Lörrach Ein regelrechter Kulturschock

Die Oberbadische
Geschwister auf Zeit (v. l.): Isabella (16) und Sophie (17) Foto: Susann Jekle Foto: Die Oberbadische

Schüleraustausch: Tafeln mit Kreide sind in Australien längst Geschichte

Von Susann Jekle

Die 16-jährige Isabella aus Sydney hat als Austauschschülerin zwei Monate in Deutschland verbracht, die letzten beiden Wochen davon in Lörrach. Sie erzählt, was ihr am besten gefallen hat und warum das deutsche Schulsystem ein Kulturschock für sie war.

Mit ihrer Gastfamilie hat Isabella das große Los gezogen: Familie Lehr ist seit jeher Fan von Down Under. Das beweist die Dekoration im Haus – ein Känguru, ein Surfbrett und der Umriss des Kontinents zieren die Wände. Isabella verbringt ihre Sommerferien als Austauschschülerin in Deutschland und ist ganz begeistert vom Schnee, den sie im Dezember erlebt hat. „Weihnachten hier zu verbringen, war anders als bei uns, wo der 25. der eigentliche Weihnachtstag ist“, erzählt sie. Wenn sie am Samstag abreist, werden ihr am meisten die netten Leute fehlen, die sie in den vergangenen beiden Monaten kennengelernt hat. „Und das Essen“, fügt sie lachend hinzu. „Ich liebe Schnitzel, Wurst und Sauerkraut.“

Deutsche Schulen hinken australischem Standard hinterher

Das deutsche Schulsystem war für die 16-Jährige hingegen ein regelrechter Kulturschock. „Weil Deutschland so ein modernes und reiches Land ist, hatte ich damit gerechnet, dass alles viel fortschrittlicher sein würde“, erklärt Isabella. Wo sie sich auf hochmoderne Einrichtungen gefreut hatte, musste sie erkennen, dass die Schule in Deutschland dem australischen Standard hinterherhinkt. Isabella war überrascht, dass im Klassenzimmer noch immer mit Stift und Papier gearbeitet wird – in ihrer Heimat ist es gang und gäbe, dass alle Schüler mit einem Laptop ausgestattet sind und Tafeln längst von elektronischen Smartboards ersetzt wurden. „Bei uns ist die Technologie viel mehr im Schulalltag integriert“, sagt sie. Auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern sei in Australien viel offener.

Am Hebelgymnasium wohlgefühlt

Trotz dieser Unterschiede hat sie sich am Hebelgymnasium sehr wohlgefühlt. „Alle sind sehr nett“, freut sich Isabella.

„In Sachen Technologie kann man auf die Schnelle nichts ändern“, sagt Gastmutter Christine Lehr. „Aber es kostet nichts, das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern zu verbessern. Dazu braucht man nicht einmal das Schulsystem umkrempeln.“ Zwei von Lehrs drei Kindern haben selbst schon Erfahrung mit dem etwas anderen Schulalltag gemacht. Der 20-jährige Sohn war in Australien, die 17-jährige Sophie ein halbes Jahr in Neuseeland. Beide waren begeistert davon, dass die Lehrer sich wirklich für die Schüler als Menschen interessieren.

„Mir ist genau das gleiche wie Isabella aufgefallen“, erzählt Sophie. „In der Schule herrscht eine ganz andere Atmosphäre – die Lehrer verschwinden nicht sofort nach der Stunde ins Lehrerzimmer.“ Im Unterricht werden Laptops als ganz normale Hilfsmittel benutzt, zum Beispiel statt Büchern oder zum Graphen zeichnen. Auch Hausaufgaben werden online eingereicht. Nach dem Abi will die Elftklässlerin unbedingt wieder nach Down Under.

Messe „Insiderfair“

„Wer die Möglichkeit hat, eine Weile ins Ausland zu gehen, sollte sie ergreifen“, findet Christine Lehr. Sie betreut Schüler und Eltern, die von einem Austausch träumen und organisiert die Messe „Insiderfair“.  Kontakt: cjst.lehr@ arcor.de

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