Lörrach Eine Königin mit mehr als 2000 Pfeifen

Adrian Steineck und Jana Gerland
Noch befindet sich die Orgel der Stadtkirche an ihrem angestammten Platz. In den kommenden Wochen wird sie aber in ihre Einzelteile zerlegt und in der Kirche Heilige Familie in Stetten zwischengelagert. Foto: Adrian Steineck

In der Stadtkirche wird derzeit die Orgel ausgebaut. Dies ist der erste Schritt zur Sanierung des Gotteshauses. Die Orgel wird für ein Jahr eingelagert und soll dann in neuer Pracht wieder erklingen.

Claus-Uwe Lindl vom Freiburger Orgelbau Hartwig und Tilmann Späth ist die Begeisterung über das Innenleben der Orgel anzuhören. „Wer in der Kirche sitzt, der sieht lediglich die vorderen Pfeifen und könnte dann annehmen, das wäre alles.“ Weit gefehlt. Ein Gespräch mit Lindl und seinen Arbeitskollegen wird rasch zu einer Reise in die Welt von Registern, Manualen, Pedalpfeifen und Schwellwerken.

Mehr als 2000 Orgelpfeifen

Die Orgel der Stadtkirche umfasst 41 Register. „Hat jemand die Zahl der Pfeifen im Kopf?“, ruft Lindl auf entsprechende Nachfrage in den Raum. Von der Orgel herunter tönt es kurz und knapp „Natürlich nicht“ zurück. Die Anzahl der Pfeifen ist für den Orgelbauer auch nicht maßgeblich, erklärt ein Kollege von Lindl. „Wichtig ist nur, dass am Ende jede Pfeife wieder an der richtigen Stelle sitzt.“ Lindl hat in der Zwischenzeit die Zahl der Pfeifen im Kopf überschlagen. „Es sind weit mehr als 2000“, nennt er eine Größenordnung. Die Pfeifen sind bis zu 16 Fuß (etwa 4,9 Meter) hoch.

Für all diese Pfeifen und das mechanische Innenleben der Orgel ist das Instrument in der Stadtkirche eigentlich zu eng bemessen. Dies soll im Zuge der geplanten Kirchenrenovierung geändert werden. „Durch das Versetzen der großen Pedalpfeifen neben das Gehäuse wird die beengte Situation entschärft“, legt Lindl dar. Auch Gebläse und Vorbalg werden versetzt, um die Zugänglichkeit für den Organisten zu verbessern. „Einfach gesagt, soll die Orgel etwas bequemer zu spielen sein“, sagt Lindl, der bei seinem Arbeitgeber für die Restaurierung zuständig ist. Insgesamt werde die Orgel nach der Sanierung mehr Abstand zur Kirchenwand haben.

Orgel wird eingelagert

Bis es soweit ist, wird die Orgel für etwa ein Jahr eingelagert. Dies wird in der Kirche Heilige Familie in Stetten geschehen, die Lindl bereits unter die Lupe genommen hat. „Das ist eine sehr schöne, moderne Kirche“, sagt er und bedauert ein wenig, dass sie nicht mehr als Gotteshaus genutzt wird. Die denkmalgeschützte Kirche sowie das 18 Ar große Grundstück stehen zum Verkauf. Für die Einlagerung der Orgel ist diese Situation indes ein Vorteil. Denn um alle Einzelteile einer Orgel einzulagern, braucht man doppelt soviel Raum, wie das Instrument in aufgebautem Zustand einnimmt, sagt Lindl auf Nachfrage.

Beim Abbau der Orgel ist es hilfreich, dass diese rein mechanisch ist, wie ein Arbeitskollege von Lindl erklärt. Das mache die Arbeit mit den Einzelteilen einfacher, als wenn es sich um ein Instrument mit pneumatischen Bestandteilen handeln würde.

Gut 1000 Arbeitsstunden

Bei der Renovierung ist es unter anderem notwendig, Arbeiten an Pfeifenwerk, Gehäuse, Windladen, Trakturen und Spieltisch samt Elektrik und Beleuchtung vorzunehmen. Zudem muss das Windsystem umfassend überarbeitet werden, um die Druckverhältnisse zu stabilisieren. Eingesunkene Pfeifenfüße müssen ebenfalls gerichtet werden.

Abschließend wird die Orgel wieder eingebaut und neu intoniert. „Da stecken mehr als 1000 Arbeitsstunden drin“, sagt Lindl. Alles, damit die „Königin der Instrumente“ in neuem Glanz erstrahlt.

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