„1min.care“: Mitmach-Aktion zollt Pflegenden Anerkennung und Respekt.
Lörrach - Es herrscht Krisenstimmung beim Thema Pflege in Deutschland. Plakative Schlagworte machen medial die Runde: Versorgungskrise, Betreuungsdilemma, Tsunami des Personalnotstands: Dies sind nur einige davon.
Durch Hiobs-Botschaften über das deutsche Pflegesystem sei das Berufsbild hierzulande in eine Schieflage geraten, sorgt sich Tilman Steinmann.
Viel Positives zu berichten
Er sei sich bewusst, dass es Probleme gebe, die angepackt werden müssen. Indes gebe es auch viel Positives zu berichten, und das Bild könne wieder geradegerückt werden, indem diejenigen zu Wort kommen, die tagtäglich mit der Betreuung von Pflegebedürftigen zu tun haben, ist sich Steinmann sicher. „Pro Ausbildungsjahrgang bildet die Gevita acht bis zehn junge Menschen zum examinierten Altenpfleger aus. Ich begegne immer wieder Auszubildenden, die richtig für diesen Beruf brennen“, berichtet Steinmann. Er selbst habe eine ähnliche Leidenschaft gespürt, als er vor gut 30 Jahren als Zivildienstleistender in der Altenpflege begonnen habe.
Während des 19. Pflegemanagement-Seminars des Universitäts-Herzzentrums Freiburg traf Steinmann im April auf eine ebenso engagierte Person: Sandra Mantz, Gesprächstherapeutin und Sprachkompetenztrainerin. Sie ist bekannt für Vorträge zur Kommunikations- und Umgangskultur in der Gesundheitsbranche und hat ein besonderes Projekt ins Leben gerufen:
Eine Minute Beifall für die Pflege. Die sogenannte „1min.care“-Challenge ist eine Mitmach-Aktion für jeden, „der ein Zeichen der Anerkennung, Wertschätzung und Aufmerksamkeit setzen will für die aktuelle Situation der Pflege, der Pflegenden und der Gepflegten im Land“. Um an der Aktion teilzunehmen, soll man ein Video erstellen, in dem mindestens drei Personen eine Minute lang applaudieren. Ort und Umgebung sind frei wählbar. Es eignen sich Veranstaltungen, Kongresse oder sonstige Versammlungen mit Bühnencharakter. Vorab kann ein eigens erstellter Trailer mit Klatsch-Countdown abgespielt werden. In dem kurzen Film, den man unter www.1min.care herunterladen kann, kommen die Menschen zu Wort, die beruflich oder privat Menschen pflegen. „Der Applaus ehrt die Pflege in Deutschland für 24 Stunden täglichen Einsatz an 365 Tagen im Jahr“, erläutert Mantz in einem Online-Artikel der Pflegemedien die Idee ihrer Aktion. Diese startete offiziell im März beim Deutschen Pflegetag und wird beendet, sobald 24 Stunden Beifall auf Video gesammelt sind. Das gesamte Filmmaterial solle dann Gesundheitsminister Jens Spahn überreicht werden, so die Absicht der Initiatorin.
Sofort Feuer und Flamme
„Als mir Frau Mantz von ihrer Aktion berichtete, war ich dafür sofort Feuer und Flamme.“ Steinmann bat bereits im Kuratorium der Gevita Seniorenresidenz um Applaus sowie in der jüngsten Sitzung des Seniorenbeirats mit Oberbürgermeister Jörg Lutz und anlässlich der Absolventenfeier an der Mathilde-Planck-Schule. „Man spürt richtig, wie eine Minute Applaus die Menschen zum Nachdenken bewegt“, schildert Steinmann seine Eindrücke. „Durch diese Aktion ergaben sich hinterher lange Gespräche über die aktuelle Situation der Pflege im Land.“
