Lörrach Ein sehr arbeitsintensives Jahr

Marco Fraune
Eine Papiertonne musste gelöscht werden. Foto: zVg

Bilanz: Nur zwei Einsätze in der Silvesternacht / Feuerwehr Lörrach mit 779 Einsätzen im Jahr 2022

Obwohl die Bürger nach zwei Jahren Zwangspause wieder kräftig die Knaller in die Luft jagen konnten, haben sich die Folgen für die Feuerwehr sehr in Grenzen gehalten. Nur zwei kleinere Löscheinsätze musste die Freiwillige Feuerwehr in der Silvesternacht meistern. Dafür hat das gesamte Jahr 2022 mit 779 Einsätze die Wehrleute kräftig in Atem gehalten.

Von Marco Fraune

Lörrach. Beim ersten Feuerwehreinsatz im Landkreis Lörrach im neuen Jahr ist die Abteilung Lörrach zu einem kleinen Feuer in einem Garten ausgerückt. Dieses musste nur kontrolliert werden, doch danach ging es direkt weiter zu einer brennenden Papiertonne.

„Wir hatten mit deutlich mehr Einsätzen gerechnet“, zieht Kommandant Manuel Müller im Gespräch mit unserer Zeitung daher eine positive Bilanz der Silvesternacht. Denn gerade dann unterwegs zu sein, erfordere noch mehr Aufmerksamkeit als üblich. Leere Flaschen auf den Straßen, auf die Fahrbahn springende Menschen oder auch die Silvesterknaller als Gefahrenquelle bilden in der Gesamtheit stets eine große Herausforderung.

Hohes Einsatzaufkommen

Deutlich mehr zu tun hatten die Lörracher Wehrleute das gesamte Jahr über. Das Feuerwehrjahr 2022 wurde mit 779 Einsätzen abgeschlossen. Dies sind zwar weniger als die 835 Einsätze im Jahr 2021, doch seinerzeit entfielen alleine rund 170 Einsätze im Sommer auf die Folgen des Unwetters. Daher bewertet Müller 2022 als Rekordjahr, eine Zahl die er sich nicht wünscht. „Wir spüren deutlich, dass die Hemmschwelle, die Feuerwehr anzurufen, deutlich gesunken ist.“ Konkret werde die Wehr bei Türöffnungen hinzugerufen, wo eigentlich der Schlüsseldienst gefragt ist. Auch liegt einmal ein Ast auf der Straße, der in der Alarmierung zuvor als großer Baum dargestellt wird. „Der einzelne Bürger ist teilweise unbeholfen“, wünscht sich der Kommandant in bestimmten Fällen mehr Eigeninitiative. Auch der Rettungsdienst spüre diese Entwicklung.

Ehrenamt und Hauptamt

Mit dem kontinuierlich auf neue Höchstwerte steigenden Einsatzaufkommen einher geht auch die Notwendigkeit, mehr Hauptamtliche einzusetzen. Mittlerweile sind es in der Lörracher Wache zwölf, die während des Tages im Einsatz sind. 2019 waren es noch neun. Unterstützt werden die Festangestellten von den Ehrenamtlichen in besonderen Fällen wie einem Wohnungsbrand. Daher wird verstärkt auch auf Überlandhilfe gesetzt. Wie berichtet, sind Weil am Rhein und Lörrach eine Kooperation eingegangen.

Um Ehrenamtliche zu gewinnen, geht die Lörracher Wehr auch neue Wege. Über die Sozialen Medien wird beispielsweise geworben, da einfache Flyer laut Müller nicht mehr ausreichen. „Die Einzelnen muss man kitzeln, damit sie kommen.“ Und auch die schon im Team befindlichen gelte es zu umwerben.

Denn: Während an Heiligabend viele Familien die gemeinsame Zeit verbrachten, galt es für die Ehrenamtlichen der Wehr zu insgesamt sieben Einsätzen auszurücken. „Das muss honoriert werden.“ Unterstützung erfahre die Wehr hier von der Stadt Lörrach.

Klimawandel und Teuerung

Beim Blick voraus rechnet Müller mit weiteren Folgen des Klimawandels. Extreme Trockenheit sorge beispielsweise für Waldbrände, sehr hohe Niederschlagsmengen in kurzer Zeit führen zu Überschwemmungen.

Schwierigkeiten bereiten derzeit auch die Fahrzeugbeschaffungen. Zwar konnten, seit Müller die Leitung der Lörracher Wehr im Oktober 2018 übernommen hat, 13 angegangen beziehungsweise umgesetzt werden, doch derzeit sind noch drei offen. Mit extremen Preissteigerungen ist man hier ebenso konfrontiert wie mit langen Lieferzeiten. Bis zu zweieinhalb Jahre müssen die Wehrleute auf die Ersatzbeschaffung warten. Das Problem: Teilweise gibt es für die alten Wehrwagen keine Ersatzteile mehr.

Wehrwagen ein Wohnmobil

Wenn diese dann ausrangiert werden können, finden sie jedoch schnell Abnehmer. In diesem Jahr wird ein Wagen an die Kanderner Wehr weiterverkauft. Ältere sind besonders bei Privatleuten begehrt, die das bisherige Wehrfahrzeug zu einem Wohnmobil umbauen wollen. Es gebe einen großen Markt, entsprechend gut seien die Preise, die erzielt werden, schildert Müller, der voraussichtlich im Sommer aus familiären Gründen die Lörracher Wehr verlässt und zurück in die Heimat gehen wird (wir berichteten).

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading