Lörrach Ein Ticket – ein Euro

Bernhard Konrad
Archivfoto Foto: Kristoff Meller

Mobilität: Gemeinderat hält an Wunsch für uneingeschränktes Angebot fest.

Lörrach - In der Debatte um die Einführung des Ein-Euro-Tickets hat der Gemeinderat seine Position am Donnerstagabend bekräftigt. Das heißt: Eine Gültigkeitsbeschränkung wird abgelehnt.

Wie berichtet, sah das ursprüngliche Konzept die Einführung einer vergünstigten Viererkarte zum Preis von 4 Euro vor.

Der Ansatz

Ein Ticket würde zur Nutzung von Stadtbus oder Regio-S-Bahn in Lörrach für einen Euro pro Fahrt berechtigen – ganztags und zunächst in einem zweijährigen Testlauf. Dieses vor allem auf Gelegenheitsfahrer abzielende Konzept wurde nach Gesprächen mit dem RVL (Regio Verkehrsverbund Lörrach) aufgeweicht. Das „Ein-Euro-Ticket“ soll lediglich montags bis freitags ab 9 Uhr genutzt werden können. Unter anderem, weil „Kannibalisierungseffekte“ mit den Zeitkarten befürchtet werden.

Der RVL-Geschäftsführer

Im Gremium erläuterte RVL-Geschäftsführer Frank Bärnighausen nun seine Position. Er betonte, der RVL setze auch bei einer Gültigkeit ab 9 Uhr den Ansatz der Stadt „zu großen Teilen um“. Es sei unstrittig, dass Impulse für den Umstieg auf Busse und Bahnen wünschenswert seien. Gleichwohl sei es das Anliegen des RVL, neue Kunden hinzuzugewinnen und nicht, Bestandskunden wie Schüler und Pendler in ein neues Angebot zu ziehen.

Der Verzicht auf eine zeitliche Beschränkung sei nicht akzeptabel, sowohl aus verbundstrategischen, als auch aus wirtschaftlichen, betrieblichen und aus Kapazitätsgründen. Schon heute seien zu den Hauptverkehrszeiten Engpässe beim ÖPNV festzustellen. An Wochenenden und Feiertagen könne das Ein-Euro-Ticket dagegen uneingeschränkt gelten. Er bezifferte die Zusatzkosten auf „bis zu 380 000 Euro“. Die Stadt ging ursprünglich von rund 180 000 Euro im Jahr aus.

Die Fraktionen

Wie Oberbürgermeister Jörg Lutz sagte, werde beim Ein-Euro-Ticket vor allem über Fragen der „Finanz- und Risikoeinschätzung“ befunden. Diese wurde von den Stadträten klar beantwortet. Bernhard Escher machte für die CDU deutlich, dass sie das Ticket nur uneingeschränkt einführen wolle.

Hans-Peter Oehler (SPD) wies darauf hin, dass der ÖPNV in Lörrach beim „Modal Split“ (Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel) nur auf rund 7 Prozent komme: ein schlechter Wert – insbesondere für eine „Energiestadt“, sagte er. Der Kompromiss des RVL sei „ein Rückschritt“. Er forderte mehr Mut in der Umsetzung solcher Ansätze, denn: „Mobilität gehört zur Daseinsvorsorge.“

Margarete Kurfeß (Grüne) hätte sich bei aller Sympathie für die Förderung des ÖPNV gewünscht, dass die Stadt das Vorhaben erst nach intensiveren Verhandlungen verkündet. Nun stünden Mehrkosten im Raum, während sich die Bürger auf das neue Ticket freuten: eine schwierige Situation für den Rat. Ihr Fraktionskollege Gerd Wernthaler forderte, das Ticket („alleine wird es nicht reichen“) mit Maßnahmen wie Preiserhöhungen für das Parken von Kraftfahrzeugen in der Stadt zu flankieren.

Matthias Lindemer (Freie Wähler) sah im „Tarifdschungel“ ein Hauptproblem. Er teilte die massiven Bedenken von Bärnighausen nicht. Eine Beschränkung halte die Bürger von der Wahrnehmung des Angebots ab. Matthias Koesler (FDP) nannte den Vortrag des RVL-Geschäftsführers „intransparent“ – vor allem mit Blick auf die Zahlen. Auch Uwe Claassen (Freie Wähler) forderte „differenziertere Zahlen“. Unter Umständen könne ein einjähriger Probelauf ausreichen.

Das weitere Vorgehen

Bärnighausen wird das Meinungsbild des Rats mit den Gesellschaftern erörtern. Bei Verzögerungen werde der 1. August als Termin für die Einführung nicht zu halten sein.

Die SBB habe sich bereits skeptisch zur Sache geäußert: Schon jetzt stoße die Regio-S-Bahn immer wieder an Kapazitätsgrenzen.

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