Dorothee Vogt fragte, wie man in Zeiten geschlossener Theater und Kultureinrichtungen einen Diskurs über eine vielfältige Gesellschaft führen könne? Max Czollek empfahl, mit unterschiedlichen Menschen Bündnisse zu bilden und scharfe Diskussionen nicht zu scheuen. Trotz aktuellem Corona-Lockdown betrachtete er Popkultur, Literatur und Kunst als wichtige Felder der Begegnung.
Die Grenzen zwischen diskriminierten und privilegierten Gruppen seien fließend, machte er Mut: Er selbst zähle als Jude und Ostdeutscher zu diskriminierten Gruppen. Er habe aber auch studiert, könne gut reden und die Leute hörten ihm zu, sagte er und empfahl, solche Ressourcen zu nutzen.
Czollek selbst scheut vor scharfen Debatten nicht zurück. Auf die oft gehörte Beteuerung, das Judentum gehöre untrennbar zu Deutschland, reagierte er sarkastisch: „Bei den Juden hat es 1700 Jahre und einen Völkermord gebraucht, bis man sich mit ihrer Anwesenheit abgefunden hat.“ Er erinnerte an die Gleichstellung der Juden im Deutschen Reich 1871. Im Mittelalter hätten sie aber mit eigener Rechtsprechung für Alltagsfragen in einer Parallelgesellschaft in nichtjüdischer Umgebung gelebt.