Lörrach Eine Stadt am Rande ihrer Möglichkeiten

Guido Neidinger
Der Stadt fehlen schlicht die Finanzmittel, um alle Einrichtungen stets auf Top-Niveau zu halten und den Aufgaben der Zukunft vollumfänglich gerecht zu werden, kommentiert Guido Neidinger. Foto: Kristoff Meller

Lörracher Aspekte: Kommentar zu Kritik an der Stadtpolitik.

Lörrach - Der Haussegen hängt zunehmend schief zwischen Stadtverwaltung und Gemeinderat auf der einen und den Bürgern auf der anderen Seite. Immer schärfer, immer lauter wird Kritik an der Stadtpolitik geäußert – mal ist es der Wohnungsbau, mal sind es marode Sporthallen, die Schulen, die Kinderbetreuung oder der Burghof.

Sicher: Es läuft nicht alles rund in Lörrach. Der Wohnungsbau schleppt sich hin, Burghof und Stimmen-Festival verursachen erhebliche Defizite, an einigen Schulen sind die baulichen Zustände bedenklich. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass Lörrach in den vergangenen Jahrzehnten eine sehr positive Entwicklung genommen hat. Die Bürger profitieren von einer Infrastruktur, die längst nicht jede Mittelstadt vorzuweisen hat. Beispielhaft genannt seien hier das Parkschwimmbad, das Dreiländermuseum, die Stadtbibliothek, die Volkshochschule, die Musikschule. Und auch der Burghof gehört samt Stimmen-Festival selbstverständlich zu den Aushängeschildern. Das alles macht Lörrach attraktiv und gibt der Stadt ihr Gesicht.

Fakt ist aber auch, dass all diese Aushängeschilder unterhalten werden müssen. Hinzu kommt eine Fülle von teuren Zukunftsaufgaben. Die notwendigen Investitionen bringen die Stadt trotz guter Einnahmen an den Rand ihrer Möglichkeiten. Es wurde aber nie leichtfertig mit den städtischen Einnahmen umgegangen.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Fehler gemacht wurden. Zwei Beispiele: Der Wohnungsbau wurde in früheren Jahren zu sehr vernachlässigt. Immerhin wird diese Herausforderung unter Federführung von Jörg Lutz und Monika Neuhöfer-Avdic prioritär behandelt. Auch bei der Schulentwicklung wurden Jahre vergeudet. Trotzdem kann keinesfalls von einem Totalversagen der Stadtpolitik die Rede sein. Der Stadt fehlen schlicht die Finanzmittel, um alle Einrichtungen stets auf Top-Niveau zu halten und den Aufgaben der Zukunft vollumfänglich gerecht zu werden.

Eine stärkere Belastung der Bürger und Firmen hätte zusätzliche Einnahmen zur Folge. Dies würde aber ebenfalls zu Unmut und Kritik führen. Bleibt also nur der Abbau von Leistungen und Infrastruktur. Aber wollen wir das? Wollen wir den zugegebenermaßen teuren Burghof als Haus mit eigenem Programm aufgeben? Wollen wir das Hallenbad oder gar das Freibad schließen? Oder wollen wir unsere Ansprüche nicht lieber etwas abdimmen, uns etwas mehr in Geduld üben und das Beste aus den verfügbaren Mitteln machen? Wohlwissend, dass nicht alle Wünsche erfüllbar sind, schon gar nicht sofort.

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