Lörrach Eine bewegte Geschichte

Die Oberbadische

Jubiläum: Matthäusgemeinde feiert 500-jähriges Bestehen ihres Kirchturms und 200-jähriges Bestehen der Stadtkirche

Die Matthäusgemeinde an der Stadtkirche hat gestern das 500-jährige Bestehen ihres Kirchturms und das 200-jährige Bestehen ihres Kirchengebäudes gefeiert. Der Festgottesdienst stand unter dem Leitspruch „Kirche in Bewegung“.

Lörrach. Pfarrerin Gudrun Mauvais sieht den Platz ihrer Gemeinde mitten in der Stadt: „Möge dieser Gottesdienst uns bewusst machen, welche Verantwortung wir in der Stadt tragen können.“ So habe schon der frühere Dekan Herbert Wettmann die Rolle der Gemeinde beim Jubiläum vor 50 Jahren beschrieben. Die Sehnsucht des Menschen nach Gerechtigkeit und einer Welt ohne Krieg und Leid verleihe dem Menschen Energie die Welt zu verändern – auch in Lörrach. Diese Botschaft vermittelte die Pfarrerin in ihrer Predigt.

Die Konfirmanden zeigten mit kleinen Szenen, was eine Stadt in Bewegung hält. Unter anderem klatschten sie Rhythmen, die sich allmählich aufeinander einspielten – so wie die verschiedenen Bewohner einer Stadt einen gemeinsamen Weg finden müssen.

Enge Zusammenarbeit mit Dreiländermuseum

Man arbeite mit der Stadtkirche eng zusammen, sagte Museumsleiter Markus Moehring beim Stehempfang im Hebelsaal des Dreiländermuseums nach dem Gottesdienst. Die Feier heute und die aktuelle Ausstellung „Reformationen am Oberrhein“ seien Ausdruck dafür.

Der Kurator der Ausstellung, Peter Kunze, führte kurzweilig durch die bewegte Geschichte von Turm und Kirche, die eng mit der Reformation in Baden zusammen hängen. So wurde der Turm im Jahr 1517 auf alten gotischen Fundamenten gebaut, als auch Martin Luther seine Thesen an die Kirche von Wittenberg anschlug. In Lörrach lehnten sich die Bauern in dieser Zeit gegen die hohen Zehntabgaben an das Basler Kloster Sankt Alban auf.

Die Reformation führte Markgraf Karl II. in Baden-Durlach und damit auch in Lörrach erst im Jahr 1556 ein. Visitationsprotokolle aus dieser Zeit weisen auf große Missstände hin: Die Bauern lieferten den Zehnten nicht mehr pünktlich, die Gläubigen zechten während des Gottesdienstes auf dem Kirchhof. Der Züricher Theologe Friedrich Sulzer sorgte immerhin dafür, dass evangelische Pfarrer in die Badischen Gemeinden kamen.

Peter Kunze erwähnte das Pädagogium im Gebäude des heutigen Museums, an dem auch Johann Peter Hebel lehrte. Im Jahr 1821 trug Hebel als Kirchenprälat maßgeblich zum Ende des Konfessionsstreits zwischen Lutheranern und Reformierten bei und zur Gründung der unierten Badischen Landeskirche.

Das heutige Kirchengebäude wurde im August 1817 mit einem Gottesdienst eingeweiht, an dem sage und schreibe 1800 Gläubige teilnahmen. Die alte Kirche war zu klein geworden. In der gleichen Epoche wurden auch die erste Lörracher Synagoge und die katholische Kirche Sankt Fridolin erbaut. Alle Gebäude sind im klassizistischen Weinbrennerstil ohne Pomp und atmen den Geist der Aufklärung.

  Über die beiden Kirchenführung inklusive Besteigung des Turms mit Herbert Sitterle berichten wir noch

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