^ Lörrach: Spannende Zeitreise und dichterisches Duell - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Spannende Zeitreise und dichterisches Duell

Ursula König
Kreativ, unterhaltsam und spannend: Der Poetry Slam „dead or alive“. Foto: Ursula König

Burghof Slam: Dead or alive” vergleicht Dichtkunst über die Grenzen der Zeit hinweg.

Lörrach - Wenn „nagelneue Texte“ auf Dichtkunst treffen, die sich über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte etablieren konnte, dann verspricht dies eine unterhaltsame Zeitreise zu werden. „Dead or Alive“ ist ein Format, das im Rahmen des Burghof Slam erstaunlich viele Anhänger findet. Vielleicht lag dies am Freitagabend auch am Moderator Nik Salsflausen, der in der Poetryszene kein Unbekannter ist und der nicht gerne ein Blatt vor den Mund nimmt.

Er verkörpert wie die vier lebenden Poeten das Aufbrechen von Traditionen; das infrage stellen von Systemen und Werten der heutigen Zeit. Berthold Brecht, Sarah Kane und die Malerin Frida Kahlo stehen ebenso dafür; aber auf ihre Ära bezogen.

Und die Marquise von Sevigne, eine Angehörige des französischen Hochadels im Paris des 16. Jahrhunderts, mokiert sich über den Tratsch ihrer Zeit, den sie kräftig anschürt. Verkörpert wurden die verstorbenen Autoren von Anthea Marckmann, Irina Battaglia, Jonas Baur und Amaru Albancando; alle Schauspieler des Lörracher Theaters Tempus fugit.

Wann ist es zu viel Tradition? Warum kann Smalltalk jede Party retten? Und wieso widmen sich junge Dichter dem olympischen Curlingsport? Diese Fragen beantworteten kreativ die Slammer Julian Heun, Kaleb Erdmann sowie Marius Loy. Die Schweizerin Sarah Altenaichinger trat mit eher zarteren poetischen Klängen an, um zu vermitteln, wie schön es sein kann, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Schlussendlich ging die Siegerflasche an Kaleb Erdmann. Darstellung und Dichtkunst, Drama und Komödie, Briefform oder Anekdote: Der Vielseitigkeit des Abends schienen keine Grenzen gesetzt.

Wenn „Frieda Kahlo“ sich mit flammenden Worten an den mexikanischen Staatspräsidenten wendet, um dem aufkommenden Faschismus zu trotzen, wirkt dies ebenso mitreißend wie die großartige Darstellung der Adligen aus längst vergangenen Zeiten. Aber erscheint der Zugang zu Brechts Drama „Baal“ tatsächlich näher?

Es ist schwer, Texte zu bewerten, die nicht miteinander zu vergleichen sind. Und doch verleiht es der Veranstaltung eine besondere Spannung. Julian Heun widmet sich dem Thema: „Manchmal weiß man nicht so recht, ob das, was man sieht, echt ist.“ Wenn alles „retro“ sei und doch nichts wie früher, dann folgert er: „Echt ist jetzt!“ Die durchchoreografierte Welt, in der wir lebten, sei gar nicht so perfekt wie auf den Instagram-Profilen dargestellt.

Ob „Slamnomade“ oder Kunstikone, Adlige oder moderne Dichterin; spannend bleibt das Eintauchen in die menschliche Kultur und ihre Traditionen zu jeder Zeit, wie der Sieger des Abends satirisch tiefgründig vermitteln konnte.

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