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Lörrach Ein Spiel von Illusion und Desillusion

Martina Proprenter
Meisterhaft: Darsteller der Familie Flöz auf der Burghof-Bühne Foto: Martina Proprenter

Theater: Die „Familie Flöz“ fasziniert mit „Teatro Delusio“ im Lörracher Burghof

Lörrach - Ein einziges Bühnenbild reicht dem körperbasierten Theater der „Familie Flöz“, um die Imagination des Publikums im Burghof auf eine abenteuerliche Reise zu schicken: Mit den drei Bühnenarbeitern Bob, Bernd und Ivan fieberte man sich vom Degengefechten über Intrigen und Liebesgeschichten bis hin zu Mord. Dies alles ohne ein gesprochenes Wort und mit starren Masken – nur Körpersprache und Geräuschkulissen genügen. Derart meisterlich, dass das Publikum gar mit einem toten Stoffhaustier trauerte.

Der Mittelpunkt des 2004 uraufgeführten Stücks „Teatro Delusio“ ist ein Ort, den die Zuschauer sonst eigentlich nie zu Gesicht bekommen: die Hinterbühne. Hier wird kurz vor Beginn der Vorstellung noch gehämmert und gewerkelt. Also vor der Vorführung – innerhalb der Aufführung auf der Bühne, und damit nach Beginn des Stücks im Burghof. Denn das ist Teil des Spiels von „Illusion und Desillusion“, wie die internationale Theatercompany die Produktion selbst beschreibt.

Die theatralen Elemente wie Oper, Ballett und Liebesgeschichte spielen sich außerhalb des Sichtfelds ab, dank der Geräuschkulisse aus Applaus und Arien scheint man aber mitten drin zu sitzen. Lediglich deren archetypischen Gestalten tauchen kurz auf: eine Gruppe Musiker huscht vorbei, Ballerinen werden noch rasch aufgehübscht und eine Diva sucht selbstbezogen nach Aufmerksamkeit.

Gekonnt wird hier mit den Erwartungen und Vorurteilen des Publikums gespielt, dem überzogene Charaktere vorgesetzt werden, die es in der Scheinwelt des Theaters zu geben scheint. Da darf auch ein arroganter Intendant nicht fehlen, der sich vom scheinbar unwichtigen Fußvolk Bestätigung holt und mit einer Darstellerin anbandelt.

Im Zentrum dieses Trubels sind die drei Bühnenarbeiter Bob, Bernd und Ivan. Während der eine lieber träumt und Bücher liest, statt zu arbeiten, vertreibt sich der andere die Zeit mit einer Fußballübertragung. Der dritte fühlt sich vom Schein der Theaterwelt angezogen und versucht selbst, den Schritt ins Rampenlicht zu wagen, mit mäßigem Erfolg.

In schnellem Wechsel schaffen es die Darsteller ganze 30 Charaktere zu präsentieren und zum Leben zu erwecken, jeden mit ganz eigenem Habitus. Mal mit brachialem Slapstickhumor, mal mit kleinen Gesten, das Publikum dankt es mit Zwischenapplaus und Lachern.

So verwischt im Laufe des rund 90 minütigen Stücks die Trennlinie zwischen Bühne und Hinterbühne immer mehr. Und der liebevolle Träumer erobert das Herz einer Ballerina, man glaubt auf der starr melancholischen Maske gar ein Lächeln erkennen zu können.

Für diese Meisterleistung holen sich die Darsteller am Ende ihren verdienten Applaus vom begeisterten Publikum ab.

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