier und führt seitdem ihr Studium an der Kiewer Uni online fort. Die hier in Lörrach erlebte Offenheit und Toleranz habe sie noch besser erkennen lassen, welche Werte eine Gesellschaft vorankommen lassen.
Sie zeigte einige Ausschnitte aus ihrem literarisch-filmischen Projekt „Mondlichtgeschichten“ für Menschen aus ihrer Heimat. Der Krieg wecke trotz allem auch mehr denn je Optimismus für die Zukunft.
Schließlich trugen Schülerinnen der Freien Evangelischen Schule Gedichte und Texte vor und stellten damit ihre eigenen Erfahrungen mit alltäglichem Rassismus vor. Sehr anschaulich zeigten sie, dass scheinbare Kleinigkeiten wie ironische Bemerkungen und Spitzfindigkeiten bei Betroffenen sehr wohl große Wirkung erzielen können. Abwertungen wachsen leicht zu Mobbing aus, Abgrenzung werde schnell zu Ausgrenzung. Die vier Mädchen mit sehr unterschiedlicher Herkunft bemängelten zu schnelle Urteile nach Aussehen.
Ergänzt wurde der Abend mit kleinen Präsentationen der Arbeitsgruppen von Lörrach international, die jeweils eine Partnerstadt vorstellten.